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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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der Betreuung der Mannschaft der Kinder engagierte. Von Beruf her war sie Grafikerin, und sie arbeitete freiberuflich in Teilzeit von einem B ü ro ü ber der Garage aus. Ich hatte einige ihrer Arbeiten gesehen – haupts ä chlich Firmenbrosch ü ren, aber auch einige Zeitschriftenwerbungen und sogar ein paar Plattencover –, und sie gefielen mir. Aus der Ferne sahen sie aus wie Tausende andere Gebrauchsgrafiken: Kinder und Hunde, perfekte Paare, h ü geliges Ackerland in gesch ö ntem Licht. Doch wenn man sie genauer betrachtete, sprang einem immer eine seltsame Kleinigkeit ins Auge und entlockte einem ein L ä cheln: ein Hundesnack im Mund eines Kindes, ein Maiskorn im Mundwinkel eines l ä chelnden Ehemannes, eine Kuh, die in einer Ecke der Weide einen frischen Fladen fallen lie ß . Mit demselben trockenen Humor n ä herte Jenny sich auch, soweit ich das beurteilen konnte, dem Leben, der Ehe und der Mutterschaft, und das tat Jeff sichtlich gut. Jenny hatte den ordentlichen, pedantischen Zug gelockert, der Jeff erlaubte, zweitausend Stunden im Jahr gl ü cklich die Zahlen zu addieren und zu subtrahieren, die das Geld anderer Menschen repr ä sentierten.
    Die Pizza – Extrak ä se, Extrapeperoni – hatte eine d ü nne, aber teigige Kruste, die von unten mit Maismehl best ä ubt war. Solange ich schon in Knoxville lebte, war Big Ed’s eine Institution in der nahegelegenen Stadt Oak Ridge. Die Pizzeria lag in einem h ö hlenartigen Geb ä ude mit hohen Decken, das aus den Tagen stammte, da die Stadt am Manhattan Projekt mitgewirkt hatte, und man hatte den Eindruck, die Fu ß b ö den w ä ren nicht neu lackiert und wom ö glich auch nicht geputzt worden, seit die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen worden waren. Big Ed selbst war vor einigen Jahren gestorben, doch seine kantige Gestalt und sein Wahlspruch – » Ich mache meinen eigenen Teig « – waren im Einsatz geblieben, genau wie das Rezept f ü r seine denkw ü rdige Kruste. Die Pizza war schwer, fettig und extrem lecker. Wir hauten gen ü sslich rein.
    » Ich habe deinen Namen in der letzten Zeit nicht in der Zeitung gesehen «, sagte Jenny und nahm ein drittes St ü ck. »Im Augenblick ist es wohl ziemlich ruhig im finsteren Unterbauch? «
    » Im finsteren Unterbauch ist es nie ruhig. Nur in der Presse, Gott sei Dank.«
    » Was ist ein Unterbauch? «, fragte Tyler.
    » Das ist ein Unterbauch «, sagte ich, langte nach unten und kitzelte ihn.
    » Wo ist mein Unterbauch? «, fragte Walker, also kitzelte ich auch ihn.
    Ich fragte Jenny nach ihren aktuellen Projekten, die zum Abendessen sichereren Gespr ä chsstoff abgaben als meine Arbeit. Der Winter war ruhig gewesen, doch sie hatte gerade den Auftrag bekommen, Prospekte und Anzeigen f ü r die University of Tennessee zu gestalten, die eine Milliarden-Dollar-Fundraising-Kampagne startete. » Sorg nur daf ü r, dass du ein paar gute Fotos von meinen Forschungsobjekten benutzt «, sagte ich.
    » Das gefällt mir «, sinnierte sie. » Man sagt den Leuten, wenn sie nichts berappen, drohte ihnen dieses Schicksal. Ich glaube, das Geld w ü rde nur so hereinstr ö men.« Dann erz ä hlte sie, wie es bei einem Shooting beim Milchvieh der University of Tennessee zugegangen war. Offensichtlich hatte es unz ä hlige Aufnahmen erfordert, das Foto des h ü geligen Ackerlands und der kackenden Kuh, das ich gesehen hatte, in den Kasten zu kriegen. » Wer h ä tte bei so vielen K ü hen gedacht, dass wir eine ganze Woche und die magischen Kr ä fte von PhotoShop brauchen w ü rden, um die kackende Kuh aufs Bild zu bannen? «
    » Kackende Kuh, kackende Kuh «, kr ä hte Walker.
    » Du bist die kackende Kuh «, sagte Tyler.
    » Pah, du bist die kackende Kuh.«
    » Ich hoffe «, sagte ich, » es gibt kein Schokoladeneis zum Nachtisch.«
    » Ooooh «, sagten alle.
    Jenny brachte uns schlie ß lich zur Raison. » Tyler, m ö chtest du Grandpa Bill von dem Projekt erz ä hlen, das du f ü r die Schule machst? «
    » Klar «, sagte er. » Eine PowerPoint-Pr ä sentation ü ber Meeresschildkr ö ten.«
    Eine PowerPoint-Pr ä sentation? Das Kind war im zweiten Schuljahr. Ich hatte einmal versucht, eine PowerPoint-Pr ä sentation zu machen und hatte am Ende eine neue Festplatte f ü r meinen Computer gebraucht. » Meeresschildkr ö ten? Ich mag Meeresschildkr ö ten. Kann ich es sehen? «
    » Sicher «, sagte er. » Komm.« Ich folgte ihm ins Familienzimmer, wo Walker bereits vor einem Videospiel hockte, in dem ein

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