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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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erkundigt?«
    »Wonach?« Er legt sich eine Patience auf dem Tresen.
    »Wie ich nach Norden gelangen kann.«
    Er wirft ihr einen Blick zu, dann legt er eine weitere Reihe von Karten aus. Schweigt für einen Moment. »Das ist ein hartes Stück Arbeit. Nicht etwas, das man an einem Tag erledigen könnte.«
    »Haben Sie sich erkundigt?«
    Er sieht sie an. »Ja. Habe ich. Aber solange die Weißhemden das Jaidee-Massaker als Vorwand für ihre Repressalien benutzen, geht niemand irgendwohin. Ich lasse es dich wissen, sobald sich die Gegebenheiten ändern.«
    »Ich möchte mich auf den Weg machen.«
    »Das hast du mir bereits gesagt. Verdien genug, dann kannst du gehen.«
    »Ich verdiene reichlich. Ich möchte jetzt sofort gehen.«
    Raleigh schlägt blitzschnell zu, doch sie sieht seine Hand kommen. Schnell ist er nur für ihn, nicht für sie. Sie beobachtet die Hand, die sich auf sie zubewegt, mit der gleichen unterwürfigen Dankbarkeit, mit der sie Gendo-sama früher bedachte, wenn er sie zum Abendessen ausführte. Es tut weh, doch kurz darauf wird ihre Wange von einer Taubheit durchflutet, die sich immer weiter ausbreitet. Sie fühlt dem Schmerz mit den Fingern nach, kostet die erneute Kränkung aus.
    Raleigh blickt sie ungerührt an. »Du wirst dann gehen, wenn es mir verdammt nochmal in den Kram passt.«
    Emiko neigt leicht den Kopf und lässt diese wohlverdiente
Lektion tief in sich einsinken. »Sie werden mir nicht helfen, habe ich Recht?«
    Raleigh zuckt nur mit den Achseln und befasst sich wieder mit seinem Kartenspiel.
    »Gibt es diesen Ort überhaupt?«, fragt sie ihn.
    Raleigh sieht kurz zu ihr hinüber. »Sicher. Wenn es dich glücklich macht. Es gibt diesen Ort. Wenn du mich aber weiterhin damit belästigst, gibt es ihn nicht mehr. Und jetzt geh mir aus den Augen.«
    Der Falke lässt tot die Flügel hängen. Sie ist tot. Mulch für den Kompostierer. Fleisch für die Stadt, Dung für die Gaslampen. Emiko starrt Raleigh an. Der Falke liegt tot am Boden.
    Dann muss sie daran denken, dass es noch Schlimmeres gibt, als zu sterben. Manche Dinge konnten niemals geboren werden.
    Ihre Faust ist schnell. Raleigh-sans Hals ist weich.
    Der alte Mann fährt sich an die Kehle und geht mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen zu Boden. Alles geschieht wie in Zeitlupe: Daeng dreht sich um, als er das Klappern des umkippenden Barhockers hört; Raleigh fällt, die Arme und Beine ausgestreckt, reißt den Mund auf und versucht Luft zu holen; dem Putzmann entgleitet der Wischmopp; Noi und Saeng am anderen Ende der Bar mit ihren Männern, die darauf warten, sie nach Hause zu eskortieren – alle drehen sie sich nach dem Geräusch um, und dabei sind sie so langsam.
    Als Raleigh auf dem Boden aufschlägt, ist Emiko schon davongestürzt, quer durch den Raum auf den VIP-Bereich zu, hin zu dem Mann, der ihr mehr als alle anderen wehgetan hat. Der Mann, der jetzt dort mit seinen Freunden zusammensitzt und keinen Gedanken mehr an den Schmerz verschwendet, den er jemand anderem angetan hat.

    Sie wirft sich gegen die Tür. Die Männer sehen überrascht zu ihr auf. Köpfe recken sich ihr entgegen, Münder öffnen sich, um zu schreien. Die Leibwächter greifen nach ihren Federpistolen, doch sie alle bewegen sich viel zu langsam.
    Keiner von ihnen ist ein Neuer Mensch.

30
    Pai hält sich dicht neben Kanya, den Blick auf das schemenhafte Dorf unter ihnen gerichtet. »Ist es das?«
    Kanya nickt und sieht sich nach dem Rest ihrer Truppe um, die ausgeschwärmt ist und jetzt alle Zugänge zu den Becken sichert, in denen die gegen Bitterwasser resistenten Garnelen für die Fischmärkte von Krung Thep gezüchtet werden.
    Die Häuser sind auf Bambusflößen errichtet, die momentan jedoch auf dem Erdboden ruhen – sobald die Flut kommt, werden die Behausungen aufsteigen und dahintreiben, während die Reisfelder und Teiche in Schlick und Wasser versinken. Ihre eigene Familie wohnte in einem ganz ähnlichen Haus auf dem Mekong, aber das war vor vielen Jahren, bevor General Pracha dort auftauchte.
    »Eine gute Spur«, murmelt sie leise vor sich hin.
    Ratana war ganz aus dem Häuschen gewesen. Ein Hinweis, ein Anhaltspunkt: Fischmilben zwischen den Zehen der dritten Leiche.
    Von Fischmilben war es gedanklich nicht mehr weit zu den Garnelenfarmen, und von den Farmen kamen nur diejenigen infrage, die Arbeiter nach Bangkok geschickt hatten – also alle, bei denen es in der letzten Zeit zu einem großen
Fischsterben gekommen war. So war sie auf diese

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