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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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›Farewell‹ mit Yambuku und versuchte aufs Neue zu schlafen.
     
    *
     
    Ein Alarm riss sie knapp nach Mitternacht aus dem Schlaf. Sie saß, Tams Stimme im Ohr, in der orientierungslosen Finsternis: »Zoe?«
    »Ja, hier bin ich, ich suche die Lampe…« Sie fand die winzige SB-Lampe (* Lampe mit solargespeister Brennstoffzelle) neben ihrem ausgerollten Bettzeug. Eine so genannte Glühwürmchenlampe. Die heller auch nicht war.
    Hayes fuhr fort: »Wir bekommen größere Fehlfunktionen bei deinen Robotern gemeldet – zwei Packroboter sind gestört und drei Grenzwachen.«
    »Wurden sie angegriffen?«
    »Anscheinend nur mechanische Probleme, aber ein Zufall ist das nicht. Ich mache mir Sorgen um deine Sicherheit.«
    »Hardware-Probleme? Bist du sicher?«
    »Rein mechanisch.«
    »Ich hole Werkzeug und schalte ein paar Außenleuchten ein. Wo sind die Roboter jetzt?«
    »Vor deinem Zelt. Wir haben sie sofort aus dem Verkehr gezogen. Zoe, jetzt bekommen wir merkwürdige Telemetrie von den übrigen Grenzwachen.«
    »Bekomme ich Gesellschaft?«
    »Schwer zu sagen. Nichts Großes. Wir haben Sensorien, die für die Roboter einspringen. Aber halt die Augen offen, hörst du?«
    Die Luft draußen war frisch und feucht. Ein paar Sterne schmückten den Himmel. Der Unauffällige hoch oben in nördlicher Richtung war Sol, wenn Zoe die isischen Sternbilder noch richtig erinnerte. Chronos ritt auf dem dunstigen Horizont.
    Außenlampen flammten auf, blendeten sie für einen Moment. Sie atmete tief ein. Der Anzugfilter sterilisierte die freie Luft, wärmte sie aber nicht vor. Ein Hauch von Isis kühlte die Kehle.
    Einer von den defekten Packrobotern trug ihr Werkzeug. Sie rollte den Gürtel auseinander, schnallte ihn um und rief den Status des Roboters ab. Ihr Hornhautdisplay listete gleich mehrere Störungen an den Gelenken auf. Ein Schmiermittel-Problem? Sie baute ein Kugelgelenk auseinander und fand die Teile senfgelb verschleimt.
    »Irgendwas dringt in die Gelenke«, erklärte sie Hayes. »Etwas Organisches. Scheint Teflon zu fressen.«
    Hayes sagte nicht gleich etwas. Sie reinigte das Gelenk mit einem stark absorbierenden Tuch und setzte es wieder zusammen. Nichts von Dauer, aber vielleicht konnte sie den einen oder anderen Roboter so flicken, dass sie es mit dem wichtigsten Gepäck bis nach Yambuku schaffte…
    »Achtung, Zoe.«
    Ihr Kopf flog in den Nacken.
    Die Außenlampen badeten das Lager in grelles, weißes Licht, das sich jenseits der Wiese im Dunkel des Waldes verlor. Sie beschattete die Augen und musterte die Umgebung. Halbvertraute Schemen schälten sich aus Finsternis.
    Gräber hatten das Lager umzingelt.
    Sie standen am Rand der Wiese, immer fünf Meter auseinander – wenigstens zwanzig von ihnen, manche auf allen vieren, andere auf den Hinterbeinen. Ein paar waren mit feuergehärteten Speeren bewaffnet. Die schwarzen Augen glitzerten im grellen Schein der Lampen.
    Zoes erste Reaktion war Furcht. Ihr Puls schnellte hoch und die Handflächen wurden feucht. Die Gräber waren nichts weiter als Tiere, größer allerdings und viel fremder als die Löwen, die sie damals in einem Konzernreservat gesehen hatte. Die Gräber waren schlau und unberechenbar. Der Anflug von Intelligenz, der sie sonst so menschlich erscheinen ließ, kam in dieser zugigen Finsternis nicht zum Tragen. Sie besaßen Intelligenz, keine Frage, aber ebenso fraglos ein Kaleidoskop an Instinkten, ganz und gar isischen, unergründlichen Instinkten.
    Gott sei Dank kamen sie nicht näher. Das Licht musste sie angelockt haben. (Was aber, wenn auch die Lampen versagten? Und die Restlichtverstärkung? Wenn sie durch eine neue Serie von Funktionsstörungen völlig nachtblind wurde?)
    Vielleicht waren diese Ängste aber auch nur Ausfluss ihrer thymostatischen Verwirrung. Drinnen und draußen versagen die Systeme, dachte Zoe. Aber genau das ist mein Metier, dazu bin ich geschaffen. Jetzt wissen sie, dass ich da bin, und ich weiß, dass sie es wissen. Morgen ist auch noch ein Tag.
    Hayes Stimme platzte in ihr Ohr. »Keinen Mucks, Zoe. Wir schicken einen intakten Roboter in den Wald, vielleicht können wir sie so ablenken. Wir haben zwar Sensorien in der Nähe, müssen aber mit dem Wind kämpfen.«
    »Nein, Tam, nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sind nicht feindselig.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich werde nicht angegriffen. Etwas Ähnliches musste früher oder später passieren.«
    »Aber nicht diese Nacht. Und morgen kommst du zurück.«
    »Tam, vielleicht

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