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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Tür brannte. Larry holte ein paarmal tief Atem, bevor er eine Kopie des Hausschlüssels hervornestelte. Er schloss die Tür auf, duckte sich unter dem Absperrband hindurch und ging hinein.
    Er knipste das Wohnzimmerlicht an, und da war es alles wieder, so wie er es am Nachmittag verlassen hatte. Sein Herz hämmerte. Was hatte er denn erwartet? Dass es weggezaubert sein würde? Dass es gar nicht geschehen war? Es war geschehen. Hier waren die Umrisszeichnungen. Die Blutflecken auf dem Wohnzimmerteppich und auf dem Treppenabsatz. Der Lichtschein aus dem Wohnzimmer reichte ein Stück in die Küche und beleuchtete die dunklen Schmierer auf dem Linoleum dort. Schon jetzt war etwas zu riechen. Die Heizung lief noch, und das Blut und die kleineren Überreste bekamen bereits einen Hautgout. Wenn Waynes Familie das Haus nicht sehr bald reinigen ließ, würde er durch nichts mehr herauszubringen sein. Kein Gespräch, auf das Larry sich freute, aber er würde sie morgen anrufen; er kannte eine Firma in Indianapolis, die solche Sachen übernahm. Den Thermostaten schaltete er trotzdem aus.
    Warum machte er sich überhaupt Gedanken darüber? Als ob jemals wieder jemand in diesem Haus wohnen würde! Es war ganz egal!
    Ganz eben doch nicht.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Der Baum stand schief, halb aus seinem Fuß herausgerutscht. Er ging zu der Wand dahinter, stieg über die Flecken, sorgsam darauf bedacht, nichts zu berühren. Die elektrischen Kerzen waren noch eingesteckt. Er hockte sich hin, ein Bein seitlich über einen umgekippten Stapel Geschenke gestreckt, und zog den Stecker. Nicht dass der Baum plötzlich in Flammen aufging, ohne einen Tropfen Wasser auch noch, der ihn von unten anfeuchtete.
    Er sah an der Wand hoch und drückte die Hand an den Mund; er hatte versucht, nichts direkt anzuschauen, aber jetzt war es passiert. Nur Zentimeter vor ihm, da an der Wand, war die Stelle, wo Danny erschossen worden war. Die Kugel war zur anderen Seite seines Kopfs wieder herausgekommen. Larry hatte Danny ein paar mal in seinem Streifenwagen mitfahren lassen, und das war nun übrig von dem Jungen: verklumptes Blut, Haarsträhnen -
    Larry atmete durch die Finger und schaute auf die Geschenke hinunter. Er hatte schon so viel Blut gesehen, er hatte den Tod in so vielen Formen gesehen, meist am Rand der Highways, aber zweimal auch durch Kopfschuss. Er versuchte sich zu sagen, dass das hier auch nichts anderes war. Er versuchte seinen Blick zu konzentrieren, die einzelnen Wörter auf den Schildchen an den Paketen zu lesen.
    Keine rettende Idee. Wayne hatte für sie alle Geschenke gekauft. Für Danny von Daddy. Für Mommy von Daddy. Das alles in Waynes breiter Blockschrift. Heilige Scheiße.
    Larry wusste, er sollte machen, dass er hier rauskam, und im Wagen auf Mitternacht warten, aber er konnte sich nicht helfen. Er hob eins von Jennys Geschenken auf, ein kleines, das fast vollständig unter die Couch gerutscht war, und setzte sich im Esszimmer hin, das Päckchen auf dem Schoß. Er durfte das nicht, es war falsch, aber – Himmelherrgott – wer sollte denn merken, dass ein Geschenk fehlte? Larry war kein Angehöriger, aber nahestehend genug – er hatte auch ein paar Rechte hier. Und wer außer ihm würde sie jemals auspacken wollen? Die Geschenke gehörten jetzt Waynes Eltern. Würden sie wissen wollen, was ihr Sohn für die Familie gekauft hatte, die er abgeschlachtet hatte? Nicht, wenn sie auch nur einen Funken Vernunft besaßen.
    Larry ging in die Küche, den Blick zu Boden gerichtet, um ja nicht auf einen der rostroten Fahrer zu treten. Unter der Spüle fand er Müllsäcke; er nahm einen und schüttelte ihn auf.
    Er setzte sich wieder ins Esszimmer. Das Päckchen maß keine zehn Zentimeter im Quadrat, in Goldfolie verpackt. Larry schob den Finger unter einen Falz und löste vorsichtig den Tesafilm ab. Zum Vorschein kam ein kleines, leichtes Pappschächtelchen, ebenfalls mit Tesa zugeklebt. Er konnte Waynes Fingerabdruck sehen, konserviert unter der Klebefläche. Er schlitzte den Klebestreifen mit dem Daumennagel auf, dann nahm er den Deckel locker zwischen die Handteller und leerte sich den Inhalt auf den Schoß.
    Wayne hatte Jenny Dessous gekauft. Ein Seidenhemdchen mit passendem Slip, rot, klein zusammengefaltet.
    Jenny mochte Rot. Es passte zu ihrer Haut; sie war immer ein bisschen rosig. Das Hemdchen hatte einen Brusteinsatz aus durchsichtiger Spitze. Sie würde unmöglich darin aussehen. Obwohl, so war Jenny. Sie konnte

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