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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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der Dunkelheit – Hock Seng hat sie für Schatten gehalten. Er unterdrückt einen Aufschrei, doch Dog Fucker entgeht nicht, dass er zusammenzuckt. Der Thai lächelt. »Durchsucht ihn.«
    Hände gleiten Hock Seng über die Rippen und seine Beine hinab, betatschen seine Genitalien. Dann bedeutet ihm Dog Fucker, er soll in den Fahrstuhl steigen. Nachdem der Thai ihr Gewicht abgeschätzt hat, ruft er etwas in das Sprachrohr.
    Von hoch oben ertönt ein Klappern – die Männer drängen sich in die Ballastkabine. Und dann schweben sie empor, durch sämtliche Ebenen der Hölle. Die Hitze wird immer drückender. Tief im Herzen des Gebäudes, das der tropischen Sonne schutzlos ausgesetzt ist, herrschen Temperaturen wie in einem Hochofen.
    Hock Seng weiß noch gut, wie es war, hier im Treppenhaus zwischen den Leibern der anderen Flüchtlinge zu schlafen und in dem Gestank verzweifelt nach Luft zu schnappen. Weiß noch genau, wie sich ihm der Magen gegen das Rückgrat drückte. Und dann erinnert er sich plötzlich an das Blut auf seinen Händen, heiß und klebrig. An den anderen Yellow Card, der hilfesuchend die Arme nach ihm austreckt, noch
während er ihm mit der messerscharfen Kante seiner abgebrochenen Whiskyflasche die Gurgel aufschlitzte.
    Hock Seng schließt die Augen und schiebt die Erinnerung beiseite.
    Du warst am Verhungern. Dir blieb nichts anderes übrig.
    Aber es fällt ihm schwer, das zu glauben.
    Sie gleiten immer weiter hinauf. Eine leichte Brise streicht ihm über den Rücken. Die Luft wird kühler. Es duftet nach Hibiskus und Zitrone.
    Ein Stockwerk huscht vorbei, in dem alle Trennwände und Fenster herausgenommen worden sind – eine Promenade, die auf die Stadt hinausgeht, gepflegte Gärten, Linden, die offene Balkone säumen. Hock Seng fragt sich voller Staunen, wie viele Eimer Wasser wohl hier hinaufgetragen, wie viele Kalorien aufgewendet werden müssen. Was ist das für ein Mann, der über solche Macht verfügt? Die Vorstellung ist ebenso aufregend wie furchteinflößend. Er ist seinem Ziel so nahe!
    Als sie das oberste Stockwerk des Hochhauses erreichen, liegt die sonnendurchflutete Stadtlandschaft unter ihnen: Die goldenen Türme des Palastes, in dem die Kindskönigin Hof hält und der Somdet Chaopraya die Fäden zieht; der Chedi des Mongkut geweihten Tempels auf seinem Hügel – das einzige Gebäude, das noch stehen wird, falls die Deiche brechen; die Ruinen der Expansionsviertel. Und um sie herum nichts als der Ozean.
    »Eine schöne Aussicht, was, Yellow Card?«
    Auf dem weitläufigen Dach ist ein weißer Pavillon errichtet worden. Er raschelt sachte in der salzigen Brise. In seinem Schatten hat sich der Kadaverkönig auf einem Rattansessel ausgestreckt. Der Mann ist fett. Einen so fetten Menschen hat Hock Seng nicht mehr gesehen, seit Pearl Koh in Malaya den Markt für rostwelkeresistente Zibetbäume eroberte.
Vielleicht nicht ganz so fett wie Ah Deng, der einen Süßigkeitenstand in Penang betrieb, aber trotzdem, der Mann ist erstaunlich fett, zieht man in Betracht, wie teuer Kalorien geworden sind.
    Hock Seng nähert sich ihm langsam und verneigt sich vor ihm, bis sich seine aneinandergelegten Handflächen fast über seinem Kopf befinden – ein Zeichen äußersten Respekts.
    Der Fette mustert Hock Seng eingehend. »Sie möchten mir ein Geschäft vorschlagen?«
    Hock Seng stockt der Atem. Er nickt. Sein Gegenüber wartet geduldig. Ein Diener bringt kalten, gesüßten Kaffee und reicht ihn dem Kadaverkönig. Er trinkt einen Schluck. »Haben Sie Durst?«, fragt er.
    Hock Seng besitzt die Geistesgegenwart, den Kopf zu schütteln. Der Kadaverkönig zuckt mit den Schultern. Trinkt einen weiteren Schluck. Schweigt. Vier Diener in weißen Anzügen kommen herbeigeschlurft. Sie tragen einen Tisch, über den weißes Leinen drapiert ist, und stellen ihn vor ihm ab. Der Kadaverkönig nickt Hock Seng zu.
    »Kommen Sie schon, übertreiben Sie es nicht mit der Höflichkeit. Essen Sie. Trinken Sie.«
    Aus dem Nichts taucht ein Stuhl auf. Der Kadaverkönig bietet Hock Seng gebratene U-Tex-Bandnudeln an, einen Salat aus Krabben und grünen Papayas sowie Laab Mu, Gaeng Gai und gedämpften U-Tex-Reis. Dazu gibt es eine Platte mit Papayaschnitzen. »Haben Sie keine Angst. Die Hühner sind das neueste Modell, und die Papayas sind frisch gepflückt. Sie stammen von meiner Plantage im Osten. Seit zwei Anbauperioden keine Spur von Rostwelke mehr.«
    »Wie …«
    »Wir verbrennen die Bäume, bei denen sich die

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