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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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gewundenen Gassen zurück zu seiner Bruchbude.
    Andere im Ministerium waren korrupt, aber nicht Jaidee. Jedenfalls nicht, wenn irgendetwas von dem stimmt, was er über den Offizier gehört hat. Sogar Sawatdee Krung Thep!, das Flüsterblatt, das ihn am meisten geliebt und ihn dann am heftigsten verdammt hatte, ergeht sich jetzt in seitenlangen Lobeshymnen auf den Nationalhelden. Hauptmann Jaidee war zu beliebt, als dass er einfach so in Stücke geschnitten und wie Abfall in den Methankomposter geworfen werden konnte. Irgendjemand muss bestraft werden.
    Und wenn das Handelsministerium die Schuld daran trägt, muss das Handelsministerium bestraft werden. Also wurden die Fabriken geschlossen, die Ankerplätze, Straßen und Hafenzufahrten abgeriegelt, und Hock Seng kommt nirgends durch. Er kann keine Passage auf einem Klipper buchen, kann nicht flussaufwärts nach Ayutthaya fahren, das in Trümmern liegt. Er kann nicht an Bord eines Luftschiffs nach Kalkutta oder Japan fliehen.
    Er schleicht sich am Hafen vorbei, und wie hätte es auch anders sein sollen – die Weißhemden liegen dort noch immer auf der Lauer. In ihrer Nähe hocken einige Arbeiter in
Grüppchen auf dem Boden – wegen der Blockade gibt es für sie nichts zu tun. Einhundert Meter vom Ufer entfernt liegt ein prächtiger Klipper vor Anker und schaukelt sanft auf den Wellen. Ein so schönes Schiff hat er früher auch besessen! Modernste Technologie, Wechselrumpf und Tragflächen, Palmölpolymer, Windflügel. Schnell. Mit großem Laderaum. Es liegt dort draußen, von Scheinwerfern angestrahlt. Und er steht auf dem Kai und starrt hinüber. Genauso gut könnte es in Indien vor Anker liegen.
    Er entdeckt eine Garküche; der Verkäufer brät gengefledderte Tilapia in einem tiefen Wok. Hock Seng nimmt seinen ganzen Mut zusammen. Er muss einfach fragen, selbst wenn er sich damit als Yellow Card zu erkennen gibt. Ohne Informationen ist er blind. Die Weißhemden stehen am anderen Ende des Kais – sollte der Mann nach ihnen rufen, hätte er noch immer Zeit zu fliehen.
    Hock Seng nähert sich ihm vorsichtig. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, eine Passage zu buchen?«, murmelt er und deutet mit einer Kopfbewegung zu dem Klipper hinüber. »Auf dem Schiff dort?«
    »Sie lassen niemanden durch«, murmelt der Verkäufer.
    »Nicht einmal einen einzelnen Mann?«
    Der Thai runzelt die Stirn und deutet auf eine Gruppe von Leuten, die in Dunkeln sitzen, rauchen und Karten spielen. In ihrer Mitte steht ein Kurbelradio. »Die da warten schon seit einer Woche. Du wirst dich gedulden müssen, Yellow Card. Wie alle anderen auch.«
    Hock Seng muss sich zusammenreißen, um keine Miene darüber zu verziehen, dass der andere ihn so leicht durchschaut. Er tut so, als wäre sie hier alle gleich, in der Hoffnung, dass er als Mensch und nicht als unerwünschte Cheshire gesehen wird. »Haben Sie vielleicht etwas von kleineren Booten gehört, weiter die Küste hinunter? Außerhalb der Stadt? Für Geld?«

    Der Fischverkäufer schüttelt den Kopf. »In keiner Richtung ist ein Durchkommen. Sie haben auch zwei verschiedene Gruppen von Passagieren erwischt, die von ihren Schiffen an Land gehen wollten. Die Weißhemden lassen nicht einmal die Versorgungsboote ablegen. Wir schließen Wetten ab, ob der Kapitän die Anker lichten oder ob die Weißhemden vorher jemanden durchlassen werden.«
    »Wie lauten die Quoten?«, fragt Hock Seng.
    »Ich gebe dir elf zu eins, dass der Klipper sich vorher davonmacht. «
    Hock Seng verzieht das Gesicht. »Das ist mir das Risiko nicht wert.«
    »Dann eben zwanzig zu eins.«
    Einige andere haben anscheinend ihrer Unterhaltung zugehört. Sie lachen leise. »Wetten Sie nicht, wenn er Ihnen nicht fünfzig zu eins gibt«, sagt einer von ihnen. »Die Weißhemden werden nicht nachgeben. Nicht dieses Mal. Nicht nach dem Tod des Tigers.«
    Hock Seng zwingt sich, in ihr Lachen einzustimmen. Er zieht eine Zigarette hervor, zündet sie an und reicht die Schachtel herum. Ein kleines Geschenk an die Thai, das seinen guten Willen zeigen soll, für diesen kurzen Augenblick des brüderlichen Beisammenseins. Wäre er kein Yellow Card mit einem auffälligen Akzent, würde er vielleicht sogar versuchen, die Weißhemden zu bestechen, aber in einer Nacht wie dieser würden sie nur nach ihren Schlagstöcken greifen. Und dass ihm jemand den Kopf auf das Pflaster drischt – das will er sich doch lieber ersparen. Er raucht und lässt den Blick über die Blockade schweifen.
    Zeit

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