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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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intensiv genutzt wurde. Ich dachte dabei an meine Oma, bei der wir als Kinder häufig waren, und die sich in der Morgendämmerung, noch bevor wir wach geworden waren, aus dem Haus schlich, um mit dem Herrn Aussprache zu halten, und bat für sie beim Herrn für das Gute, das sie uns gab, und das wir nicht erwidern konnten. In der letzten Zeit fielen mir immer mehr solche Menschen ein. Genauer nachgedacht, war mein Leben geradezu voll von ihnen. So einiges, worauf ich stolz bin, weil ich es mir redlich verdiente, gelang nur deshalb, weil jemand sein Scherflein mit in die Schale legte. Nur eine Kleinigkeit vielleicht, doch eine, welche die Waage zu meinem Gunsten schwenken ließ. Und dort, wo ich mich umsonst abmühte, feh l te vielleicht gerade nur das. Einmal traf ich in Österreich ein älteres Ehepaar, das anders dachte. Sie bräuchten keine Gefallen von anderen, sie hätten genug, und wenn sie was benötigten, würden sie dafür bezahlen. Rechtschaffene Leute waren es, ganz gewiß, aber es sprach der Trotz aus ihnen. Ich betete für sie und für diejenige, die mich unterwegs darum baten. Und war mir danach nicht leic h ter?
    Mein Freund Martin wäre in seiner kulturhistorischen Begeisterung wohl en t setzt, wie nachlässig ich mit all den Sehenswürdigkeiten umging. Für ihn war diese Stadt ein Inbild der Größe. Immerhin bekommt man auch als Pilger zwangsläufig etwas davon mit, da man zu Fuß durch muß. Aber es ist nicht ganz dasselbe, wie ein Tourist im Park oder im Café zu sitzen und das Schöne zu g e nießen. Man fließt einfach hindurch. Doch kann man offenbar auch beides h a ben. Vor einem Luxushotel stand ein Pilgerbus aus Deutschland, gut erkenntlich an der Aufschrift. Hotelbedienstete luden dabei Tonnen von Gepäck ein, wä h rend die Gäste unschlüssig abseits standen und darauf warteten, zu dem Ort g e bracht zu werden, wo man gut pilgert. Ich passierte sie unauffällig auf der and e ren Straßenseite. Bald lag die Stadt hinter mir und es ging durch leere, abgeer n tete Felder weiter, ein Dorf alle zehn Kilometer, sonst nichts als Erde, Steine, silberne Strohstoppel und blauer Himmel, nur hie und da ein Pilger, den man einholte. Einer vor mir wickelte gerade einen fetten Burger aus der Silberfolie, die er herzhaft zerknüllte und auf die Erde warf. Ich holte sie, und gab sie ihm zurück. Es war ein kleiner, gedrungener, bäuerlicher Typ, Spanier oder Port u giese, vermutlich hörte er noch nie etwas von einem Abfallkorb. Es gab hier freilich keine Abfallkörbe, man mußte den Abfall einfach weitertragen. Oder einfach hinschmeißen. Es überraschte mich nicht so besonders. Die ganze Iber i sche Halbinsel war voller Müll. Portugal war am schlimmsten. Dort schmiß man gar alles vor die Füße, Abfall aller Art, draußen wie innen, sogar Zigaretten trat man im Teppichboden aus. Um den Mist hinauskehren zu können, gibt es trad i tionsgemäß keine Türschwellen. In den Pinienwäldern am Meer markieren A b fallhaufen den Umriß des Tisches, wo man sich mit der Familie zum Picknick traf, alte Windeln, Frauenbinden und andere eklige Dinge verbuddelt man im Strandsand. Es gibt keinen Schnee, nicht viel Regen, der Dreck bleibt lange frisch. Also sah mich der Kerl nur verständnislos an und schmiß die ihm z u rückgereichte Alufolie wieder weg. Ich brachte sie ihm noch zweimal, aber er wollte es partout nicht verstehen. Es half auch kein Drohen mit der Faust, sein Herz war verstockt. Also ließ ich ihn stehen. Was ging mich dieses Land an, sollte es ruhig im Zivilisationsdreck versinken.
    Später traf ich auf den Düsseldorfer Portugiesen, mit dem zusammen ich dann Hontanes erreichte und eine private Herberge mit Bar und Restaurant bezog. Zu dieser frühen Stunde konnten wir uns noch völlig ungezwungen bewegen, alles organisieren und uns die besten Plätze sichern. Es gab da kleine Zimmer mit nur wenigen Betten. Einst mag es ein kleines Dorfhotel gewesen sein, daß nun ins lukrativere Pilgergeschäft einstieg. Ein Rätsel blieb mir das Präservativ im Nachtkästchen. Eine Aufmerksamkeit des Hauses? Ein Beitrag zur HIV-Prävention? Aber wie sollte es gehen? Immerhin beherbergte das Zimmer me h rere Stockbetten. Getrost der Absicht, keine aufrührerischen Gedanken mehr mit den Preußen zu teilen, verzichtete ich darauf, das Thema öffentlich zu vertiefen. Statt dessen genoß ich den faulen Nachmittag bei gutem Essen und Trinken. Mangels besserer Dinge lernte ich neue Pilger kennen. Es gab etliche Neuz u

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