Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Schüssel U-Tex-Reisbrei mit einigen kleinen, nicht identifizierbaren Fleischstückchen darin.
In seinem früheren Leben war Lachender Chan Aufseher einer Plantage, wo einhundertundfünfzig Mann unter seinem Befehl die Stämme von Kautschukbäumen anzapften, um die Latexmilch aufzufangen. In diesem Leben hat sein Organisationstalent eine neue Nische gefunden: Er gebietet über Arbeiter, die unten an den Docks und draußen auf den Ankerplätzen Megodonten und Klipper entladen, wenn die Thai zu faul oder zu dumm sind oder zu langsam, oder wenn er irgendein hohes Tier bestechen kann, um seine Yellow-Card-Kolonne mit Reis zu versorgen. Manchmal verrichtet er auch andere Arbeit. Schmuggelt Opium oder das Amphetamin
Yaba vom Fluss bis in die Hochhäuser des Kadaverkönigs hinein. Beschafft SoyPRO von AgriGen aus Koh Angrit, und das trotz der Blockaden des Umweltministeriums.
Ihm fehlen ein Ohr und vier Zähne, aber das hindert ihn nicht daran, in einem fort zu lächeln. Er sitzt da und grinst wie ein Narr, wobei er seine Zahnlücken entblößt. Währenddessen schweift sein Blick über die Passanten. Hock Seng setzt sich, und auch vor ihn wird eine Schüssel mit dampfendem Jok gestellt. Gemeinsam essen sie U-Tex-Brei und trinken dazu Kaffee, der fast so gut ist wie der, den sie im Süden gekannt haben. Dabei beobachten sie die Menschen um sich herum, folgen mit Blicken der Frau, die sie bedient, den Männern, die an den anderen Tischen kauern, den Pendlern, die sich auf ihren Fahrrädern vorbeidrängen. Schließlich sind sie beide Yellow Cards. Es liegt ebenso in ihrer Natur, wie es in der einer Cheshire liegt, nach Vögeln Ausschau zu halten.
»Sind Sie bereit?«, fragt Lachender Chan.
»Noch einen Moment. Ich möchte nicht, dass Ihre Männer gesehen werden.«
»Keine Sorge. Inzwischen bewegen wir uns fast wie die Thai.« Er grinst und zeigt seine Zahnlücken. »Bald wird man uns nicht mehr von den Einheimischen unterscheiden können. «
»Kennen Sie Dog Fucker?«
Lachender Chan nickt bestimmt, und sein Lächeln verschwindet. »Und Sukrit kennt mich. Ich werde mich unterhalb des Deichs aufhalten, in der Nähe der Hütten. Wo mich niemand sieht. Ich habe dafür gesorgt, dass Ah Ping und Peter Siew die Augen offen halten.«
»Also gut.« Hock Seng isst sein Jok auf und bezahlt auch für Lachender Chan. Solange er Lachender Chan und seine Männer in der Nähe weiß, fühlt er sich ein wenig besser. Wenn auch immer noch nicht sicher. Falls diese Sache schiefgeht,
wird Lachender Chan zu weit weg sein, um mehr zu tun, als Rache zu nehmen. Und wenn Hock Seng genauer darüber nachdenkt, hat er dafür eigentlich nicht genug bezahlt.
Lachender Chan schlendert davon und verschwindet zwischen den Planen. Hock Seng setzt seinen Weg durch die drückende Hitze fort, bis er den steilen, holprigen Pfad erreicht, der sich an der Seite des Deichs zwischen den Slums hinaufwindet. Er folgt ihm, und bei jedem Schritt tut ihm das Knie weh. Schließlich steht er auf dem breiten Damm, der die Stadt vor den Gezeiten schützt.
Nach dem Gestank der Elendsviertel ist die Meeresbrise, die auf ihn einstürmt und an seinen Kleidern zerrt, eine Erleichterung. Der hellblaue Ozean funkelt wie ein Spiegel. Hock Seng ist nicht der Einzige, der hier oben auf der Promenade steht und die frische Luft genießt. In einiger Entfernung hockt eine der Kohlepumpen von König Rama XII. wie eine gewaltige Kröte auf dem Rand des Damms. Das Symbol für Korakot – der Krebs – ist ihr in die Flanke gebrannt. In regelmäßigen Abständen stoßen ihre Schlote Dampf und Rauch aus.
Irgendwo tief unter der Deichanlage strecken, von dem genialen König erdacht, die Pumpen ihre Tentakel aus und saugen das Wasser herauf, damit die Stadt nicht ertrinkt. Selbst während der heißen Jahreszeit laufen beständig sieben Pumpen und sorgen dafür, dass Bangkok nicht untergeht. Während der Regenzeit arbeiten alle zwölf der Tierkreiszeichen auf Hochtouren – dann, wenn es in Strömen gießt und die Menschen, nass bis auf die Haut, die Hauptverkehrsadern der Stadt auf Booten entlangfahren und dankbar dafür sind, dass der Monsun nicht ausgeblieben ist und die Deiche halten.
Hock Seng klettert auf der anderen Seite hinunter und geht auf einen Landesteg hinaus. Ein Bauer mit einem Boot voll Kokosnüsse hält ihm eine entgegen und schlägt die grüne Oberseite ab, damit Hock Seng daraus trinken kann.
Draußen im Meer ragen die untergegangenen Gebäude von Thonburi aus den
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