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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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irgendwo außerhalb. Der Cousin von einem Bekannten hat dort ein Restaurant.«
    »Was für ein Bekannter?«
    »Kennst du nicht. Also?«
    »Auch versprochen.«
    Sie gab ihm einen Kuss zur Besiegelung. Ralf spürte in sich drin die Sonne aufgehen, leuchtend golden, glühend heiß. Er wollte Miriam nicht loslassen, aber sie löste sich geschickt und fragte: »Tanzen?«
    Der Bulle war abtransportiert, die Diskothek jetzt brechend voll. Vor Ralf und Miriam tanzte eine Frau, deren Hintern üppig aus ihrer auf nahezu Tangagröße gestutzten Fransenjeans quoll. Ihre Schminke begann, sich in der Hitze aufzulösen, im Mundwinkel klebte eine Zigarette.
    Ralf versuchte, nicht auf ihren Po zu sehen, und fragte: »Glaubst du, dass Kristine noch kommt?«
    Miriam zuckte mit den Achseln. »Willst du gehen?«
    Am Ausgang hing Reklame von Tourunternehmen und Backpackern. Miriam riss einen Zettel ab, schrieb eine Nachricht an Kristine auf die Rückseite und befestigte ihn wieder.
    »Falls sie noch kommt.«
    Draußen fragte Ralf: »Hast du die Frau in der Fransenjeans gesehen?«
    »Ja.« Miriam kicherte. »Auf der stand ja wohl in Riesenbuchstaben ›Mach’s mir!‹ geschrieben.« Sie breitete ihre Arme aus, um zu zeigen, wie groß die Buchstaben waren.

    Sie schlichen in ihr Zimmer, aber die Rücksicht brauchte es nicht - die beiden anderen waren nicht da. Nach dem Zähneputzen legte sich Ralf zu Miriam ins Bett, kam vorsichtig heran und flüsterte: »Hast du drüber nachgedacht?«
    »Über was?«
    »Wie das wird mit uns.«
    »Ich weiß, was du meinst: ob ich mit dir schlafen will.« Sie kicherte. »Wie romantisch du doch sein kannst. Ich springe in den See, wann ich will, erinnerst du dich an den Test?«
    »Darum geht es nicht. Weißt du, es ist alles...« Ralf wollte gerne ihr Gesicht berühren und wünschte, er könnte ihr alles, alles sagen, nur wusste er nicht, was. Er müsste lügen, um zu behaupten, Kristine sei ihm egal. Jetzt, kurz vor dem Treffen wieder umzukehren, dabei hätte er ein mieses Gefühl. Außerdem: Sollte er drei Wochen später heimfliegen und Kristine nie etwas erzählen? Vielleicht - jedenfalls war es das, was er am liebsten tun würde.
    Miriam setzte sich auf. »Erst mal das Gedicht. Los, lass hören - die drei Tage sind um.«
    Das Gedicht! Oh Gott, das hatte Ralf völlig vergessen. Oder verdrängt, egal - er hatte keins.
    »Morgen früh wecke ich dich damit.«
    »Morgens bin ich völlig unromantisch. Jetzt. Wenn nicht - Leibsklave.«
    »Hör mal, lass mir bis morgen Zeit, es zu perfektionieren.«
    »Du hast einmal Aufschub bekommen. Wenn du bis jetzt kein Gedicht hast, wirst du nie eins machen. Wenn es noch nicht perfekt ist, kannst du von mir aus bis morgen dran rumfeilen, aber jetzt will ich es hören.«
    Ralf gab auf. »Es gibt kein Gedicht. Ich mach Sklave.«
    »Was? Keine Zeile?«
    »Schau mich nicht so an - mir ist nichts eingefallen.«
    »Warum nicht?« Sie sah Ralf wütend an. »Ach, ich will’s gar nicht wissen.« Sie legte sich wieder hin und drehte sich auf die Seite.
    »Soll ich in mein Bett gehen?«
    »Nein.« Sie nahm seinen Arm und schlang ihn um ihren Bauch. »So ist es okay.«
    Erst als sie eingeschlafen war, wagte Ralf, den Arm wieder zurückzuziehen. Der war gleich mit eingeschlafen und brauchte eine Massage. Dann legte er sich wieder zu ihr, er hatte kaum Platz, aber gegen nichts in der Welt wollte er die wenigen Zentimeter tauschen.
    Als er fast schlief, kamen Beth und Julian in Socken zur Tür hereingeschlichen, die Schuhe in der Hand. Sie sahen kurz zu Ralf hinüber und winkten. Als sie schlafen gegangen waren, strich Ralf über Miriams Haar, küsste zärtlich ihre Schulter und hörte ihrem Atem zu. Bald würden sie in Crocodylus Village Adam und Eva im Regenwald sein. Und sie würden keinen Apfel anrühren.

18.
    »Die Haie vor Australiens Küsten gehören zu den gefährlichsten der Welt«, referierte Julian, während das Boot in gemächlichem Tempo den Hafen von Cairns verließ und durch den Kanal kaffeebraunen Wassers in Richtung offenes Meer fuhr. Hohe Masten zeigten den Wasserstand der Fahrrinne an.
    »Im Süden treibt der Große Weiße sein Unwesen, in den tropischen Gewässern wird der Tigerhai gefürchtet. Tigerhaie werden bis zu fünf Meter lang und können Menschen mit einem Biss in zwei Stücke teilen.«
    »Was kann man dagegen tun?«, fragte Ralf.
    »Nicht viel. Wenn ein Riffhai angreift, sollte man sich aus seinem Territorium zurückziehen. Ist es ein Tigerhai, kann es

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