Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
mak, große Freude – können sie noch begeistern. Wenn Kanya dem Handelsministerium also 200 000 Baht abknöpft und nicht einmal mit der Wimper zuckt, außer um den Staub der Ankerplätze loszuwerden, wenn sie nicht einmal andeutungsweise lächelt, lässt Jaidee nicht zu, dass das seine Gefühle verletzt. Kanya hat eben nichts für Spaß übrig, das ist ihr Kamma.
Trotzdem, sie tut Jaidee leid. Selbst die Ärmsten lächeln hin und wieder. Kanya dagegen fast nie. Geradezu unnatürlich, das. Sie lächelt nicht, wenn ihr etwas peinlich ist, wenn sie etwas ärgert, wenn sie wütend ist oder sich über etwas freut. Anderen Leuten ist dieser völlige Mangel an gesellschaftlichen Umgangsformen unangenehm, weshalb sie letztlich auch in Jaidees Einheit gelandet ist. Niemand sonst hält es mit ihr aus. Sie beide bilden ein seltsames Paar – Jaidee, der immer etwas findet, über das er lächeln kann, und Kanya, deren Gesicht so ausdruckslos ist, dass es ebenso gut aus Jade geschnitzt sein könnte. Jaidee grinst erneut und lässt seinen Leutnant an seiner guten Laune teilhaben. »Na denn, wir sind hier wohl fertig.«
»Sie haben Ihre Befugnisse überschritten«, murmelt einer der Zollbeamten.
Jaidee zuckt selbstgefällig mit den Achseln. »Das Umweltministerium ist für alles zuständig, was das Königreich gefährden könnte. Das ist der Wille Ihrer Majestät, der Königin.«
Die Augen des Mannes sind ausdruckslos, obwohl er sich zwingt, freundlich zu lächeln. »Sie wissen, was ich meine.«
Jaidee grinst und tut die Feindseligkeit des Beamten mit einer Handbewegung ab. »Jetzt schauen Sie nicht so verzweifelt. Ich hätte das Doppelte verlangen können, und Sie hätten trotzdem bezahlt.«
Kanya packt das Geld ein, während Jaidee mit der Spitze seiner Machete in den Trümmern einer Kiste stochert. »Schauen Sie sich doch all die wichtigen Frachtgüter an, die beschützt werden müssen!« Er dreht ein Bündel Kimonos um. Wahrscheinlich an die Frau eines japanischen Managers adressiert. Und Damenunterwäsche, die mehr wert ist, als er in einem Monat verdient. »Wir wollen doch nicht, dass irgendein schmieriger Beamter in diesen ganzen Sachen wühlt?« Mit einem Grinsen wendet er sich an Kanya. »Möchten Sie davon etwas? Die sind aus echter Seide. Die Japaner haben noch Seidenwürmer, müssen Sie wissen.«
Kanya blickt nicht von den Geldscheinen auf. »Das ist nicht meine Größe. Diese Frauen der japanischen Manager sind alle fett von den Gentech-Kalorien, weil sie mit AgriGen Geschäfte machen.«
»Stehlen würden Sie auch noch?« Das Gesicht des Zollbeamten ist eine Maske aus kaum beherrschtem Zorn und einem Lächeln mit zusammengebissenen Zähnen.
»Offenbar nicht.« Jaidee zuckt mit den Schultern. »Mein Leutnant scheint einen besseren Geschmack zu haben als die Japaner. Ihren Profit werden Sie schon wieder reinholen, da habe ich keine Zweifel. Das alles ist bestimmt nur eine kleine Unannehmlichkeit.«
»Und was ist mit dem Schaden? Wie sollen wir den erklären? « Der andere Zollbeamte deutet auf einen Wandschirm im Stil von Sony, der halb zerfetzt ist.
Jaidee betrachtet das kitschige Machwerk. Darauf ist das Äquivalent einer Samurai-Familie im 21. Jahrhundert zu sehen: ein Manager von Mishimoto Fluid Dynamics, der Aufzieharbeiter
auf einem Feld überwacht … Haben die Arbeiter etwa zehn Hände? Jaidee erschauert angesichts dieser bizarren Blasphemie. Die kleine natürliche Familie am Rand des Feldes scheint das alles nicht zu stören. Aber schließlich handelt es sich um Japaner: Die lassen sogar ihre Kinder mit Aufziehaffen spielen.
Jaidee verzieht das Gesicht. »Ihnen wird bestimmt etwas einfallen. Vielleicht sind die Lastenmegodonten in Panik geraten. « Er klopft dem Zollbeamten auf den Rücken. »Warum so niedergeschlagen? Setzen Sie Ihre Fantasie ein! Nehmen Sie es einfach als Möglichkeit, sich verdient zu machen.«
Kanya hat inzwischen das ganze Geld eingepackt. Sie schließt die Stofftasche und hängt sie sich über die Schulter.
»Alles klar«, sagt sie.
Ein Stück weit weg setzt ein neues Luftschiff zur Landung an; die gewaltigen Spannfedern verbrauchen die letzten Joule, um den Rumpf über die Anker zu manövrieren. Von Bleigewichten beschwerte Taue sinken zu Boden. Auf dem Ankerplatz stehen Arbeiter mit erhobenen Händen bereit, um das schwebende Ungeheuer an ihren Megodonten-gespannen festzumachen; sie sehen aus, als würden sie zu einem riesenhaften Gott beten. Jaidee schaut fasziniert
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