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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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dann ab in den Regenwald, in die Zurückgezogenheit der Wildnis, wo Miriam und er ganz für sich allein sein würden.
    Ralf kaufte Lebensmittel, kochte in der Küche Kaffee und brachte Beth, Julian und Miriam Frühstück ans Bett. Das Leben war schön, jeder Mensch sollte sich freuen, und wenn nur über ein spendiertes Frühstück.
    Julian kippte den Kaffee hinunter und packte das Brot ein. Er musste sich beeilen, um zu seinem Tauchkurs zu kommen. Obwohl er heute den ganzen Tag im Pool üben würde, nahm er sein Messer mit.
    Miriam und Ralf fragten Beth, ob sie mit zum Camp Crocodylus käme. Ohne zu überlegen, sagte sie: »Klar.«

    Am Busbahnhof sah sich Ralf sorgsam um. Wenn Kristine jetzt nicht käme, stünde dem Dschungelparadies mit Miriam nichts mehr im Weg, dann waren sie auf und davon und würden das Problem einfach zurücklassen, zumindest für eine Woche. Kein Versteckspiel mehr, kein ängstlich um die Ecke schielen, nicht mehr mit schlechtem Gewissen warten und hoffen, dass sie nicht kommt.
    Der Bus nach Norden fuhr erst in einer Dreiviertelstunde. Ein anderer bog in die Schleife vor dem Platz ein und hielt ein paar Meter weiter. In Ralfs Brust verkrampfte sich wieder irgendwas, und schlagartig erinnerte er sich an einige kleine Katastrophen in seinem Leben: Als er beim Silvestersprengsatz-Basteln die Küche angezündet hatte und seine Eltern nach Hause kamen. Als er zum Achtzigsten seiner Oma kein Geschenk hatte. Als er mit dem - fast neuen! - Auto seines Vaters den Pfosten am Parkplatz der Kneipe mitgenommen hatte, trotz unzähliger Mahnungen, vorsichtig zu fahren.
    Er suchte unter den Reisenden nach Kristine und hakte jeden einzeln ab, der durch die Tür stieg: die nicht, auch nicht, nein, nein, wieder nicht. Als er lange blonde Haare sah, bekam er kurz einen Schreck, aber nein, keine Ähnlichkeit. Da entdeckte er auf einmal ein Gesicht. Er erkannte es sofort, diese ernste Miene, kluge Augen hinter halb gefasster Brille: David. Für eine ewig lange Sekunde fürchtete Ralf, David wäre gekommen, um doch den versprochenen Urlaub mit Miriam einzulösen. Mit einem entschuldigenden Lächeln, einer Umarmung, einem Kuss. Für Ralf ein paar Worte des Bedauerns, ein Schulterklopfen und viel Glück für die Suche nach Kristine.
    Aber David wusste gar nicht, wohin sie gefahren waren. Und als an seiner Seite eine schlanke, sommersprossige junge Frau aus dem Bus stieg, war Ralf klar, dass David nicht wegen Miriam hier war.
    Miriam starrte hinüber, als wären die beiden Außerirdische.
    »Ich hätte es wissen müssen«, stöhnte sie, »David und Carol. Mein Freund und meine beste Freundin. Mann, komm ich mir doof vor!«
    Die zwei zögerten kurz, kamen dann aber herüber, mit dem Blick von ertappten Dackeln. David gab allen zur Begrüßung die Hand und stellte Carol vor. Ralf bezweifelte, dass Höflichkeit Miriam besänftigen würde. Ihr Blick ruhte starr auf Carol.
    »Wie gefällt dir Australien, Ralf? Ich meine - jetzt kennst du ja schon ein ganzes Stück«, fragte David.
    »Oh, gut«, antwortete Ralf, ohne seinen Blick von Miriam zu wenden.
    »Lassen wir die beiden Mädchen doch am besten kurz allein, oder?« David drehte sich zu Beth. »Bist du Australierin? Wie habt ihr euch kennen gelernt?«

    Miriam hatte mit Carol einen kurzen Spaziergang gemacht. Bevor sie sich verabschiedete und in den Bus stieg, wünschte sie ihrer ehemals besten Freundin viel Glück mit David. Ralf bot Miriam den Fensterplatz an, sie nahm kaum Notiz davon, setzte sich aber und starrte nach draußen.
    »Die beiden wollen heiraten«, begann sie nach einer Weile. »Sie war schon verliebt in ihn, bevor sie uns bekannt gemacht hat. Als es endlich gefunkt hat, hat sie mir nichts gesagt, aus Angst, ich würde irgendwas Verrücktes tun und alles noch kaputtmachen. Sie hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, als David ihr von unseren Urlaubsplänen erzählt hat. Behauptet sie zumindest. Das muss man sich mal vorstellen! Die ganze Zeit, die ich mit David zusammen war, hat sie keinen Ton gesagt, sondern still vor sich hin gelitten. Nein, stimmt nicht: Gewarnt hat sie mich vor ihm, dabei wollte sie ihn selbst haben. Warum hat sie uns dann bekannt gemacht, kann mir das einer erklären?«
    »Waren sie schon zusammen, als wir bei David...?«
    »Als wir ihn getroffen haben, kam David gerade aus Melbourne - direkt von ihr. Sie ist mit dem nächsten Flugzeug nachgekommen, weil sein Flug ausgebucht war.«
    »Er hätte es dir sagen sollen.«
    »Hätte er

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