Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
mitten im Auge des Sturms befand, hatte er selbst die Augen fest vor dem verschlossen, was ihnen allen bevorstand. Jedem, der es hören wollte, sagte er, die Menschen in KL würden niemals zulassen, dass die rechtschaffenen Chinesen hier im Land dasselbe Schicksal wie in Jakarta erleiden würden. Waren sie nicht loyal? Leisteten sie nicht etwa ihren Beitrag? Und waren sich nicht auch seine sämtlichen Freunde in Regierungskreisen einig, dass die Grünen Brigaden nichts weiter als politisches Imponiergehabe zur Schau stellten?
Obwohl das Unwetter ihn bereits umtobte, weigerte er sich damals, diese Tatsache zu akzeptieren … Doch dieses Mal ist es anders. Diesmal ist er vorbereitet. Die Luft ist aufgeladen mit den bevorstehenden Ereignissen. Seit die Weißhemden die Fabriken geschlossen haben, kann er es spüren. Und jetzt steht die Entladung kurz bevor. Und dieses Mal ist er bereit. Hock Seng lächelt in sich hinein und prüft erneut seinen kleinen Behälter voller Geld, Edelsteine und Proviant.
»Gibt es Neuigkeiten im Radio?«, fragt er.
Die drei Männer tauschen Blicke aus. Lachender Chan nickt Pak Eng zu. »Du bist mit Aufziehen dran.«
Mürrisch geht Pak Eng zu dem Apparat hinüber. Es ist ein teures Gerät, und eigentlich bereut Hock Seng, dass er es gekauft hat. In den Slums gibt es noch andere Radios, doch in ihrer Nähe herumzulungern, würde nur Aufmerksamkeit erregen, also hat er sich für viel Geld dieses hier zugelegt, obwohl nicht klar war, ob er daraus mehr erfahren würde als nur weitere Gerüchte. Und doch konnte er nicht auf diese zusätzliche Informationsquelle verzichten.
Pak Eng kniet sich neben den Apparat und beginnt damit, ihn aufzuziehen. Die Lautsprecher erwachen knackend zu neuem Leben, kaum laut genug, um das Quietschen der Kurbel zu übertönen.
»Weißt du, wenn du auch noch in ein anständiges Getriebe investiert hättest, dann würde es viel besser funktionieren.«
Niemand schenkt ihm auch nur die geringste Beachtung; ihre ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt dem winzigen Lautsprecher: Musik, Saw-Duang -Klänge …
Hock Seng kauert sich vor das Radio und lauscht aufmerksam. Sucht nach einem anderen Sender. Pak Eng beginnt zu schwitzen. Er kurbelt noch dreißig Sekunden lang weiter, bevor er keuchend innehält. »So. Das sollte fürs Erste genügen. «
Hock Seng dreht am Regler und lauscht den weissagenden Wellen des Radios. Sender folgt auf Sender. Überall nur Unterhaltung. Musik.
Lachender Chan blickt auf. »Wie spät ist es?«
»Ungefähr vier Uhr?«, vermutet Hock Seng achselzuckend.
»Dann müsste jetzt Muay-Thai übertragen werden. Mit den Eröffnungsritualen haben sie wahrscheinlich schon begonnen. «
Sie wechseln vielsagende Blicke. Hock Seng sucht weiter die Sender ab. Musik, nichts sonst. Keine Nachrichten …
Doch dann ist plötzlich eine Stimme zu hören. Sie ertönt auf allen Kanälen wie aus einem Munde. Die Männer rücken näher zusammen und lauschen.
»Ich glaube, das ist Akkarat.« Hock Seng hält inne. »Der Somdet Chaopraya ist tot. Akkarat macht die Weißhemden dafür verantwortlich.« Er sieht sich im Kreis um. »Es geht los.«
Pak Eng, Lachender Chan und Peter sehen ihn voller Respekt an. »Du hattest Recht.«
»Ich lerne dazu«, antwortet Hock Seng mit einem ungeduldigen Nicken.
Bald ist es so weit. Die Megodonten werden in den Kampf ziehen. Es ist ihr Schicksal. Die Machtverteilung, die sich nach dem letzten Staatsstreich ergeben hat, konnte auf Dauer nicht bestehen. Die Bestien werden so lange kämpfen, bis eine von ihnen endgültig die Oberhand errungen hat. Hock Seng schickt ein Stoßgebet an seine Ahnen, er möge diesem Strudel lebend entkommen.
Lachender Chan steht auf. »Da werden wir uns das Geld als Leibwache doch noch verdienen müssen.«
Hock Seng nickt bekräftigend. »Das wird keine schöne Sache für diejenigen, die es unvorbereitet trifft.«
Pack Eng fängt an, seine Federpistole aufzuziehen. »Mich erinnert das an Penang.«
»Diesmal wird es anders kommen«, sagt Hock Seng. »Diesmal sind wir vorbereitet.« Er bedeutet ihnen, sich zu erheben. »Es ist an der Zeit, dass wir uns überlegen, was wir alles tun können …«
Alle schrecken hoch, als es an der Tür klopft.
»Hock Seng! Hock Seng!« Eine hysterische Stimme, begleitet von weiterem Gehämmer an der Tür.
»Das ist Lao Gu.« Hock Seng zieht die Tür auf, und Lao Gu stolpert herein.
»Sie haben Mr Lake geschnappt. Den fremden Teufel und all seine Freunde.«
Hock Seng
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