Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
sich noch ein wenig benommen vom Schlaf, und es dauerte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, dass Mathilda das Navigationsgerät umprogrammiert hatte. Sie waren jetzt also in der Schweiz angekommen, und zwar ganz in der Nähe der Klink, in der sich sein Vater aufhielt. Himmel noch mal! Vielleicht würde er ihn heute sogar noch besuchen können. Bei dieser Vorstellung wurde ihm ganz schwummerig zumute.
Oskar nickte mechanisch. Dabei fiel sein Blick auf den Jack-Russel-Terrier, der stolz wie der König vom Hundeparadies neben Mathilda auf der Rückbank saß.
»Was macht der denn hier?«, platzte er heraus.
Mathilda hielt sich entsetzt ihren Zeigefinger auf den Mund. Doch es war zu spät. Natürlich hatte ihr Vater Oskars Ausruf gehört.
»Wen meinst du?«, fragte er, während er den Wagen nun langsam abbremste und auf eine rote Ampel zuhielt.
»Ähm …«, sagte Oskar.
»Am Ende der Straße bitte links abbiegen«, meinte die Dame im Bordcomputer.
Ronald von Dommel blickte in den Außenspiegel. »Das gibt es doch gar nicht«, stieß er hervor.
»Was ist los?«, fragte seine Frau und wandte den Kopf nach hinten, um ebenfalls durch die Heckscheibe sehen zu können. »Also, ein Opel ist das nicht«, stellte sie fest.
»Nein, aber …«, wollte Mathildas Vater widersprechen, brach jedoch sofort ab und presste die Lippen aufeinander.
»Außerdem blinkt er rechts«, sagte Barbara von Dommel.
Oskar und Mathilda reckten ihre Hälse und schauten ebenfalls zum Rückfenster hinaus. Unmittelbar hinter ihnen fuhr ein dunkelgrüner BMW. Die Fahrerin kam Mathilda von irgendwoher bekannt vor.
»Na, dann wollen wir mal«, murmelte Ronald von Dommel und packte das Lenkrad fester.
Die Ampel sprang auf Gelb. Mathildas Vater beschleunigte den Wagen und bog, ohne den Blinker zu setzen, links in die Landstraße ein.
Latern 27 Kilometer, las Oskar im Stillen von einem wegweisenden Straßenschild ab. Sein Herz begann zu flattern.
»Du legst einen Fahrstil vor wie Sebastian Vettel«, sagte Barbara von Dommel.
»Aus gutem Grund«, erwiderte ihr Mann.
Er warf einen weiteren angespannten Blick in den Rückspiegel, dann umklammerte er das Lenkrad und trat das Gaspedal durch.
In null Komma nix stand die Tachonadel auf zweihundertundzehn Stundenkilometern.
»Dies ist aber kein Formel-1-Wagen«, sagte Mathildas Mutter, die nun stocksteif in ihrem Sitz saß und die Landstraße fixierte.
»Ich wünschte, es wäre so«, knurrte Ronald von Dommel. »Dann hätten wir nämlich eine reelle Chance.«
»Außerdem bist du zwanzig Jahre älter als er«, sagte seine Frau.
»Als wer?«
»Sie meint Sebastian Vettel«, sagte Mathilda und warf einen weiteren Blick durch die Heckscheibe.
Der dunkelgrüne Wagen war ihnen gefolgt. Noch trennten sie zwar einige hundert Meter, aber der BMW holte eindeutig auf.
Ronald von Dommel beschleunigte weiter. Die Tachonadel bewegte sich allmählich auf 250 Kilometer pro Stunde zu.
Mathilda schluckte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Oskar krallte sich panisch in der Polsterung fest. Nur der kleine Terrier blieb ganz ruhig auf dem Toilettenpapier liegen.
»Du wirst uns alle umbringen«, sagte Barbara von Dommel voraus.
»Ich weiß«, murmelte ihr Mann.
Plötzlich machte er eine Vollbremsung und bog mit hin und her wedelndem Heckteil und quietschenden Reifen in eine schmale Straße ein, die auf einen kleinen Ort zuführte.
Mathildas Mutter kreischte. Der Jack Russel sprang auf und fing an zu kläffen. Oskar und Mathilda kläfften ebenfalls.
»Bitte umdrehen«, empfahl die Dame im Bordcomputer.
»Herrgott noch mal!«, fluchte Ronald von Dommel.
Er gab erneut Gas, schoss durch eine Kurve, sah in den Rückspiegel und stöhnte, dann stoppte er an einer Vorfahrtsstraße, blickte wieder in den Spiegel und lenkte den Wagen anschließend weiter geradeaus, bevor er an der nächsten Kreuzung nach links abbog und sogleich scharf rechts in eine Wohnstraße fuhr.
Oskar und Mathilda wurden von einer Seite auf die andere gedrückt, und der kleine Terrier rutschte zwischen ihnen hin und her, bis er schließlich von der Rückbank plumpste und sich ängstlich unter der Klopapierpackung verkroch. Alledrei kläfften, als ginge es darum, einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde zu bekommen.
»Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden«, sagte die Dame im Bordcomputer.
»Und ich möchte bitte aussteigen«, sagte Barbara von Dommel.
»Geht gerade nicht«, knurrte ihr Mann.
Seine Frau sah ihn erbost an. »Dann fahr
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