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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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von untadeliger Höflichkeit.
    Aber dennoch: Wenn sie nicht im Bett waren, war ihr oft langweilig mit ihm. Sie fühlte sich furchtbar engherzig deswegen – aber die Langeweile ließ sich nicht abschütteln, sosehr sie sich auch Mühe gab. Und auf der Fahrt nach Breckenridge, mit seinen Freunden, die so taten, als lachten sie über seine Witze, sah sie in aller Klarheit, dass sie keine Zukunft miteinander hatten.
    Sie war schweigsam, als sie sich in ihrem Zimmer einrichteten. Aber dann fand sie gegen ihren Willen Gefallen an der Sache. Bryan war vergnügt, aufgekratzt, kasperte herum. Ihr gefiel das kitschige Chalet mit dem großen Kamin. Ihr gefielen das gewaltige Bett und die schneeigen Bergkuppen gleich vor ihrem Balkon. Und ihr gefiel – was ihr die größten Gewissensbisse bereitete – der Sex mit Bryan, im Bett, auf dem Plüschteppich vor dem offenen Kamin.
    Dana wollte nicht die Sorte Frau sein, die mit einem Mann zusammenblieb, nur weil er gut im Bett war – denn das war Bryan, zu ihrer Bestürzung und ihrem Erstaunen, und zwar von Anfang an. Irgendwie passte sein langer, kantiger Körper zu ihrem. Im Bett hatten seine Ernsthaftigkeit, sein Eifer, es ihr recht zu machen, ganz entschiedene Vorteile. Und er war so überglücklich, mit ihr zusammensein zu dürfen, dass sie, zum erstenmal überhaupt, das Gefühl hatte, etwas von Sex zu verstehen. Sie genoss es, Bryan befehlen zu können, stillzuhalten, sich hinzulegen und alles Weitere ihr zu überlassen. Sie genoss den Ausdruck, der dabei in sein Gesicht trat: überwältigt, voller Andacht.
    Und dann … alles schien sich zu verändern, wenn sie mit Bryan geschlafen hatte. Sie mochte den Geruch seiner Haut. Sie faulenzte mit ihm im Bett, den Kopf in seine Halsbeuge geschmiegt, erfüllt von einem Gefühl, das sich nur mit dem Wort Zufriedenheit beschreiben ließ. Bei ihren Freundinnen hatte sie immer darüber gespottet, aber jetzt merkte sie es selbst: Ja, es war möglich, sich bei einem Mann geborgen zu fühlen. Wenn sie neben Bryan lag, nackt und erschöpft, dann konnte sie an ihre Noten denken, an die unbezahlten Rechnungen und die bevorstehende Jobsuche, ohne von Verzagtheit gepackt zu werden.
    Und sooft sie dachte, dass sie Schluss machen musste, dass sie sich seine Vorträge über die US-Notenbank keine Minute länger anhören konnte, wanderte ihr Geist zurück zu einem dieser ruhevollen, stillen Momente, und sie fragte sich: Ist das Liebe?
    So dass sie, nachdem er ihr seine Liebe erklärt hatte, nur erwidern konnte: Ich weiß nicht, Bryan. Ich war bis jetzt noch nie ernsthaft verliebt. Ich möchte es nicht sagen, wenn ich es nicht auch meine.
    Okay, sagte er, den Blick gesenkt. Das ist in Ordnung, Dana.
    Und ihr – tat es in der Seele weh. Er wandte sich ab von ihr, nackt und nun plötzlich nicht mehr recht froh darum, und sie hätte ihn in den Arm nehmen wollen.
    Aber es sagen – nein.
    Sie sagte: Lass mir ein bisschen Zeit, ja?
    Er nickte und drückte das Gesicht an ihre Schulter.
    Als sie sich wieder angezogen hatten, sagte er: Lass uns essen gehen. Nur du und ich.
    Gern, sagte sie munter. Eine gute Idee.
    Er fuhr mit ihr über den Fremont-Pass zu einem kleinen Restaurant in Leadville; wie sich herausstellte, hatte er den Tisch schon im Vorhinein reserviert. So sicher war er sich gewesen, dass auch sie ihm ihre Liebe gestehen würde. Sie aßen teure Steaks. Dana trank sehr viel Bier. Wenn Bryan überhaupt etwas sagte, dann mit einer Stimme, in der Furcht mitklang.
    Sie saßen noch beim Essen, als es heftig zu schneien begann, und der Geschäftsführer – ein kleiner Mann mit Koteletten und einer Gürtelschnalle in der Form eines Büffels – kam zu ihnen an den Tisch und sagte, wenn sie es heute noch bis Breckenridge zurückschaffen wollten, sollten sie lieber bald aufbrechen.
    Draußen prickelten Dana Schneekristalle gegen die Wangen. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, und der Wind pfiff und fauchte aus einer fast vollständigen Finsternis; nicht der leiseste Mondglanz drang zwischen den Sturmwolken hervor. Sie schaute auf die Straße vor ihnen, die bereits weiß war, und ihr Magen zog sich ein wenig zusammen.
    Weiter oben auf der Passstraße lag der Schnee als geschlossene Decke, aber Bryans Cherokee hielt sich tapfer, grummelte in einem niedrigen Gang dahin. Sie sahen nur ein anderes Auto, das sich etwa eine halbe Meile vor ihnen die Serpentinen hochschraubte, seine Rücklichter zwischen den Bäumen hervorblitzend und wieder

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