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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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einmal in Schwierigkeiten ist, kann sie mit Karate oder ihrem Tränengasspray das Problem lösen und sich ohne weiteres mit ihrem Charme durch die ganze Welt fortbewegen, weil sie in jedem Land auf dieser Erde beliebt und willkommen ist« ließ Helge den Teil »das Problem lösen und« aus. Ralf hatte gewonnen.
    Hilda lächelte Ralf an und tröstete Helge.
    »Bravo«, sagte Miriam, »können wir was anderes spielen?«
    Helge wusste ein anderes Spiel: »Jeder denkt sich für alle anderen je eine Person aus, die erraten werden muss. Die Person kann tot oder lebendig sein, wirklich oder erfunden - wie Micky Maus oder so. Aber sie sollte eine Eigenschaft von dem haben, der sie erraten muss. Dazu brauchen wir vier Zettel. Auf die Vorderseite schreibt jeder seinen Namen, auf der Rückseite schreiben die anderen drei die Personen. Dann beginnt der oder die Jüngste, Fragen über seine erste Person zu stellen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Sobald ein Nein fällt, ist der Nächste dran. Klar?«
    Alle nickten.

    Ralf entschied sich bei Hilda für die Jungfrau von Orleans, Helge ließ er Goethe sein, wegen des Gedichts, und Miriam war Pippi Langstrumpf.
    Das Spiel dauerte länger als erwartet: Hilda war Lolita - Miriams Idee - und Barbarella - Helges -, kannte aber beide nicht und hatte, was Jeanne d’Arc betraf, eine ziemlich lange Leitung. Ralf kam schnell auf Orlando Bloom - Hilda - und Indiana Jones - Helge -, für Mogli musste er dagegen lange raten. Wie kam Miriam auf Mogli?
    Helge schien nicht so recht zu wissen, was er davon zu halten hatte, dass Hilda für Ralf Orlando Bloom ausgesucht hatte und für ihn nur Harry Potter. Hilda erklärte, sie sei sehr müde, und fertigte ihn mit einem flüchtigen Gutenachtkuss ab. Es war tatsächlich spät, im Haus war es still geworden. Miriam half Ralf, die Liege in der Küche aufzubauen.
    »Armer Helge«, sagte sie, »kein Glück mit seiner Meerjungfrau.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das mit Hilda hat keine Zukunft, so wie sie dich anhimmelt.«
    »Sie mich anhimmeln? Lächerlich.«
    »Und andersrum.«
    »Kannst du vergessen. Du fantasierst.«
    »Beim Abspülen habt ihr knietief in geraspeltem Süßholz gestanden. Und wie bist du überhaupt auf Jeanne d’Arc gekommen? Glaubst du, sie ist noch Jungfrau, oder was?«
    »Nein, weil sie kämpfen kann: mit Karate und Tränengasspray.«
    »Ach ja. Woher wusste sie eigentlich, dass das Matrosen waren? Hatten die weiße Kappen und Ringel-T-Shirts an? Und welcher Hafen überhaupt? Beim Containerhafen gibt es kein Backpacker, St. Kilda hat nur einen Yachthafen und Port Melbourne liegt außerhalb der Stadt. Ich wette, dass sie Melbournes Hafen nie gesehen hat.«
    »Glaubst du, sie lügt?«
    »Was glaubst du denn? Als Nächstes erklärt sie euch wahrscheinlich, dass sie Geheimagentin ist oder Model oder so was.«
    »Wie kommst du auf Model?«
    »Hat sie das gesagt? Die ist ja nicht mal 1,70.«
    »Nein, nein, hat sie nicht gesagt.« Zumindest nicht direkt. Hilda könnte etwas übertrieben haben, aber er hatte ihr das ja eh nicht abgekauft.
    »Gut. Du willst also nichts von ihr?«
    »Gar nichts.«
    »Ich hab nämlich keine Lust, deine heiß geliebte Freundin für dich zu suchen, wenn du auf jede blonde Schlampe reinfällst, die dir schöne Augen macht. Kapiert?«
    »Hilda ist doch keine Schlampe.«
    »Also gut, die Schlampe nehm ich zurück.« Miriam kicherte. »Ein Flittchen.« Sie boxte Ralf in die Rippen. »Kapiert?«
    »Au.« Ralf wehrte - ebenfalls kichernd - die nächsten Hiebe ab und flehte um Gnade, Miriam lehnte ab.
    »Kapiert?«
    »Au... ja, kapiert, du hast Recht. Zufrieden?«
    »Zufrieden.« Ihre Faust sank hinunter. »Danke übrigens für Pippi Langstrumpf. Hilda sieht Maggie Thatcher in mir.«
    »Ach, Quatsch.«
    »Und was macht Klein-Ralfi, wenn Hilda nachts zu Besuch kommt, weil sie bös geträumt hat?«
    »He, bist du meine Mutter oder was? Ich sag ihr, dass sie sich an Helge kuscheln soll. Aber sie wird nicht kommen.«
    »Hoffentlich. Sie hat dich heute ein paarmal angesehen wie frischen Streuselkuchen.«
    »Klingt, als wärst du eifersüchtig.«
    Miriam lächelte schief. »Ich sag dir was: Wir wär’s, wenn ich morgen den Dienertag nehme? Dann lasse ich dich vor Hildas Augen den ganzen Tag rumkriechen.«
    »Tust du nicht.«
    »Oh doch. Vergiss nicht, Katzentypen können grausam sein. Ach, und wenn du wieder nicht schlafen kannst, versuch’s mit Schäfchenzählen.« Sie sah sich in der Küche um. »Oder zähl

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