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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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sie. » Ich wusste doch, dass ich Ihr Gesicht von irgendwoher kenne. Ich bin Chloe Matthews.« Sie sch ü ttelte mir fest die Hand. » Mr. DeVriess hat in ein paar Minuten einen Termin mit einem Mandanten, aber ich bin mir sicher, er m ö chte Ihnen Hallo sagen.« Sie verschwand um eine Ecke und kehrte einen Augenblick sp ä ter mit Burt DeVriess zur ü ck – meiner Nemesis, der ich mich auf Gedeih und Verderb ausliefern w ü rde.
    » Hallo, Doktor «, sagte er, sch ü ttelte mir herzlich die Hand und schlug mir dabei auf die Schulter, um zu unterstreichen, wie sehr er sich freute, mich zu sehen. » Was f ü hrt Sie zu mir? «
    » K ö nnte ich mit Ihnen ü ber … etwas sprechen? «, fragte ich z ö gerlich.
    Seine Augen schauten einen Augenblick verdutzt drein, doch das ü berspielte er rasch. » Kommen Sie mit «, sagte er, drehte sich um und eilte den Flur hinunter. W ä hrend ich ihm folgte, ging ich ein letztes Mal in Gedanken meine Optionen durch und ü berlegte, ob es einen anderen Weg gab, mich zu sch ü tzen. Auch diesmal fiel mir nichts Besseres ein, und wieder verfluchte ich die Umst ä nde, die mich hierher gef ü hrt hatten.
    Burt DeVriess zu bitten, mich in einem Mordfall zu vertreten, war wom ö glich der schwerste Gang meines Lebens. Obwohl ich bei einer Gelegenheit f ü r ihn ausgesagt hatte – als Garland Hamiltons verpfuschte Obduktion dazu gef ü hrt hatte, dass DeVriess’ Mandant zu Unrecht des Mordes angeklagt worden war –, konnten meine Gef ü hle f ü r den Fiesen allenfalls als verschiedene Variationen von Abscheu beschrieben werden. DeVriess verteidigte oft den letzten Dreck – Kindersch ä nder wie Craig Willis, notorische Drogenh ä ndler und einmal sogar einen ü berf ü hrten Serienm ö rder. Polizisten und Richter verachteten den Fiesen einm ü tig. Und doch waren seine Schachz ü ge vor dem Prozess so geschickt, seine Konfrontationen im Gerichtssaal so heftig und seine Manipulation der Medien so ungeheuerlich, dass seine Mandanten fast immer ungeschoren oder mit einem bemerkenswert milden Urteil davonkamen. Der Prozess des Serienm ö rders endete damit, dass die Geschworenen sich nicht einigen konnten, haupts ä chlich dank DeVriess’ erfolgreicher Bem ü hungen, das Gest ä ndnis des Mannes nicht beim Prozess zuzulassen. Folglich war das Einzige, was das gest ä ndige Monster hinter Gitter brachte, eine Reihe von Verurteilungen wegen Vergewaltigung.
    Es war meinen s ä mtlichen Instinkten zuwidergelaufen, John Evers’ Fragen nicht weiter zu beantworten – ich hatte seit vielen Jahren mit Beamten der Mordkommission zu tun und hatte alle Fragen, die sie mir stellten, stets so umfassend und offen wie m ö glich beantwortet. Ich hatte ihnen alles erz ä hlt, was ich ü ber Tatorte, Leichen, Knochen, Leichenliegezeiten und Todesarten wusste. Sag die Wahrheit und ü berlass den Rest den anderen. Als forensischer Wissenschaftler hatte ich immer nach diesem Credo gelebt. Es hatte mir gute Dienste geleistet. Es hatte mich einiges an Ü berwindung gekostet, zu einem Beamten der Mordkommission zu sagen: » Ich werde keine weiteren Fragen beantworten, solange nicht mein Anwalt zugegen ist.« Und nun war ich hier, um DeVriess zu bitten, dieser Anwalt zu sein.
    Der Fiese ö ffnete mir die T ü r und f ü hrte mich in ein B ü ro, das dieselben W ä nde aus schimmerndem Metall und Milchglas hatte wie die Halle. Drinnen stand ein riesiger Tisch aus ä hnlichen Materialien. Auf der fleckenlosen Glastischplatte befanden sich ein schwarzes Telefon, ein eleganter schwarzer Laptop, ein elegantes schwarzes Notizbuch und ein eleganter schwarzer Kolbenf ü ller. Er schob mich hinein und schloss die T ü r, dann wies er mich mit einer Geste zu einem eleganten Stuhl aus Chrom und schwarzem Leder.
    Wir be ä ugten einander misstrauisch; vielleicht wussten wir ein wenig zu viel ü ber die Gesch ä fte und Gedanken des anderen. DeVriess ergriff als Erster das Wort. » Was haben Sie auf dem Herzen? «
    » Ich brauche einen Anwalt «, sagte ich, » Einen Strafverteidiger.« Er wartete. Ich glaubte, ein Glitzern in seinen Augen zu sehen. » Jess Carter, Medical Examiner von Chattanooga, wurde am Wochenende umgebracht. Ihre Leiche wurde auf der Body Farm deponiert. Die Polizei scheint der Meinung zu sein, ich h ä tte sie get ö tet.« Er wartete immer noch. Er machte es mir nicht gerade leicht. »Ich m ö chte Sie bitten, mich zu vertreten.«
    Da musste er l ä cheln. » Bill Brockton, Sie sind der letzte

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