Bios
gedrückt; ein fahlgrüner Sprühnebel aus ätzenden Antiseptika wallte von der Decke. Mac starrte durch das beschlagene Glas.
Hayes machte ihm das Daumen-nach-oben-Zeichen, in der Hoffnung, glaubhaft zu wirken.
Macs Augen waren leer und blutunterlaufen. Aus seinen Poren sickerten rubinrote Tränen. Gewebeverflüssigung und Ausbluten hatten schon eingesetzt.
Macabie Feya lag im Sterben und Hayes konnte nichts dagegen tun.
Drei
Vor allem hatte er die Frage zu lösen, wie er diesen unseligen Todesfall verpacken sollte.
Das Problem beschäftigte Kenyon Degrandpre, als er den Bericht für die monatliche, medizinische Evaluation verfasste. Er musste unbedingt mit dem Doktor reden. Nicht, dass Degrandpre krank gewesen wäre. Doch der medizinische Seniordirektor – Corbus Nefford, ein in Boston geborener Arzt mit einer langen Kartellkarriere – war im Grunde der einzige Mensch an Bord der IOS, der in Degrandpres Nomenklatur einem Freund am nächsten kam. Nefford, anders als die Kaltweltbarbaren, die in der wissenschaftlichen Besatzung den Ton angaben, verstand sich auf die Feinheiten der bürgerlichen Unterhaltung. Er war freundlich, ohne sich anzubiedern, und meistens ehrerbietig, ohne zu kriechen. Nefford besaß ein rundliches, aristokratisches Gesicht, das ihm beim beruflichen Wettkampf daheim sicher sehr zustatten gekommen war; selbst im bescheidenen Arztkittel sah er aus wie ein Verwandter der Familie.
Degrandpre betrat die kleine medizinische Abteilung und zog sich unbekümmert aus. Wie die Uniform war auch sein Körper Ausdruck von Rang und Würde. Er war nahezu unbehaart, das überschüssige Körperfett war fortcheliert, die Muskulatur deutlich aber nicht aufdringlich. An der linken Schulter trug er ein Firmentattoo des Kartells. Der schlanke Penis baumelte über der kaum erkennbaren Narbe seiner Orchidektomie (* operative Entfernung eines oder beider Hoden), ein weiteres Rangabzeichen. Er trat rasch in die Diagnosekabine.
Nefford saß aufmerksam an seinem Monitor, er war nie so taktlos zu reden, bevor er angesprochen wurde.
In Degrandpres Rücken schnurrten Apparaturen, das Flirren von Kolibriflügeln. Er sagte: »Sicher haben Sie schon von dem Todesfall gehört.«
Der Arzt nickte. »Ein Leck im Anzug, wie man hört. Tragisch für Yambuku, für die ganze Belegschaft. Vermutlich muss der Panzer ersetzt werden.«
»Ganz zu schweigen von dem Ingenieur.«
»Macabie Feya. Kam vor dreißig Monaten. Gesund wie ein Pferd, aber das sind sie alle, zumindest wenn sie ankommen. Er soll selber schuld sein.«
»Er war im Freien, die Schutzkleidung war nicht durchgecheckt. Insofern, ja, es war sein Versäumnis. Aber Fehler haben es an sich, die Rangleiter hinaufzuklettern.«
»Ihnen einen Vorwurf machen, Manager? Absurd.«
»Danke für die wenig überzeugende Schützenhilfe. Wir wissen es natürlich besser.«
»Die Welt ist nicht ideal.«
»Wir haben zwei Aktivposten eingebüßt, und zwar von den teuersten. Machen wir uns nichts vor. Aber lahm gelegt ist Yambuku noch lange nicht. Exkursionen mit Fahrzeugen sind weiterhin möglich, die meisten Roboter sind in einem passablen Zustand und es gibt noch mindestens einen Anzug mit Biopanzerung, der ziemlich rasch auf Vordermann gebracht werden kann. Die Grundlagenforschung geht nahtlos weiter.«
»Und«, meinte Nefford, »Yambuku verfügt über die nagelneue Ausrüstung dieser Fisher-Frau.«
»Ist das allgemein bekannt?«
»In guten wie in schlechten Tagen. Die IOS ist ein Dorf. Die Leute reden.«
»Zu viel und zu oft.« Doch Degrandpre erwartete von Corbus Nefford ein gewisses Quantum an Klatsch und Tratsch. Denn Corbus Nefford war Arzt und Abteilungsleiter. Neffords Reisschüssel wurde nie leer. Er konnte aussprechen, was andere vielleicht für sich behielten. »Was Zoe Fisher im Gepäck hat, ist eine unerprobte Technik, die uns von einer reichlich exzentrischen Sparte des Kartells aufgenötigt wird. Die Fisher kommt mit einem dicken Handbuch von Devices & Personnel und setzt einfach ihr Leben aufs Spiel. Das macht mir Kummer. Einmal ist keinmal, aber zwei Tote, das riecht nach jemandes Inkompetenz.«
Der Doktor nickte geistesabwesend, während er in den Bildschirm murmelte. »Die Diagnostik ist beendet. Sie können sich wieder anziehen.«
Degrandpre zog sich laut denkend an. »Devices & Personnel tut so, als könnten sie nach Belieben mit unseren Prioritäten umspringen. Ich bezweifle, dass sich die Firmenbevollmächtigten diese Art von Arroganz noch
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