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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Mensch auf Erden, von dem ich erwartet h ä tte, ihn je in einem Mordfall zu vertreten.«
    » Nun, ich bin genauso ü berrascht wie Sie «, sagte ich. »Erstaunt, dass man mich des Mordes verd ä chtigt, verbl ü fft, dass ich Sie engagiere. Aber Sie haben einiges vorzuweisen. So m ü helos, wie es Ihnen gelingt, schuldige Mandanten aus der Pfanne zu hauen, sollte es Ihnen ein Leichtes sein, einen unschuldigen Mann zu vertreten.« Sobald die Worte aus meinem Mund heraus waren, taten sie mir auch schon leid.
    DeVriess wandte den Blick ab und sah mich dann wieder an. » Sie selbstgef ä lliger, selbstgerechter Schei ß kerl «, sagte er. » Sie wagen es, auf mich herabzusehen und ü ber mich zu urteilen? Dabei sind Sie hergekommen, um mich in einem Mordfall um Hilfe zu bitten. Ich sollte Sie stante pede rauswerfen.«
    Scham ü berfiel mich, vermischt mit Angst. » Sie haben recht «, sagte ich. » Ich bitte um Verzeihung. Das war sehr unfein.«
    » Da haben Sie verdammt recht, das war sehr unfein «, sagte er. » Ich tue f ü r alle meine Mandanten mein Bestes. Als die Anwaltskammer von Tennessee mir meine Zulassung erteilte, habe ich versprochen, meine Mandanten nach besten F ä higkeiten und Kenntnissen zu vertreten. Ob sie rein sind wie Jungfrauen oder schuldig wie die S ü nde, es ist mein Aufgabe, ja, meine Pflicht, innerhalb des rechtlichen Rahmens der Vereinigten Staaten wie der Teufel f ü r meine Mandanten zu k ä mpfen. Und wissen Sie auch, warum? Weil die Anklagebeh ö rde wie der Teufel darum k ä mpft, sie zu verurteilen, ob sie schuldig sind oder nicht. Sie haben das selbst erlebt – Ihr Freund Bob Roper, der Staatsanwalt, wollte Eddie Meacham auf den elektrischen Stuhl schicken, weil er angeblich Billy Ray Ledbetter umgebracht hatte, obwohl es ein Unfalltod war. Wenn die Staatsanwaltschaft zu dem Schluss gekommen ist, Sie seien des Mordes an dieser Frau schuldig, wird er dasselbe bei Ihnen versuchen. Nach dem Fall Meacham sollten doch ausgerechnet Sie es besser wissen. Solange Sie nicht zu den zw ö lf Menschen in der Geschworenenbank geh ö ren, solange Sie nicht der allm ä chtige Gott sind, haben Sie nicht das Recht, ü ber mich oder meine Mandanten zu urteilen.«
    Jetzt war ich an der Reihe, sauer zu sein. Ich hatte mich entschuldigt, und zwar aufrichtig, doch statt die Entschuldigung anzunehmen, hatte er es mir noch einmal unter die Nase gerieben und sich auf sein hohes Anwaltsross gesetzt. » Wissen Sie, das klingt alles sehr edel, DeVriess. Aber ich habe vor einigen Tagen Susan Scott gegen ü bergesessen, und sie hat geheult wie ein sterbendes Tier. Sie erinnern sich doch an Susan Scott, oder? Die Mutter von Joey Scott, der viele Jahre in Therapie verbringen und trotzdem nie vollst ä ndig gesunden wird. Sie sagen mir, ich h ä tte kein Recht, ü ber Craig Willis zu urteilen, einen Kindersch ä nder, der auf frischer Tat ertappt wurde? Sie sagen, ich sollte ein warmes Gl ü hen staatsb ü rgerlichen Stolzes empfinden, dass Sie ihn aus der Pfanne gehauen haben, damit er anderen Kindern nachstellen kann? Sie wagen es, mich selbstgef ä llig und selbstgerecht zu nennen? «
    DeVriess’ Augen blitzten, und seine Kiefermuskulatur arbeitete heftig, als bearbeitete er ein St ü ck Knorpel. Einen Augenblick lang dachte ich, er w ü rde sich tats ä chlich quer ü ber den Tisch auf mich st ü rzen. Schlie ß lich sagte er: » Mist, Doktor. Gottverdammt.« Er wandte den Blick ab, und als er mich wieder anschaute, stand Schmerz in seinen Augen. » Es gibt ein halbes Dutzend F ä lle, die mich in der Nacht nicht schlafen lassen. Das ist Nummer zwei auf der Liste.«
    » Lassen Sie mich raten, welcher Nummer eins ist «, sagte ich. » Der Fall des entf ü hrten kleinen M ä dchens, das ermordet wurde, w ä hrend Sie die Durchsuchung des Autos des Verd ä chtigen hinausz ö gerten? «
    » Ja, hol Sie der Teufel, das ist Nummer eins. Sind Sie jetzt zufrieden? « Er seufzte m ü de. » Ich glaube gerne daran, dass die guten F ä lle die schlechten ausgleichen. Wie f ü r Meacham den Freispruch von einem Mord erreichen, den er nicht begangen hat.«
    » Schaden kann’s nicht «, sagte ich. » Sie brauchen nur noch ein paar von der Sorte.«
    » Und das hier ist so ein Fall? «
    » Ja. Ich habe Jess Carter nicht umgebracht.«
    » Sie wissen, dass ich Sie genauso leidenschaftlich verteidigen w ü rde, wenn Sie’s getan h ä tten.«
    » Ich wei ß . Ich will Sie trotzdem engagieren, nicht weil.«
    » Strafverteidiger

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