Bis auf die Knochen
sein. Ruf Art an, war alles, was mir einfiel. Als er abhob, erz ä hlte ich ihm von den blutigen Laken und dem Slip und von dem Beamten der Mordkommission und der Spurensicherung, die sich im Augenblick eilig meinem Haus n ä herten. Er schwieg.
Schlie ß lich sagte er: » Da will dir jemand gewaltig etwas anh ä ngen.« Er machte eine Pause. » Hast du mit DeVriess gesprochen? «
» Ja. Ich habe erst vor ein oder zwei Stunden sein B ü ro verlassen.«
» Hat er dir seine Handynummer gegeben? «
» Ich glaube, sie steht auf der Visitenkarte, die er mir gegeben hat.«
» Ruf ihn an. Du h ä ttest ihn gleich als Erstes anrufen sollen.«
» Ich habe ganz instinktiv gehandelt. Die Polizei war mein erster Instinkt. Du mein zweiter. Art, werden die mich heute Abend verhaften? «
» Das bezweifle ich. Nicht heute Abend. Die werden sehr vorsichtig mit dir umgehen, schlie ß lich bist du eine forensische Legende und ü berhaupt. Sie gehen damit zum Staatsanwalt, und der Staatsanwalt geht damit zur Grand Jury. Aber die Grand Jury von Knox County trifft sich dreimal die Woche, also k ö nnten sie es morgen der Grand Jury vorlegen, und dann k ö nnte innerhalb von zwei Tagen ein Haftbefehl gegen dich ergehen. Du hattest eine Beziehung zu ihr; du hast ihre Leiche gefunden – und ausgerechnet in deiner gut gesicherten Forschungseinrichtung. Und jetzt finden sich in deinem Haus Blut und ein Kleidungsst ü ck, die darauf hinweisen, dass sie dort umgebracht wurde.«
» Das ist nicht alles «, sagte ich elend. » Evers behauptet, er habe ein Video aus einer Ü berwachungskamera, das zeigt, wie mein Wagen drei Stunden bevor ich die Leiche gefunden und die Polizei angerufen habe, auf das Gel ä nde der Body Farm f ä hrt.«
Er schwieg qualvoll lange. » Das sieht ganz schlecht aus, Bill. Der d ä mlichste Polizist der ganzen Truppe k ö nnte eine Grand Jury davon ü berzeugen, dass es an diesem Punkt einen hinreichenden Verdacht gibt. Leg sofort auf und ruf den Fiesen an.«
Das tat ich. Er fluchte, als ich ihm sagte, die Polizei sei unterwegs. » Verdammt, Doktor. Ich w ü nschte, Sie h ä tten zuerst mich angerufen. Wir h ä tten uns eine bessere M ö glichkeit ausdenken k ö nnen, damit umzugehen. Okay, man wird Sie um Ihre Zustimmung zur Durchsuchung Ihres Hauses bitten. Stimmen Sie dem nicht zu. Sie m ü ssen den Polizeibeamten wahrscheinlich erlauben, das Haus zu betreten und die Laken aus Ihrem Schlafzimmer zu entfernen, aber sagen Sie ihnen, davon abgesehen d ü rfen sie ohne Durchsuchungsbeschluss nichts anfassen. Sie werden ohne Probleme einen Durchsuchungsbeschluss kriegen, aber es h ä lt sie wenigstens ein paar Stunden auf. Sie werden Sie auch ziemlich hart in die Zange nehmen wollen. Sagen Sie ihnen, ich treffe mich mit Ihnen unten in der Stadt im Polizeirevier. Beantworten Sie keine – keine, keine, keine – Fragen, ohne dass ich an Ihrer Seite bin. Versprechen Sie mir das.«
» Okay. Ich versprech’s.«
» Wir sehen uns dort.« Und dann legte er auf.
Wenige Augenblicke sp ä ter h ö rte ich die Martinsh ö rner. Sie verliehen etwas in mir Ausdruck – einer aufsteigenden Klage aus Schmerz, Zorn und Angst. Die Martinsh ö rner wurden immer lauter, Streifen blauen Lichts drangen durch die Fenster herein, und dann schwiegen sie. Doch das Wimmern in meinem Innern erstarb nicht.
31
Es war vier Uhr morgens, und ich war so müde, dass mein ganzer K ö rper summte wie eine Hochspannungsleitung. DeVriess und ich hatten in demselben Vernehmungszimmer, in dem ich heute tags ü ber schon mehrere Stunden verbracht hatte, zwei Stunden lang ungeduldig gewartet. Allerdings war » heute « nahtlos zu » gestern « geworden. Und »morgen « war in » heute « her ü bergeglitten. Es war, als w ä re ich in einem Alptraum gefangen, aus dem es kein Erwachen gab. Ich stellte mir vor, wie Rod Serling mit metallener Stimme berichtete, dass selbst das anst ä ndigste Leben sich in einem einzigen Augenblick in nichts aufl ö sen konnte … hier … in der Twilight Zone.
Schlie ß lich flog krachend die T ü r auf, und Evers kam mit einem Aktendeckel in der Hand herein. Er trug immer noch dieselbe Kleidung, die er vor acht Stunden getragen hatte, doch die St ä rke hatte sich aus seinem Hemd verfl ü chtigt, und der Mann selbst sah genauso zerknittert und m ü de aus wie seine Kleidung.
Er vollzog das gewohnte Ritual mit dem Kassettenrekorder, dann sagte er: » Erz ä hlen Sie mir von den Laken. Wessen Blut ist das auf den
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