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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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sehr weit gekommen wäre. Er war kräftig für einen Mann seines Alters, aber es lag Schnee, weder er noch der Junge hatten Anoraks an, und es waren fünfzehn Grad unter Null. Außerdem wollte Wayne sie alle töten, und ich glaube, er wäre ihrer Spur gefolgt.
    Sam war auf der Stelle tot. Wayne hat ihn ins Herz getroffen. Er stürzte zu Boden, und der Junge lief nicht weiter. Wayne ist fünfzehn, zwanzig Meter hinaus in den Garten gegangen und hat ein paar Schüsse abgegeben, und einer traf Alex in den Hals. Noch näher an sie ran ist Wayne nicht. Entweder er wusste, dass sie beide tot sind, oder er hat sich darauf verlassen, dass die Kälte den Rest erledigen würde, falls nicht. Vielleicht konnte er auch nicht hinschauen. Ich weiß es nicht.
    [Wir sind wieder im Wohnzimmer, am Fuß der Treppe.]
    Er ist wieder reingegangen und hat die Tür hinter sich zugemacht. Wahrscheinlich hat der Hund, Kodiak, ihn verbellt, auf der Treppe, da oben auf dem Treppenabsatz. Er hat den Hund abgeschossen, vermutlich von da, wo Sie stehen. Dann -
    [Wir sehen wieder in die Küche.]
    - ist Wayne in die Küche gegangen und hat – er hat ein zweites Mal auf Jenny geschossen. Diesmal tödlich. Wir haben sie mit dem Gesicht auf dem Boden gefunden. Wayne muss über ihr gestanden und aus ein, zwei Zentimetern Entfernung abgedrückt haben. Die Kugel ist in ihren Hinterkopf eingedrungen, gleich über dem Nacken. Er hat ihr den Stiefel auf die Schulter gesetzt. Das wissen wir, weil sie einen weißen Pullover anhatte und er darauf einen Blutfleck hinterlassen hat, aus dem der Abdruck seiner Stiefelsohle zu erkennen war.
    Um 21 Uhr 16 hat er bei mir angerufen. Das Protokoll haben Sie ja gesehen.
    [Wie klang er? Am Telefon.]
    Mein Gott. Aufgeregt, würde ich sagen, aber nicht hysterisch. Eher wie jemand, der außer Atem ist.
    [Sagen Sie mir noch einmal, was er gesagt hat?]
    Herrje. Muss ich das wirklich nochmal hersagen?
    [Wenn es geht.]
    Na ja … er hat gesagt, Larry, hier ist Wayne. Ich hab gesagt, Hallo, Wayne, frohe Weihnachten, irgendwas in der Art. Und er hat gesagt: Keine Zeit, Larry, das ist ein dienstlicher Anruf. Und ich hab gesagt: Wo brennt’s denn? Und er hat gesagt: Larry, ich hab Jenny und die Kinder und meine Schwiegereltern erschossen, und sobald ich aufgelegt habe, erschieße ich mich selber. Und ich hab so was gesagt wie: Machst du Witze? Und dann hat er aufgelegt. Das war alles. Ich hab mich in den Wagen gesetzt und gemacht, dass ich herkam.
    [Sie waren der Erste am Tatort?]
    Ja. Ja, ich war der Erste. Ich hab von unterwegs die Zentrale angerufen, es hat einen Moment gedauert, bis – bis ich daran gedacht habe. Ich hab Blut durch die vorderen Fenster gesehen und sofort Verstärkung angefordert. Dann bin ich rein. Ich hab mich umgeschaut … und alle … gefunden, außer Sam und Alex. Es hat einen Moment ged…
    [Sheriff?]
    Nein, schon in Ordnung. Ich war nicht … ich war in keiner besonders guten Verfassung, wie Sie sich vielleicht denken können, aber nach ein paar Minuten habe ich das offene Fenster im Spielzimmer entdeckt. Ich war draußen bei – bei Sam und Alex, als die Hilfssheriffs eintrafen.
    [Aber Wayne hatten Sie davor schon gefunden?]
    Doch, ja. Ich hab gleich als Erstes nach ihm gesucht. Hätte ja zumindest sein können, dass er noch lebt.
    [Wo war er?]
    Hier unten.
    [Wir sehen durch eine Türöffnung, die von der Küche abgeht; es sieht aus wie – der Keller?]
    Ja. Wayne hat sich in seiner Werkstatt erschossen. Das war sein Lieblingsplatz, der Platz, wo er seine Ruhe haben konnte. Wo wir sitzen und einen trinken konnten, oder Darts spielen … Er hat sich in eine Ecke gesetzt und sich mit einer kleinen Handfeuerwaffe erschossen, die er zusammen mit dem Gewehr erworben hatte. Er hat nur den einen Schuss daraus abgegeben. Die Kellertür hatte er hinter sich zugemacht.
    … Möchten Sie runterschauen?
     
     
    Hinterher saßen sie noch eine Weile im Streifenwagen. Thompkins hatte eine Thermoskanne mit Kaffee mitgebracht, was Patricia rührend fand; der Kaffee war grauenhaft, aber wenigstens war er warm. Sie hielt die Hände mit dem Becher darin vor das Gebläse am Armaturenbrett. Thompkins kaute am Daumennagel und starrte auf das Haus.
    Warum hat er es getan?, fragte sie ihn.
    Hmm?
    Warum hat Wayne es getan?
    Ich weiß es nicht.
    Und Sie haben keine Theorie?
    Nein.
    Er sagte es rasch, eine offenkundige Lüge. Patricia betrachtete sein Gesicht und sagte: Ich habe nach dem Gespräch mit seinen Eltern ein bisschen

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