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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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vollkommen, und waren ihre Gene nicht gegen Krankheiten
und Krebs resistent, und wer war sie überhaupt, dass sie sich beklagen durfte? Wenigstens würden ihre Haare niemals grau werden, und sie würde nicht so schnell altern wie er, trotz all der Operationen und Pillen und Salben und Kräuter, die ihn jung erhielten.
    Er hatte ihr über die Haare gestrichen und gesagt: »Du bist wunderschön, auch wenn du zu den Neuen Menschen gehörst. Du musst dich nicht schämen.«
    Und Emiko hatte sich in seine Arme geschmiegt. »Nein. Ich schäme mich nicht.«
    Aber das war in Kyoto gewesen, wo die Neuen Menschen weit verbreitet waren, wo sie gute Dienste leisteten und manchmal sogar angesehen waren. Sie waren keine echten Menschen, das gewiss nicht, aber auch nicht die Bedrohung, zu der sie die Angehörigen dieser barbarischen Kultur machen. Und gewiss nicht die Teufel, gegen die Grahamiten von der Kanzel herunter anwetterten, oder die der Hölle entsprungenen seelenlosen Kreaturen, wie die buddhistischen Waldmönche behaupteten; und auch keine Kreaturen, denen es nicht gegeben war, jemals eine Seele zu erlangen oder einen Platz im Kreislauf der Wiedergeburt und dem Streben nach dem Nirwana. Und nicht der Affront wider den Koran, den die Grünen Brigaden darin sahen.
    Die Japaner waren praktisch veranlagt. Eine überalterte Bevölkerung brauchte alle Arten von jungen Arbeitern, und wenn diese aus Reagenzgläsern kamen und in Krippen heranwuchsen, so war das keine Sünde. Die Japaner waren praktisch veranlagt.
    Und ist das nicht der Grund, weshalb du jetzt hiersitzt? Weil die Japaner so praktisch veranlagt sind? Obwohl du wie eine von ihnen aussiehst, obwohl du ihre Sprache sprichst, obwohl Kyoto die einzige Heimat ist, die du kennst, warst du keine Japanerin.
    Emiko legt den Kopf in die Hände. Sie fragt sich, ob sie
einen Freier finden oder am Ende der Nacht allein bleiben wird, und sie fragt sich, ob sie überhaupt weiß, was davon ihr lieber wäre.
    Raleigh behauptet, es gäbe nichts Neues unter der Sonne, aber heute Abend, als Emiko ihn darauf hinwies, dass sie den Neuen Menschen angehörte und dass es so etwas noch nie gegeben habe, lachte er nur und sagte, sie hätte Recht, sie sei etwas Besonderes, und wer weiß, vielleicht bedeutete das, dass alles möglich war. Und dann klatschte er ihr die Hand auf den Hintern und sagte ihr, sie solle machen, dass sie auf die Bühne kommt, und zeigen, wie außergewöhnlich sie wirklich war.
    Emiko fährt mit dem Finger die nassen Linien auf der Bar nach. Das warme Bier schwitzt schlüpfrige Ringe aus, die glänzen wie die Mädchen und die Männer, wie ihre Haut, nachdem sie sich eingeölt hat, damit sie so weich ist wie Butter, wenn die Männer sie anfassen. So weich, wie Haut überhaupt nur sein kann, oder vielleicht noch weicher; ihre Bewegungen mögen sonderbar sein und rucken und zucken, aber ihre Haut ist mehr als vollkommen. Selbst mit ihrem verstärkten Sehvermögen kann sie die Poren ihrer Haut kaum erkennen. Sie sind so klein. So zart. So optimal. Allerdings für Japan gemacht und für die klimatisierten Räume der reichen Leute, nicht für hier. Hier ist es ihr immer zu heiß, und sie schwitzt zu wenig.
    Sie fragt sich, ob ihr vielleicht kühler wäre, wenn sie eine andere Art von Tier wäre, eine geistlose pelzige Cheshire zum Beispiel. Nicht etwa, weil ihre Poren dann größer und effizienter wären und ihre Haut nicht so schmerzhaft undurchlässig – sondern einfach, weil sie dann nicht denken müsste. Und nicht wüsste, dass sie ärgerlicherweise von einem Wissenschaftler in dieser erstickend vollkommenen Haut eingeschlossen worden war – einem Wissenschaftler, der mit Reagenzgläsern
und DNA-Konfetti spielte und dem sie es zu verdanken hatte, dass ihr Fleisch zu glatt und ihr Inneres zu heiß war.
    Kannika packt sie an den Haaren.
    Emiko stockt vor Überraschung der Atem. Sie schaut sich hilfesuchend um, aber niemand achtet auf sie. Alle Blicke sind auf die Mädchen auf der Bühne gerichtet. Emikos Kolleginnen kümmern sich um die Gäste, servieren ihnen fleißig kambodschanischen Whisky, schmiegen sich mit dem Hintern in deren Schoß und streichen ihnen mit der Hand über die männliche Brust. So oder so, niemand hat hier viel für sie übrig. Selbst die Herzensguten – die mit Jai Dee, denen es irgendwie gelingt, Zuneigung zu einem Aufziehmädchen zu fassen – werden sich nicht einmischen.
    Raleigh spricht mit einem anderen Gaijin, lächelt und lacht, aber seine

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