Bis auf die Knochen
brennen «, lautete sie. Unter den Worten war eine Buntstiftzeichnung eines von roten und orangefarbenen Flammen umzingelten Affen. Ich riss die Nachricht mittendurch und wollte sie schon in kleine Fetzen rei ß en, als mir d ä mmerte, dass das ein schrecklicher Fehler sein k ö nnte. Ich erinnerte mich an den Beitrag in den Abendnachrichten an dem Tag, als die Kreationisten demonstriert hatten, und an meine Ü berraschung dar ü ber, dass Jess am Ort des Geschehens interviewt wurde. Ich erinnerte mich auch an die Wut in Jennings Bryans Gesicht, als er Jess’ sarkastische Kommentare ü ber seine Bewegung und seine Philosophie mit anh ö rte. Und ich erinnerte mich daran, was sie ü ber die obsz ö nen Drohanrufe gesagt hatte, die sie an diesem Abend bekommen hatte. Hatte derjenige, der diese Drohungen ausgesto ß en hatte, sie am Ende wahrgemacht? Und war ich sein n ä chstes Ziel?
Ich holte meine Brieftasche heraus, nahm die Visitenkarte zur Hand, die John Evers mir gegeben hatte, und w ä hlte seine Nummer. Er war beim zweiten Klingeln dran. »Detective Evers? Hier ist Dr. Brockton. Ich bin gerade nach Hause gekommen und habe dort etwas gefunden, was Sie, wie ich finde, wissen sollten.« Ich las ihm die Notiz vor und beschrieb ihm, wie sie geliefert worden war, und dann erinnerte ich ihn an die Drohungen, die Jess erhalten hatte.
» Okay «, sagte er, » falls Sie einen Zipplock-Beutel haben, packen Sie den Stein und den Zettel ein. Versuchen Sie, ihn m ö glichst nicht mehr viel in den H ä nden zu bewegen. Bringen Sie ihn mit, wenn Sie und Ihr Anwalt morgen herkommen.«
In der Hoffnung, es w ü rde mich ein wenig entspannen, nahm ich eine lange, hei ß e Dusche. Ich lehnte mich an die Wand der Duschkabine und lie ß den Kopf nach vorne h ä ngen, sodass das Wasser mir ü ber Kopf, Hals und Schultern prasselte. Eine Muskelfaser nach der anderen lie ß los, und irgendwann hing ich mehr an der Abtrennung, als dass ich an ihr lehnte, und dann rutschte ich an den Fliesen herunter, statt an ihnen zu h ä ngen. Die Luft war dicht vor Dampf, fast massiv, obwohl ich die L ü ftung eingeschaltet hatte. Als ich keine Kraft mehr zum Stehen aufbrachte, drehte ich das Wasser ab, wickelte meinen rosigen Leib in ein gro ß es Handtuch und taumelte ins Schlafzimmer. Aus der obersten Schublade meiner Kommode holte ich mir eine frische Boxershorts, lie ß mich aufs Bett plumpsen und schob schwerf ä llig die F üß e durch den Bund und die Bein ö ffnungen der Unterhose. Als ich mich vorbeugte, um die Tagesdecke und die Bettdecke zur ü ckzuschlagen, sp ü rte ich schon, wie meine Augenlider immer schwerer wurden.
Und dann war ich pl ö tzlich mit wild klopfendem Herzen hellwach – wacher, als ich je im Leben gewesen war. Mein wei ß es Kopfkissen war voller Blut. Ich starrte darauf, dann riss ich die Bettdecke bis zum Fu ß ende vom Bett. Beide Laken waren ebenfalls blutdurchtr ä nkt – gr öß tenteils getrocknet, aber nicht vollst ä ndig. Und mitten im Bett lag ein Damenslip.
Noch bevor ich den Gedanken in Worte fassen konnte, wusste ich, dass es Jess Carters Slip war. Ich wusste auch, dass man mich jetzt wegen des Mordes an ihr verhaften w ü rde.
Ich stolperte ins Wohnzimmer und dr ü ckte dort am Telefon den Wahlwiederholungsknopf, weil ich von dort aus vor dem Duschen Evers angerufen hatte. » Evers «, meldete er sich.
» Hier ist noch einmal Dr. Brockton «, sagte ich. Meine Stimme klang fern und d ü nn. » Ich glaube, Sie m ü ssen sofort die Spurensicherung in mein Haus schicken.«
» Ich lasse Ihre Seifenblase nur ungern platzen, Doktor, aber ich glaube nicht, dass das viel Sinn hat «, sagte er. » Mit sehr viel Gl ü ck k ö nnen wir von dem Notizzettel oder dem Stein vielleicht einen latenten Fingerabdruck abnehmen. Aber das ist sehr unwahrscheinlich. Dar ü ber hinaus bezweifle ich, dass wir irgendetwas finden.«
» Es geht nicht um den Stein «, sagte ich. » Und auch nicht um den Zettel. In meinem Bett ist Blut. Sehr viel Blut. Und ein Damenslip.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte eine Weile Schweigen. Dann sagte Evers: » Wo sind Sie jetzt? Sind Sie noch im Schlafzimmer? « Ich erkl ä rte ihm, dass ich ins Wohnzimmer gegangen war, um ihn anzurufen. » Sie bleiben da, wo Sie sind «, sagte er. » Setzen Sie sich und r ü hren Sie sich nicht vom Fleck.«
» Okay «, sagte ich, und er legte auf.
Ich musste nachdenken, doch ich hatte das Gef ü hl, dazu allein nicht mehr in der Lage zu
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