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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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sie hintereinandersetzt …«
    »Ergibt das Ganze sehr wohl einen Sinn«, stieß Oskar triumphierend hervor. »Hunderttausend Euro oder Leben die Tochter.«
    »Wow!«, sagte Mathilda. »Das nenne ich eine grammatikalische Glanzleistung.«
    »Hä?« Oskar sah sie stirnrunzelnd an. »Wie meinst du das?«, fragte er, aber dann ging ihm ein Licht auf. »Ach, darauf kommt es nicht an«, meinte er. »Befürchte ich jedenfalls.«
    Mathilda pfiff durch die Zähne.
    »Du bist wirklich ein Genie, Oskar Habermick«, sagte sie voller Stolz.
    »Deine Mutter aber auch«, erwiderte der. Denn erstens entsprach das der Wahrheit und zweitens wollte Oskar die ganzen Lorbeeren nicht allein einheimsen.
    Mathilda ließ die Anzeige sinken. Mit einem Mal war ihr ganz andächtig ums Herz. »Papa hat überhaupt keine Zeit, irgendwelche Illustrierten zu lesen«, meinte sie und nickte dann so energisch, als müsste sie sich erst noch selbst überzeugen. »Du hast recht, Oskarchen«, fuhr sie schließlich fort. »Es kann eigentlich nur Mama gewesen sein, die diese versteckte Drohung entdeckt und sie meinem Vater gezeigt hat – und der scheint das Ganze sehr ernst genommen zu haben. Sonst wären wir wohl kaum Hals über Kopf mitten in der Nacht losgedüst.«
    Oskar setzte sich auf. »Deine Eltern wollten dich in Sicherheit bringen«, sagte er.
    »Oder ihr Geld«, murmelte Mathilda.
    »Quatsch.« Oskar schüttelte den Kopf. »Dann hätten sie dich genauso gut auch zu Hause lassen können. Und mich hätten sie gar nicht erst mitnehmen müssen.«
    Mathilda nickte wieder. »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum sie das getan haben«, sagte sie.
    Oskar sah sie fragend an.
    »Sie wollen uns als
normale
Familie ausgeben«, erklärte Mathilda ihm.
    »Noch mal Quatsch«, entgegnete Oskar. »Die Leute, die diese Anzeige gemacht haben, wissen anscheinend ganz genau, wie du aussiehst.«
    »Das mit den Haaren kann auch Zufall sein«, meinte Mathilda achselzuckend.
    »Glaub ich nicht«, sagte Oskar. Er stand nun ganz vom Bett auf und begann, zwischen der Tür und dem Kleiderschrank hin und her zu tigern. »So eine Anzeige ist bestimmt sauteuer. Ich wette, die Erpresser wissen genau, was sie tun. Die überlassen all das ganz bestimmt nicht dem Zufall.«

Mathilda war geradezu überwältigt von Oskars Kombinationsgabe. Der Verzicht auf die Drei tat ihm gut und der Umstand, dass er zum ersten Mal in seinem Leben ohne seine Eltern verreist war, offenbar auch.
    »Hast du eben Erpresser gesagt?«, brachte sie nach einer Weile heraus.
    »Natürlich«, erwiderte Oskar, während er weiter auf und ab lief. »Wenn man von jemandem entweder Geld will oder das Leben eines Familienmitglieds bedroht, dann nennt man das doch Erpressung. Oder etwa nicht?«
    Mathilda nickte. »Ja, schon«, meinte sie ungeduldig. »Aber hier in diesem speziellen Fall ist das doch irgendwie unlogisch.«Sie wedelte mit der Anzeige herum. »Warum sollte jemand richtig viel Kohle für so eine Werbung ausgeben und dann nur hunderttausend Euro verlangen?«
    »Hunderttausend Euro …
oder dein Leben
«, präzisierte Oskar.
    »Sag mal, spinnst du jetzt total, oder was!«, brüllte Mathilda los. »Es kann denen doch wohl nicht darum gehen, ein Kind umzubringen!«
    »Vielleicht ja doch.«
    Oskar blieb mit einem Ruck stehen, schloss die Augen und dachte an seine Mokkabohnen, die er dummerweise zu Hause unter seinem Kopfkissen zurückgelassen hatte, an seinen Bären, der noch immer ganz unten im Rucksack lag, und an seinen Vater in der Klinik, die nur einen Katzensprung von dieser Pension entfernt war.
    Aber dann wurde ihm klar, dass all das nichts helfen würde. Mit den Mokkabohnen hätte Oskar eine Torte verzieren können, doch dazu hätte er erst einmal eine backen müssen. Der Bär war alt und zerschlissen und sein Vater war krank. Beide hatten nicht weniger Trost und Schutz nötig als Oskar selber. – Nein, verdammt noch mal, niemand konnte ihm beistehen. Nicht einmal seine Mutter, die nahezu auf den Meter genau so weit von diesem Ort entfernt war wie die Mokkabohnen und außerdem von all dem Schrecklichen, das sich hier abspielte, nicht den Hauch einer Ahnung hatte.
    Oskar ballte die Fäuste und riss seine Augen wieder auf.
    »Jetzt sag bloß nicht, dass wir mit meinen Eltern reden sollen!«, blaffte Mathilda ihn an. Sie hatte sich ganz in die Ecke zwischen Wand und Kopfende des Bettes verzogen und hielt ihre Beine fest umschlungen. Ihre Gesichtsfarbe erinnerte Oskar an die Ökosorte aus Ronald von

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