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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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halten?«
    »Erinnerst du dich an den Film? Ich hab mich wie abgemacht tätowieren lassen, weil er dir nicht gefallen hat. Ich habe darauf vertraut, dass dein Urteil fair ist. Jetzt kannst du darauf vertrauen, dass mein Urteil fair sein wird. Oder hast du gelogen, was den Film betrifft?«
    »Äh, nein.« Aber auch nicht ganz die Wahrheit gesagt, erinnerte sich Ralf. Miriam würde doch nicht flunkern? Hoffentlich nicht: Für ein lumpiges Gedicht konnte er seinen Tag als Diener losbringen. In drei Tagen schaffte er ein Dutzend Gedichte.
    »Also abgemacht?«, fragte sie.
    »Abgemacht.« Ralf überlegte. »Und was war in der Dusche mädchenhaft?«
    Sie kicherte. »Wenn man zu doof ist, ein Shampoo zu fangen, die Flasche einem auf den Kopf fällt und man dann auch noch ›aua‹ schreit, ist das ja wohl mädchenhaft.«
    »Ich dachte, du schiebst das Shampoo unten durch.«
    »So was tun nur Mädchen.«
    Was wollte sie nur immer mit ihrem »Mädchen«? »Und, bist du kein Mädchen?«
    »Ich? Ich bin eine Frau, Dummie. Du bist ein Mädchen.«
    Wieder kicherte sie. Abends wurde sie ganz schön albern.
    »Und warum schieben nur Mädchen ein Shampoo am Boden lang?«
    »Oh Ralfi, stell dich nicht so an: Würde Clint Eastwood am Boden rumrutschen, um ein Shampoo zu übergeben? Er wirft es rüber, fertig.«
    »Wenn er sich überhaupt mit so mädchenhaften Dingen wie Shampoos abgeben würde.«
    »Genau.«
    Also wenn Miriam die Machonummer wollte - konnte sie haben.
    »Ich nehme an, Clint Eastwood würde auch nicht fragen, bevor er dir einen Gutenachtkuss verpasst.«
    »Vermutlich nicht.«
    Ralf stieg schnell nach oben. Miriam lag auf dem Bauch und hatte ihren Kopf auf die Hände gestützt. Ihr Mund war in Kussweite, also zögerte Ralf nicht, beugte sich vor und - he, irgendwas stimmte nicht - sie küsste nicht zurück.
    Stattdessen sagte sie: »Clint Eastwood würde auch kein anderes Mädchen küssen, wenn er seine Freundin heiraten will, schätze ich.«
    Ralf fühlte sich mit einem Mal ziemlich komisch, er murmelte »natürlich« und »Gute Nacht«, bevor er wieder hinunterstieg. Stimmt, verdammt. Fast hätte er Kristine vergessen.

    Kristine war hundemüde. Die Nacht im Bus und der Tag am Strand waren anstrengend gewesen und die Enttäuschung über den verdorbenen Abend groß. Helge lief ihr noch eine Weile hinterher. Sie deckte ihn mit Flüchen ein, darauf hielt er Abstand, aber er verschwand erst, als sie drohte, den Nachtmanager des Backpacker zu holen. Den Gang entlang zu ihrem Zimmer hielt sie mit Mühe die Augen offen. Immerhin würde jetzt Pam da sein, Kristine könnte ihr alles erzählen und würde sich danach besser fühlen. Das Doppelzimmer war klein, aber nicht ungemütlich. Es würde, wenn schon keine aufregende, so doch eine angenehme Nacht werden.
    Ob Pam schon schlief? Behutsam öffnete Kristine die Tür. Eine Kerze brannte, in deren Licht sie eine zufrieden lächelnde Pam im Bett liegen sah. Zu ihren Füßen saß ein junger Typ, nicht besonders groß, und schmachtete sie an. Das heißt, gerade warf er Kristine einen irritierten Blick zu.
    Oh, sie hatte verstanden. Ein schnelles »Hallo«, dann packte sie Schlafsack und Kulturbeutel, zwinkerte Pam zu und schloss die Tür von außen. Mist, sie musste in Marcs Bett übernachten, mit dem Schnarcher im Zimmer. Leider kannte sie nur den Schlafsaal, nicht das Bett.
    Als Kristine die Tür öffnete, stach ihr sofort das Aroma von Zigarettenrauch, Knoblauch und Fußschweiß in die Nase. Immerhin war es ruhig - offenbar war der Schnarcher abgereist. Sie hatte allerdings gehofft, es würde nur ein Bett frei sein, aber zwei waren leer. Sie nahm das erste.
    Die Nase tief im Schlafsack eingegraben, hatte sich Kristine zur Wand gedreht und versucht, den Geruch zu ignorieren. Als es ihr fast gelungen war, einzuschlafen, ging die Tür auf. Jemand machte Licht, Schritte tappten langsam in Kristines Richtung, begleitet von gelegentlichem Aufstoßen: »Üph... üph.« Vor ihrem Lager machten die Schritte Halt.
    »He, üph, was soll’n das wer’n?«
    Der charmante Duftcocktail des Zimmers wurde durch eine Bierfahne ergänzt. Kristine drehte sich um und blickte in ein bärtiges Gesicht.
    »Was das hier wer’n soll, hab ich gefragt. Üph. Is mein Bett.«
    Kristine zog wortlos um in das andere. Ohne sich mit Körperpflege, Ausziehen oder einem Schlafsack aufzuhalten, legte sich der Bärtige hin und begann fast unmittelbar danach, heftig zu schnarchen.

15.
    Als sie am nächsten Morgen

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