Bis ans Ende der Welt
verdient. Auf Hilda?«
»Nimm, was du kriegen kannst.« Ach ja, Hilda... Es wurde Zeit, ein Geständnis zu machen. »Erinnerst du dich, als ich mit ihr Essen war? Sie hat mir ihre Zunge ins Ohr gesteckt.«
»Was? Ich hab’s gewusst - diese Schlampe! War es das hier?«
Sie kaute an Ralfs Ohrläppchen.
»Nein, das andere.«
»Schmeckt gut - salzig. Du warst entrüstet und hast gesagt, dass du nicht so einer bist, will ich hoffen.«
»Na ja, doch.«
»Nach ein paar Minuten?«
»Äh, ja.«
»Männer sind so ein Witz.« Sie drehte ihm den Rücken zu.
Ralf wusste nicht so recht. »Kann ich es wieder gutmachen?«, fragte er und strich vorsichtig über den Platypus auf ihrem Schulterblatt.
»Vielleicht.« Sie kicherte. »Fünfhundert Liegestütze.«
Ralf lachte mit. »Hast du eine Woche Zeit?«
Sie drehte sich wieder um. »Was ist eigentlich das?« Sie zeigte auf eine bläuliche Hautstelle oberhalb seiner Hüfte.
Als Ralf daran fühlte, fiel es ihm ein: Hildas Fingernägel, als sie ihn mitten in der Nacht für die »körperliche Begegnung zweier Fremder« geweckt hatte.
»Also, das war so...«
Während Ralf nun alles beichtete, inklusive des Selbstversuchs mit Tränengas, schnappte Miriam mehrmals nach Luft.
»Ich Pute hab dich bemitleidet für deine Putzmittelallergie, dabei war alles erstunken und erlogen. Mit Hilda nachts am Strand, das ist der Gipfel!«
»Ich wäre viel lieber zu dir unter deine Decke, du hast so süß ausgesehen, als du geschlafen hast.«
»Jaja, hör mal zu: Nie wieder, kapiert? Wenn du mit mir zusammen sein willst, gibt es nur mich. Nur mich, niemanden sonst.«
Er sah sie reumütig an. »Klar.«
»Dasselbe darfst du von mir erwarten.«
Sie besiegelten es mit einem Kuss. Dann fragte Ralf: »Was steht auf Helge geschrieben?«
»Helge?« Sie überlegte. »Ich geh dir auf die Nerven, bis du mich liebst. Was steht auf mir geschrieben?«
»Auf dir? Äh, ich weiß nicht - nichts.«
»Nichts?« Sie boxte ihn in die Rippen. »Hast du sie noch alle? Auf dir steht übrigens ›Ich bin zu doof für das Leben‹ geschrieben. Jetzt lass dir was einfallen, aber was Nettes, wenn das nicht zu viel verlangt ist.«
»Äh… Königin der Liebeskunst, Rose des fünften Kontinents, Morgenröte meines Herzensdunkels, so was?«
»Genügt. Haben wir jemanden vergessen?«
»Nein.«
Vergessen nicht. Aber ihr musste genauso klar sein wie ihm: Sie hatten jemanden ausgelassen.
Kristine wurde von Alfred junior vor dem Backpacker abgesetzt. Er küsste sie flüchtig und sagte: »Schade, dass du morgen fährst.«
»Ja, schade.«
Zumindest ein bisschen, fand Kristine. Es war eigentlich ganz nett, aber irgendwie hatte sie mehr erwartet, sie wusste selbst nicht, was.
»Wenn du wieder einmal in der Gegend bist...«
»... heure ich nur auf deinem Boot an, ist klar.«
Alfred nickte und zündete sich eine Zigarette an. Beim Losfahren winkte er, das war’s.
Kristine machte sich auf den Weg zur Dusche. Vielleicht musste man das mal gemacht haben, aber jetzt vermisste sie Ralf. Wer weiß, wo er gerade war.
Miriam saß auf ihrem Bett mit dem Rücken zur Wand, Ralf lag auf dem Rücken mit dem Kopf auf ihrem Oberschenkel und blätterte die Packungsbeilage der Kondomschachtel durch.
»Hast du das gelesen? Man soll Gebrauchte nicht an den Hersteller zurückschicken.«
»An wen dann?« Miriam kicherte.
»Steht nicht da.«
Julian kam zur Tür rein. »Geht ihr heute wieder in diese Diskothek?« Er hatte sich ein Tauchermesser in Säbelgröße gekauft und wedelte stolz damit herum.
»Ralf geht, ich nicht«, sagte Miriam.
Ralf setzte sich auf. »Wieso?«
»Es ist deine Freundin.«
»Deine auch. Wir gehen gemeinsam.«
»Ich gehe heute nicht - und du wolltest doch etwas gutmachen, oder? Strafe muss sein. Nimm Julian mit, macht einen Männerabend.«
Aus dem Männerabend wurde nichts, denn Beth, die Engländerin, kam mit. Auf dem Weg zum The Beach jammerte Ralf in Gedanken vor sich hin. Das hatte er jetzt von der Sache mit Hilda: keine Unterstützung von Miriam, um es Kristine beizubringen. Sie würde heute Nacht da sein, wahrscheinlich zu früh dran wie er gestern, sie würde allein in die Lichter starren, wie das blasse Mädchen. Wenn sie ihn sähe, würde sie ihm um den Hals fallen. Und er, was sollte er dann tun? Hallo sagen, wie geht’s dir, übrigens bin ich gerade mit Miriam zusammen. Ach ja, außerdem ist dein Fernrohr beim Teufel? Die Vorstellung machte Bauchkrämpfe.
Sie war da. Mit jedem Meter,
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