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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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Angebot schlägt man nicht leichtsinnig aus. Auch kannte er sich in allen Angelegenheiten der Pyrenäenüberquerung b e stens aus, versorgte mich mit tausend guten Ratschlägen und besserte meinen Stand bei seinen kritischen Landsleuten. Das konnte bestimmt nicht schaden, obwohl sie leise und freundlich sprachen. Nur das darin ein Unterton lag. Th i bauds eingedenk buchte ich für den nächsten Abend ein Abendessen im Hause. Insofern fiel die Rüge für die Unordnung im Zimmer milde aus. Es wäre vermu t lich sinnlos, darauf hinzuweisen, daß mein Rucksack noch naß war und ich meine im Zimmer überall verstreuten Sachen nicht einräumen konnte. Es war ein langer, ereignisreicher Tag, und ich verdiente mir den guten tiefen Schlaf der Gerechten, den ich auf meiner Pilgerschaft ja täglich schlief. So auch heute Nacht. Kaum ausgestreckt, schon eingeschlafen. Den Herrn draußen unter dem Sternenzelt zu suchen, vergaß ich diesmal. Ohnehin war der Himmel bedeckt, und draußen herrschte noch lange ein reges Nachtleben. Es war alles zu voll hier, zu viel Ablenkung. Der Herr hatte wohl daran getan, in die Berge zu fli e hen. Übermorgen wollte ich ihm dorthin folgen. Und ich freute mich schon da r auf.
    Die böse Überraschung kam am Morgen. Alle wurden während der Nacht von Wanzen heimgesucht und mehr oder minder zerbissen. Ich eher weniger. Der kleine Holländer angeblich gar nicht. Ich verdächtigte ihn, er wollte damit se i nen Landsläuten beistehen. Am schlimmsten traf es ein nettes junges Mädchen, das eine allergische Reaktion bekam. Angeblich passiert es bei Wanzenbissen häufig. Alle waren „maßlos enttäuscht“ und so ähnlich. Wie könne so was denn passieren, es sähe ansonsten alles ganz sauber aus, die schöne Holztafelung und so weiter. Aber es war eben das Holz, wo die Parasiten, von einem unwissenden Pilger eingeschleppt, in Ritzen und den dahinter liegenden Räumen leicht Schutz fanden. In der Nacht, wenn es dunkel war und alles schlief, gingen sie auf die Jagd und saugten das Volk aus. Ein Frevel! „Wir lassen sie immer wi e der vergasen, aber das hilft nichts, bald wandern sie wieder ein und herrschen über das Haus,“ meinten die Wirtsleute schulterzuckend. Na dann! Das Frü h stück war gut. Das hatten die Holländer den Franzosen voraus.
    Ich lungerte am Frühstückstisch herum, bis sich alle aus dem Staub gemacht ha t ten, um die Stadt zu besichtigen, ging aufs Zimmer, setzte mich in die Fenstern i sche und las das Kriegstagebuch von Saint-Exupéry. Zwischendurch sah ich in den Wirrwarr auf der Straße unter mir. Es war aufregend dort, und aufgeregt liefen die Menschen hin und her, und ich war im Geiste mit ihnen. Doch in E r wartung der morgigen Pyrenäenüberquerung sollten meine Beine ruhen. Zumi n dest bis Mittag. Da machte ich mich auf den Weg in die Unterstadt, wo die a n deren wohnten. Jean Luc mit Ehefrau standesgemäß im Hotel, der Rest der Ba n de in einer baskischen Herberge. Sie hatte eine große, blitzblank saubere Küche, die praktisch das gesamte Erdgeschoß des Hauses einnahm. Es war zugleich der Aufenthaltsraum. Etwas kahl für meinen Geschmack und kein Vergleich mit dem mittelalterlichen Ambiente meiner Herberge. In der Mitte stand ein langer Tisch mit vielen Stühlen, wo wir alle Platz hatten, am Herd werkelte Thibaud an mehreren Töpfen. Er schien in seinem Element zu sein. Den Franzosen war das Kochen, Essen und Trinken ein Kommunikationsbedürfnis. Deshalb fotografie r ten sie am liebsten am Essenstisch, was mich stets etwas verlegen machte, weil ich das Essen für eine Privatsache halte. Alle waren wie sonst, lebhaft und g e schwätzig, doch war die Stimmung auch irgendwie feierlich. Wegen des A b schieds. In der gemeinsamen Zeit kam man sich nah. Manche auch näher. Phi l ippe und Angélique zum Beispiel. Man tauschte eifrig Adressen, die elektron i schen vor allem, und traf Verabredungen. Es fehlte Florence, die es nicht ausha l ten konnte, und noch schnell, bevor sie morgen Früh heimfahren wird, über die Berge nach Roncesvalles lief. Es war der richtige Tag dafür – blau und gerä u mig. Zurückkehren wollte sie am Nachmittag per Anhalter. Diese junge Frau war voller Überraschungen, richtig geheimnisvoll. Jedenfalls lief alles bestens. Ich habe bis dahin noch keinen Fauxpas tun können, was in Französisch sehr leicht geht, und hielt mich zurück. Da stürmte eine spitznasige Alte, die He r bergsmutter, den Laden, lief schnurstracks auf mich und fragte mich

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