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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Sie werden vom Ozean verschlungen. Fast jede Kiste enthält etwas Verdächtiges. Wobei die Kisten nur symbolisch für andere, allgegenwärtige Probleme stehen: In Chatuchak werden Chemikalien-Bäder vom grauen Markt verkauft, und im Dunkel der Nacht staken Männer in ihren Booten den Chao Phraya hinauf, den Rumpf voller Ananasfrüchte der nächsten Generation. Unaufhörlich weht Blütenstaub über die Halbinsel und bringt die neusten Genom-Konstrukte von AgriGen und PurCal mit sich, während die Cheshire fast unsichtbar in den Abfällen der Soi wühlen und Jingjok2-Eidechsen die Eier von Nachtschwalben und Pfauen rauben. Elfenbeinkäfer bohren
sich durch die Wälder des Khao Yai, während die Pflanzenwelt und die dicht gedrängten Menschenmassen von Krung Thep von Cibiskose-Zuckern, Rostwelke und der fa’ gan -Wucherung durchseucht werden.
    Es ist der Ozean, der all dies mit sich bringt. Der Träger allen Lebens.
    »90 … 100 000 … 110 … 125 …«
    Große Denker wie Premwadee Srisati und Apichat Kunikorn mögen über die besten Schutzmaßnahmen oder über die Vorteile der UV-Sterilisierung als Barriere entlang der Grenzen des Königreichs im Vergleich zur nächsten Präventivmutation der Genhacker diskutieren, doch das sind Jaidees Ansicht nach alles Idealisten. Der Ozean findet immer einen Weg.
    »126 … 127 … 128 … 129 …«
    Jaidee beugt sich über die Schulter von Leutnant Kanya Chirathivat und schaut ihr dabei zu, wie sie die Bestechungsgelder zählt. Zwei Zollinspektoren stehen steif daneben und warten darauf, dass sie ihre Autorität zurückerhalten.
    »130 … 140 … 150 …« Kanyas Stimme ist ein gleichmäßiger Sprechgesang. Ein Loblied auf den Reichtum, auf Schmiergelder, auf neue Geschäfte in einem alten Land. Ihre Stimme ist klar und pedantisch. Sie wird sich niemals verzählen.
    Jaidee lächelt. Gegen ein kleines Geschenk, das guten Willen zeigt, ist nie etwas einzuwenden.
    Auf dem nächsten Ankerplatz zweihundert Meter entfernt brüllen Megodonten, während sie die Ladung aus dem Bauch eines Luftschiffs schleppen und alles aufhäufen, damit es sortiert und vom Zoll überprüft werden kann. Turbopropeller kreisen, um das gewaltige Luftschiff, das über ihnen steht, im Gleichgewicht zu halten. Der Ballon dreht sich und hat Schlagseite. Sandige Böen und Megodonten-Dung
fegen über Jaidees Weißhemden, die in Reih und Glied stehen. Kanya legt eine Hand auf die Baht, die sie zählt. Die übrigen Männer warten ungerührt, die Hände auf den Macheten, während der Wind sie umpeitscht.
    Der von den Turbopropellern ausgelöste Windstoß lässt nach. Kanya stimmt wieder ihren Gesang an. »160 … 170 … 180 …«
    Die Zollbeamten schwitzen. Selbst in dieser heißen Jahreszeit gibt es keinen Grund, so stark zu schwitzen. Jaidee schwitzt nicht. Aber schließlich ist er auch nicht gezwungen, ein zweites Mal Schutzgelder zu entrichten, die vermutlich schon beim ersten Mal äußerst hoch waren.
    Fast tun sie Jaidee leid. Diese armen Männer wissen nicht, welche Behörde gerade das Sagen hat, ob vielleicht Zahlungen umgeleitet worden sind; ob Jaidee vielleicht eine neue Macht repräsentiert oder eine rivalisierende; wissen nicht, was für einen Stellung er innerhalb der Schichten aus Bürokratie und Beziehungen einnimmt, aus denen das Umweltministerium besteht. Also bezahlen sie. Er ist überrascht, dass es ihnen so kurzfristig gelungen ist, das nötige Bargeld aufzutreiben. Ebenso überrascht, wie sie es wohl waren, als seine Weißhemden die Türen des Zollamtes eintraten und den Flugplatz in ihre Gewalt brachten.
    »Zweihunderttausend.« Kanya blickt zu ihm hoch. »Alles da.«
    Jaidee lächelt breit. »Ich habe Ihnen gesagt, dass sie zahlen würden.«
    Kanya erwidert das Lächeln nicht, aber das tut Jaidees Schadenfreude keinen Abbruch. Die Nacht ist angenehm heiß, sie haben eine Menge Geld verdient, und zu allem Überfluss haben sie auch noch Zollbeamte schwitzen sehen. Kanya fällt es stets schwer zu akzeptieren, wenn sie Glück hat. Irgendwann in ihrem jungen Leben ist ihr die Fähigkeit
abhandengekommen, sich an etwas zu freuen. Die Hungersnot im Nordosten. Der Tod ihrer Eltern und Geschwister. Die schwere Wanderung nach Krung Thep. Irgendwann in dieser Zeit hat sie den Sinn für Sanuk, die Freude am Leben, verloren. Nicht einmal die Tatsache, dass es ihnen gelungen ist, das Handelsministerium um ein erkleckliches Sümmchen zu erleichtern, oder das Songkran -Fest — beides Gründe für Sanuk

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