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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Kontrast zu dem Lärm, den der Truppentransporter veranstaltet, doch die Abgaswolken sind die gleichen. Das Gefährt eines reichen Mannes. Ein derartiger Wohlstand ist fast schon unvorstellbar.
    Emiko stockt der Atem. Akkarat, der Handelsminister, wird von seinen Leibwächtern in das wartende Auto geleitet. Passanten bleiben stehen und reißen die Augen auf. Emiko tut es ihnen gleich. Dann setzt sich die Limousine in Bewegung, und auch der Truppentransporter fährt, von dröhnendem Motorenlärm begleitet, wieder los. Die beiden Fahrzeuge rasen
die Straße hinunter und verschwinden hinter der nächsten Ecke; zurück bleiben nur Rauchwolken.
    Stille senkt sich über die Straße, nach dem Grollen des schweren Motors ist sie fast schon greifbar. Sie hört das Gemurmel der Menge: »Politisch … Akkarat … Farang? … General Pracha …«
    Doch selbst ihr gutes Gehör kann keinen Sinn in den Wortfetzen ausmachen. Sie starrt dem Transporter nach. Wenn sie sich Mühe geben würde, könnte sie vielleicht die Verfolgung aufnehmen … Sie verwirft die Idee sofort wieder. Unmöglich. Wo auch immer Anderson-sama jetzt ist, es geht sie nichts an. In was für politische Schwierigkeiten er auch verwickelt sein mag, es wird hässlich ausgehen – wie immer bei solchen Dingen.
    Emiko überlegt, ob sie sich vielleicht einfach zurück in die Wohnung schleichen kann, jetzt, da alle weg sind. In der Nähe des Haupteingangs haben ein paar Männer damit begonnen, Handzettel zu verteilen. Zwei weitere fahren auf einem Lastenfahrrad vorbei. Sie haben stapelweise Flugblätter im Gepäck. Noch im Fahren springt einer der Männer ab und klebt einen Flyer an den nächsten Laternenpfahl, bevor er wieder aufsteigt.
    Emiko geht auf die beiden zu, um sich einen der Zettel zu nehmen, doch ein Anflug von Paranoia hält sie zurück. Also lässt sie die Männer vorbeiklappern und nähert sich dann vorsichtig dem Laternenpfahl, um zu sehen, was sie dort angeschlagen haben. Sie konzentriert sich ganz darauf, ihre Bewegungen gleichmäßig und natürlich wirken zu lassen, um keine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vorsichtig drängt sie sich durch die Menge, die sich dort versammelt hat, und versucht, einen Blick über dieses Meer schwarzer Haare und sich reckender Köpfe zu werfen, wobei sie immer wieder gegen jemanden stößt.

    Ein wütendes Gemurmel erhebt sich. Jemand schluchzt laut auf. Ein Mann wendet sich mit vor Entsetzen und Schmerz weit aufgerissenen Augen ab. Er zwängt sich an ihr vorbei. Emiko schlüpft in die Lücke, die er hinterlassen hat. Das Gemurmel wird lauter. Emiko schiebt sich vorsichtig weiter nach vorne, vorsichtig, vorsichtig, langsam, langsam … Ihr Atem setzt aus.
    Der Somdet Chaopraya. Der Beschützer Ihrer königlichen Majestät, der Königin. Und Worte … Sie zwingt ihr Gehirn dazu, die Informationen zu verarbeiten, aus dem Thailändischen ins Japanische zu übersetzen. Während sie das tut, wird sie sich der sie umgebenden Menschen überdeutlich bewusst; Menschen, die sie von allen Seiten bedrängen, und sie alle lesen gerade von einem Aufziehmädchen, das sich unter ihnen bewegt, ein Aufziehwesen, das den Beschützer der Königin abgeschlachtet hat, eine Agentin des Umweltministeriums, eine todbringende Kreatur.
    Sie alle wollen einen Blick auf den Text erhaschen, rempeln sich gegenseitig an, drängen an ihr vorbei, halten sie für eine von ihnen. All diese Menschen lassen sie nur deshalb weiter am Leben, weil sie sie noch nicht erkannt haben.

34
    »Setz dich doch endlich hin. Dieses Hin- und Hergerenne macht mich nervös.«
    Hock Seng hört einen Moment lang auf, in seiner armseligen Behausung auf und ab zu laufen, um Lachender Chan einen wütenden Blick zuzuwerfen. »Ich bin es schließlich, der Eure Kalorien bezahlt, und nicht umgekehrt.«

    Lachender Chan zuckt mit den Achseln und widmet sich wieder seinem Kartenspiel. Sie alle haben die letzten Tage zusammengedrängt in diesem Zimmer zugebracht. Lachender Chan, Pak Eng und Peter Kuok sind zwar durchaus als angenehme Gesellschaft zu bezeichnen. Aber selbst die angenehmste Runde …
    Hock Seng schüttelt den Kopf. Es spielt keine Rolle. Das Unwetter braut sich bereits zusammen. Am Horizont zeichnen sich Blutvergießen und Chaos ab. Ihn überfällt das gleiche Gefühl wie damals vor dem Malaiischen Zwischenfall, kurz bevor seine Söhne geköpft wurden und man seine Töchter so lange vergewaltigte, bis sie den Verstand verloren. Und obwohl er sich damals

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