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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewöhnt sind, in kleinen Gruppen und in abgekapselten Habitaten zu arbeiten. Sollte Devices & Personnel allerdings die Absicht haben, mit einer seiner Umwelt-Schnittstellen Isis für jedermann zu öffnen – und das ohne demütigende Liaison mit den Kuiper-Republiken –, dann wird ihnen das Kartell aus der Hand fressen. Und wir sind Schnee von gestern. Ganz zu schweigen von der Zukunft echter Wissenschaft auf diesem Planeten. Sie sind nicht interessiert, Wissen zu verbreiten, sie werden sich alles und jedes patentieren lassen. Und die Sterne ohne uns erobern.«
    »Du gehst davon aus, dass Zoe eingeweiht ist?«
    »Zoe ist ein Werkzeug. Sie hält das alles für ein exo-zoologisches Projekt. Aber sie gehört Devices & Personnel, und zwar mit Haut und Haaren. Lies die Akte noch mal – das Kleingedruckte. Sie wurde dekantiert und in einer erstklassigen D&P-Kinderkrippe aufgezogen. Bis zum Alter von zwölf. Dann wurde sie plötzlich zusammen mit vier Klongeschwistern in ein Teheraner Waisenheim gesteckt.«
    »Viele werden so abgeschoben. Bürokratie.«
    »Tja. Aber sieh dir das Datum an. August zweiunddreißig – das Kartell hat die Hälfte des Führungsstabs von D&P wegen Aufwiegelung festnehmen lassen. Ein Machtkampf. September zweiunddreißig werden Zoe und ihre Geschwister nach Teheran verschoben. Januar fünfunddreißig – wieder eine drastische Personalveränderung, diesmal in der oberen Kartelletage. Etliche Devices-&-Personnel- Kachoswerden wieder eingestellt, zurückgeholt aus den Reha-Farmen und zu Helden gestempelt. März fünfunddreißig holt D&P unsere Zoe aus dem Waisenheim.«
    »Nur Zoe?«
    »Die Geschwister haben nicht überlebt. Ein iranisches Waisenheim ist nicht gerade das Lunar Hilton. Zoe weiß nur, dass sie gerettet wurde. Sie haben sich ihre Loyalität erkauft, billig.«
    »Billig für D&P. Für sie ging sicher ein Albtraum zu Ende.«
    »Kann ich nicht beurteilen.«
    Er nickte. »Ihre Sozialisation ist nicht gerade vom Besten.«
    »Sie ist Opfer und Werkzeug, aufgewachsen mit Versprechungen und Theorien und Thymostaten und anderem Schund. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf. Lass die Dinge nicht zu nahe an dich ran.«
    Ich lasse die Dinge nie zu nahe an mich ran, dachte Hayes. Welche Dinge? »Sie ist ziemlich fern der Heimat, Elam.«
    »Nicht so fern, wie du denkst. Sie hat einen Betreuer, einen D&P-Kacho namens Avrion Theophilus. Er war ihr Trainer, ihr Lehrer und ihr Vaterersatz nach Teheran. Und nach diesem Terminplan hier wird er uns mit seinem Besuch beehren.«
     
    *
     
    Die Nacht brach herein, live zu sehen auf exakt elf Bildschirmen in der Yambuku-Station. Hayes hatte eine längere Sitzung mit Dieter Franklin. Der groß gewachsene Planetologe trank zu viel Kaffee und führte seine Lieblingstheorien über die mikrotubuläre Struktur isischer Mikrozellen spazieren. Interessant, aber nicht interessant genug, um Hayes noch nach Mitternacht wachzuhalten.
    Die Station war nachts stiller. Komisch, dachte Hayes, alle folgten diesen circadianen Biorhythmen, obwohl die isische Stunde deutlich länger war als die irdische. Er machte seinen Rundgang durch die Korridore rings um den Kernbereich von Yambuku, das Ritual eines Verantwortlichen, dann ging er zu Bett.
     
    *
     
    Zoe beherrschte sich während des Anziehens, doch die fleckigen Wangen und blitzenden Augen verrieten Hayes, dass sie sich diesen Tag seit Jahren ausgemalt hatte.
    Die Erinnerung an Mac Feya dämpfte seine Erregung. Zoes Anzug war unglaublich dünn. Elam hatte Recht: das war kein fortentwickelter Biopanzer, das war ein ganzer Hort von Innovationen… sorgsam bewacht vermutlich von den Gnomen bei Devices & Personnel. Und ja, wenn der Anzug funktionierte, würde das die menschliche Präsenz auf Isis revolutionieren.
    Zoe war fertig und wartete, bis er sich in seinem unendlich viel klobigeren Biopanzer verbarrikadiert hatte. Sie bewegte sich vergleichsweise gelenkig und frei, sie trug nichts als eine halb transparente Membran, ein Beckenfutteral, um Ausscheidungen zu recyceln, ein Atemgerät vor dem Mund und ein Paar schwere Stiefel.
    Elam Mather, die alles aus dem Zentrum des sterilen Kerns heraus beaufsichtigte, überprüfte ein letztes Mal die Telemetrie, dann gab sie grünes Licht. Inzwischen hatten sie drei Etappen halb verseuchter Außenringverkleidung hinter sich; jetzt glitt das letzte Hindernis, das übermannsgroße Stahlschott der Schleuse, beiseite und ließ das nackte Tageslicht herein.
    Keinen Sonnenschein. Eine

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