Bis ans Ende der Welt
einiges auf dem Kasten und nicht mal eingebildet. Schließlich spülte sie hier anstandslos mit ihm ab.
Pams Billard konnte sich tatsächlich sehen lassen. Und sie vergaß auch nicht, ein Bier auszugeben, wie sie es für den Fall von Helges Abreise versprochen hatte. Pam sah gut aus, bereit für einen Urlaubsflirt. Allerdings schien sie ziemlich auf das Billard konzentriert, die jungen Männer um sie herum nahm sie kaum wahr.
Als Kristine für den nächsten Stoß um den Tisch ging, sah sie Robert. Er stand an der Wand und lächelte, offenbar hatte er sie schon länger beobachtet. Sie lächelte zurück und spielte weiter. Ihre Geschicklichkeit wandelte sich schlagartig von mäßig in grauenvoll. Robert kam herüber.
»Ich möchte mich entschuldigen«, begann er, »das wollte ich schon am nächsten Tag, aber es hieß, du seist abgereist.«
Er begrüßte Pam und schlug vor, dass sich die zwei nach dem Spiel doch zu ihm und Paul an die Bar setzen sollten, er habe was gutzumachen.
An der Bar warteten nicht nur Paul und Robert, sondern auch eine Flasche Yellow Glenn Brut Crémant , australischer Champagner. Es ging vielversprechend los: Nach der zweiten Flasche begann Pam, mit Paul zu flirten. Sie schenkte ihm kokette Blicke, kicherte und erklärte, sie würde keinen Alkohol vertragen. Robert trank von der zweiten Flasche nichts - er bestellte Soda-wasser und lächelte Kristine, um Vergebung heischend, an: Kein Alkohol diesmal, ich habe mich gebessert. Beim Zuprosten sah er ihr tief in die Augen, Kristine wurde weich. Was immer diesmal auch passieren würde - nicht in ihrem Zimmer.
Paul hatte eine dritte Flasche bestellt, machte schlüpfrige Witze, die Kristine nicht alle verstand, lachte selbst laut darüber und rückte näher und näher an Pam heran, die längst aufgehört hatte, mit ihm zu flirten. Sie wich aus, indem sie sich zu Kristine hinüberlehnte. Bald saß sie nur noch mit einer Pohälfte auf dem Barhocker. Paul legte den Arm um ihre Hüften und ließ die Hand langsam auf ihren Hintern wandern. Als er ihr etwas ins Ohr flüsterte, machte sie sich los und verschwand auf das Klo.
»Spielt die Widerspenstige«, sagte Paul.
Kristine fand ihn bescheuert. Nach fünf Minuten beschloss sie, Pam noch eine Minute zu geben, dann stand sie auf.
»Ich sehe mal nach ihr.«
»Pam?«, fragte Kristine die erste verschlossene Kabinentür,
»Pa-am!«
Schluchzen ertönte aus der Kabine, die am weitesten vom Eingang entfernt lag. Dann ein Stimmchen: »Sind sie weg?«
»Ist etwas? Brauchst du Hilfe?«
»Ich geh hier nicht raus, solange der da ist.«
»Wer, Paul?«, fragte Kristine, aber sie ahnte die Antwort.
»Natürlich Paul.«
»Jetzt komm. Der tut dir nichts.«
»Gehst du mit mir zurück ins Backpacker?«
»Warum?«
»Ich bleibe keine Sekunde bei diesem Schwein. Keine Sekunde.«
Wieder schluchzte es drinnen, Kristine hörte Klopapier rascheln.
»Komm, mach auf.«
»Ich mach nicht auf.«
»Jetzt sei nicht albern. Mach auf, wir gehen.«
»Wirklich?«
»Wirklich.« Kristine hatte die Lust verloren. Diese Stadt war eine einzige Pleite, dieser Strand, dieses Hotel. Das hatte sie schon nach dem letzten Mal gewusst. Warum hatte sie es überhaupt noch mal probiert?
Pam entriegelte die Tür. Sie saß zusammengesunken auf dem Klodeckel, mit roten Augen, in ihrem Schoß ein Haufen zerknülltes Toilettenpapier. Kristine nahm sie bei der Hand. Den Männern erklärte sie, Pam habe Bauchschmerzen und müsse ins Bett. Robert bekam zum Abschied den Kuss auf die Wange, den sie ihm schon beim ersten Mal geben wollte.
Helge kam, nach Aftershave und Bodylotion duftend, aus den Waschräumen, zog sich frische Klamotten an und folgte Miriam in die Küche. Hilda schlug vor, gemeinsam was zu spielen: »Wir bilden einen langen Satz, und wer ihn zuerst nicht mehr auf die Reihe bringt, muss ein Glas Wein trinken. Wer will anfangen?«
Helge begann: »Hilda...«
Miriam seufzte: »Hilda ist...«
Ralf ergänzte: »Hilda ist wundervoll...«
Hilda lächelte. »Oh, danke. Hilda ist wundervoll und...«
Bei »Hilda ist wundervoll, und wenn sie einmal in Schwierigkeiten ist, kann sie mit Karate oder ihrem Tränengasspray das Problem lösen und sich ohne weiteres mit« vergaß Miriam das »sich« und griff nach dem Wein. Die anderen ermutigten sie weiterzumachen, aber Miriam erklärte, sie sei leider ausgeschieden. Hilda schied als Nächste aus, Helge und Ralf kämpften verbissen weiter. Nach »Hilda ist wundervoll, und wenn sie
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