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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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brachte.

5
    Die in Richtung Westen führenden Spuren des Kingston Pike waren so verstopft wie die Arterien eines dicken Mannes, und der sp ä tnachmitt ä gliche Verkehr kroch im Schneckentempo auf die Schlafstadt Farragut zu. Ich erinnerte mich an den Eid, den ich vor Jahren geleistet hatte – niemals, niemals, niemals zwischen drei und sieben Uhr nachmittags nach Farragut zu fahren –, doch tief im Innern wusste ich, dass ich heute keine andere Wahl hatte, wollte ich mir nicht einen neuen Steuerbe rater suchen.
    Ich war bei meinem Steuerberater dauerhaft auf Bew ä hrung, und daf ü r gab es viele gute Gr ü nde. Ich war ohne Zweifel sein schlimmster Mandant: Zum einen neigte ich dazu, jedes Jahr um den ersten April herum mit einer Einkaufst ü te voller Quittungen und Einzahlungsscheine in seinem B ü ro aufzutauchen – fr ü h genug, um mich tugendhaft zu f ü hlen, aber viel zu sp ä t, als dass die geringste Hoffnung bestanden h ä tte, meine Steuererkl ä rung fristgerecht abgeben zu k ö nnen. Zum anderen sagte ich jedes Mal, wenn er mich f ü r schlampige Buchf ü hrung oder dumme Investitionen tadelte: » Werd blo ß nicht frech; ich habe dir die Windeln gewechselt.«
    Mein Steuerberater war mein Sohn Jeff. In seiner Kanzlei, Brockton & Partner, arbeiteten noch zwei weitere amtlich zugelassene Wirtschaftspr ü fer und mehrere Steuerberater auf Honorarbasis. Sie waren auf Arztpraxen und reiche Ä rzte spezialisiert, also war ich nicht nur sein schlimmster Mandant, sondern wahrscheinlich auch sein ä rmster – ein kleiner, aber feiner Unterschied.
    Ich hatte verabredet, meine Einkaufst ü te – ganze zwei Wochen fr ü her als gewohnt – bei Jeff zu Hause abzuliefern und bei dieser Gelegenheit seine Kinder zu besuchen. Meine Enkels ö hne. Tyler war sieben, Walker f ü nf – beide waren wilde und selbstbewusste kleine Jungen, noch unversehrt genug, um sich vorbehaltlos ins Leben zu st ü rzen, sicher, dass dieses sie mit unfehlbaren Armen auffangen w ü rde.
    Tyler riss die T ü r auf. » Grandpa Bill! Grandpa Bill! Mom, Grandpa Bill ist da! « Ich stellte meine Papiert ü te ab und hob ihn hoch. Er umarmte mich fest. Er f ü hlte sich warm und feucht an und roch leicht nussig und scharf – eine Mischung aus sauberem Schwei ß und frischem Schmutz, den kleine Kinder verstr ö mten, wenn sie herumtobten. Walker kam aus dem Familienzimmer um die Ecke gefegt und umschlang meine Beine, sodass ich mich nicht mehr r ü hren konnte. Auch er f ü hlte sich an und roch wie ein gesch ä ftiger Junge. Beide Jungen trugen Fu ß balltrikots, was den Schwei ß und den Schmutz erkl ä rte.
    » Grandpa Bill, Grandpa Bill, ich habe Sonic gespielt und habe drei neue Leben bekommen «, sagte Walker.
    » Drei? Drei ist wahrlich drei-artig «, sagte ich, obwohl ich keine Idee hatte, was er meinte, aber wenn er gl ü cklich war, war ich es auch.
    Er kicherte. » Drei-artig, so ein Quatsch.«
    » Drei ist doch gar nichts «, sagte Tyler. » Ich hab sieben. «
    » O ja? Ich hab … ich hab siebzig- siebzig -sieben «, sagte Walker.
    » Hast du gar nicht. Au ß erdem hat es so eine Zahl gar nicht, Pupsgesicht.«
    » Tyler Brockton«, kam eine drohende Stimme aus der K ü che. » Gibt es so eine Zahl nicht. Und keine Beschimpfungen oder kein Computer.« Jeffs Frau Jenny tauchte mit einer Pizzaschachtel in der einen Hand und einer Di ä tcola in der anderen in der T ü r auf. » Hallo «, sagte sie. » Wir sind vor zwanzig Minuten erst von einem Fu ß ballspiel in Oak Ridge nach Hause gekommen. Isst du ein bisschen Big-Ed’s-Pizza mit uns? «
    » Klar «, sagte ich. » Wenn genug da ist.«
    » Mehr als genug «, sagte sie. » Jeff hat gerade angerufen; er hat sich an der riesigen Steuererkl ä rung eines Chirurgen – gro ß e Ü berraschung, was? – festgebissen, also kommt er vor zwei Stunden sicher nicht nach Hause. Du kannst seinen Teil haben. Walker, lass Grandpa Bills Beine los, er kann ja keinen Schritt tun. Tyler, du hilfst mir den Tisch decken.«
    Ich setzte Tyler ab, und er wankte in die K ü che, als erforderte es sein letztes Qu ä ntchen Kraft. Wenn man bedachte, mit welcher Energie Jungen bis zu dem Augenblick herumliefen, in dem sie v ö llig platt waren, war das wom ö glich sogar der Fall.
    Jenny bewegte sich mit einer nat ü rlichen, sportlichen Anmut durch die K ü che. Sie hatte sowohl in der Highschool als auch im College Fu ß ball gespielt; in dieser Familie war sie, nicht Jeff, diejenige, die sich bei

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