Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
Vom Netzwerk:
den er der Diskothek näher kam, spürte er es deutlicher, sie wartete auf ihn wie ein lebender Vorwurf: Warum hast du das gemacht, Ralf? War es nicht schön mit uns? Was hab ich dir getan?

    Sie war nicht da. Stattdessen trafen sie Nicolette. Diesmal trug sie einen Minirock, ziemlich gewagt, fand Ralf. Als ihm klar wurde, dass er sie anstarrte, lehnte er sich an die Wand und sah in die hüpfenden Lichter.
    Nach einer halben Stunde kam Beth zu ihm. »Julian und ich verstehen das nicht. Miriam ist nicht deine Freundin?«
    Ralf schüttelte den Kopf. »Doch.«
    »Und wen suchst du dann hier?«
    »Das ist kompliziert. Auch meine Freundin, aber...«
    »Ah, du hast zwei.« Sie sah Ralf von oben bis unten an, schien aber nicht recht draufzukommen, was die an ihm fanden. »Ich hatte auch mal was mit zwei Jungs. Als das rauskam, hatte ich ganz schön Ärger.«
    Ralf beschloss, das Thema zu wechseln: »Wie lange bist du schon in Australien?«
    »Wird bald ein Jahr. Acht Monate hab ich in Sydney gekellnert. Wir Engländer kriegen Arbeitserlaubnis. Jetzt mache ich wieder Urlaub.«
    »Wann willst du zurück?«
    »Mein Vater wird im März sechzig. Dann muss ich wieder da sein.«
    Auf der Tanzfläche wurde der Miss-Wet-T-Shirt-Wettbewerb vorbereitet.
    »Machst du da mit?«, fragte Ralf.
    »Hast du sie noch alle?« Sie kicherte. »Ich bin flach wie ein Brett.«
    Ralf sah sie an. Beth straffte ihr T-Shirt, damit es besser zu sehen war - sie hatte übertrieben, aber gewinnen würde sie tatsächlich nicht. Julian winkte die beiden herbei. Von seiner Position aus hatte man einen besseren Blick.

    Der Moderator umarmte am Ende noch einmal alle Teilnehmerinnen, Bussi links und rechts. Nicolette hatte den dritten Preis gewonnen. Ralf gratulierte per Händedruck - sie war noch ziemlich nass - und sagte allen Auf Wiedersehen. Kristine würde so spät wohl nicht mehr kommen und er brauchte eine Dosis Liebe - die letzte Berührung, der letzte Kuss lagen Stunden zurück.
    Ralf joggte durch die Nacht, Erleichterung beflügelte seine Beine: Morgen früh würde er das Geld seiner Eltern abheben und dann mit Miriam für eine Woche in den Dschungel fahren. Selbst wenn diese Woche irgendwann zu Ende gehen sollte, das konnte ihnen niemand mehr nehmen. Was danach passieren würde, war einfach Schicksal.
    Miriam lag bäuchlings auf dem Bett und schrieb die Karte an Liz.
    »Was schreibst du über mich?«
    »Nur die schmutzigen Dinge. Was Liz eben so interessiert.«
    Er legte sich zu ihr, knabberte an ihrem Hals und fragte: »Brauchst du noch Stoff?«

19.
    Als sie morgens in den Bus nach Cairns stieg, grinsten Kristine zwei bekannte Gesichter entgegen: Pam und Helge. Kristine erklärte Helge, dass sie ein Vier-Augen-Gespräch mit Pam führen müsse. Er verstünde schon, Frauenprobleme, ob er sich einen anderen Platz suchen könnte? Helge räumte zögernd seinen Sitz und setzte sich zwei Reihen nach hinten, in Lauschweite, Kristine musste flüstern. Nachdem sich Pam zu ewigem Schweigen verpflichtet hatte, erfuhr sie alles über Alfred juniors Qualitäten.
    »Im Auto?«
    »Pst, nicht so laut. Draußen waren Moskitos, deshalb.«
    »Und er hatte wirklich blonde Haare auf der Brust?«
    »Wie Schafwolle. Die quillt da so aus dem halb offenen Neoprenanzug.«
    »Igitt.« Pam kicherte. »Ich kann dir auch was erzählen: John kommt nach Cairns.«
    »Was?«
    »Ich hab ihm erzählt, dass ich einen Verehrer habe, der mich heiraten will. Ich habe John noch nie so hektisch erlebt.«
    Kristine lachte. Pam erzählte weiter.
    »Ich denke, mein Horoskop hatte einfach Recht: ›Du weißt mehr, als du weißt.‹ Allerdings weiß man’s erst hinterher. Ich will keinen anderen - höchstens einen anderen John, und den gibt’s nicht. Mein Gott, der arme Robby hat beim Abschied geweint. Es war total ungerecht: Er musste ausbaden, dass ich John eins auswischen wollte.«
    Kristine nickte.
    »Und als Strafgericht hat Gott mir Helge geschickt, den labernden Racheengel: ›Pam, soll ich, Pam, willst du, Pam, ich schreibe dir ein Gedicht, Pam, findest du, ich nerve?‹ Schlimmer als die sieben biblischen Plagen.«
    »Und John?«
    »War nicht zu halten. Er nimmt die nächste Maschine.«
    »Den hast du auf Trab gebracht.«
    »Ja. Hoffentlich hält es eine Weile vor.«

    Auf dem Rückweg von der Bank hätte Ralf am liebsten Purzelbäume geschlagen: 400 hatten seine Eltern eingezahlt, er war reich! Keine Vegemite -Brote mehr, wieder richtiges Essen! Er konnte seine Schulden bezahlen, und

Weitere Kostenlose Bücher