Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
gl ü cklich. » Ah, genau das, was der Arzt mir verordnet hat. Und du bist sicher, dass ich dich nicht verf ü hren kann? «
    » Ziemlich sicher «, sagte ich. » Ich nehm’s doch n ü chtern kaum mit dir auf. Wenn ich anges ä uselt w ä re, h ä tte ich erst recht keine Chance.«
    » Doch, wenn ich anges ä uselter w ä re als du «, sagte sie und trank noch einen Schluck.
    Ich nahm dies als Zeichen, die Steaks aufzulegen. Ich holte das Fleisch aus dem K ü hlschrank und wickelte es aus dem wei ß en Pergamentpapier – gro ß e, dicke Filets, fast so dick wie breit, eingewickelt in Speck. Ich hatte sie im Fresh Market gekauft, dem Lebensmittelladen am Rand von Sequoyah Hills. Z ä hlte man einige der Vororte im Westen, in Farragut, nicht mit, dann war Sequoyah Knoxvilles feudalstes Wohnviertel. Normalerweise kaufte ich bei Kroger ein – nicht im Fellini Kroger, sondern in einem, der n ä her gelegen und viel friedlicher war –, doch das Fleisch im Fresh Market war das beste in der ganzen Stadt. Es war es tats ä chlich wert, Sequoyah-Hills-Preise daf ü r zu berappen.
    Mein Haus lag in Sequoyah Hills, aber es war nicht von Sequoyah Hills, um mich einer pr ä positionellen Unterscheidung zu bedienen, die Jesus einst bez ü glich seiner Nachfolger und ihre Beziehung zur Welt gemacht hatte. Ich besa ß ein archetypisches Ranchhaus – ein ganz gew ö hnliches eingeschossiges Holzhaus –, das sich mit einem halben Dutzend ä hnlicher H ä user eine schattige Wohnstra ß e teilte. Das einzig Bemerkenswerte daran war, dass wir von Hunderten von Villen umgeben waren. Immer wenn es in der Gegend besonders protzig zuging – ein schickes klassisches Konzert mit anschlie ß endem Empfang oder eine politische Fundraising-Party im Versailles- ä hnlichen Palast um die Ecke, an der glitzernde Menschen in formaler Abendgarderobe teilnahmen –, tr ö stete ich mich mit der Vorstellung, unsere bescheidenen H ä user h ä tten sich zum Selbstschutz wie Pionier-Planwagen zu einer Wagenburg zusammengefunden. Wenn unser sch ü tzender Kreis je durchbrochen w ü rde, w ü rde es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis s ä mtliche Ranchh ä user in der Stra ß e abgerissen und durch drei- oder viermal so gro ß e protzige Ungeheuer ersetzt wurden, die an die Grundst ü cksgrenzen genauso vorr ü ckten wie gegen die gleicherma ß en steroid-gesteuerten Nachbarn. Nicht, dass ich verbittert war oder so.
    Ich legte die Steaks auf einen Teller, bestreute sie von beiden Seiten mit Salz und Pfeffer, rieb die Gew ü rze ein und spritzte dann ein wenig Worcestershire-So ß e obendrauf, um sie noch etwas pikanter zu machen.
    Jess nickte zustimmend. » Du f ü gst noch ein wenig Extrasch ä rfe hinzu? «
    » Ich versuch’s.«
    » Und wie machst du sie? «
    » Ich bin ein Mann. Ich leg sie selbstverst ä ndlich auf den Grill.«
    » Gas oder Holzkohle? «
    » W ä re doch Vergeudung eines guten Steaks, es auf Gas zu braten «, sagte ich.
    » In der Tat «, sagte sie. » Gas ist gut f ü rs Krematorium, aber ein Steak verlangt f ö rmlich nach dem zus ä tzlichen Aroma der Holzkohle-Karzinogene.«
    » Du hast wirklich ein Auge f ü rs Morbide. Hat dir das schon mal jemand gesagt? «
    Sie senkte den Blick auf ihr Glas. » Autsch. Man hat mir gesagt, das sei eine meiner besonderen Begabungen «, sagte sie. Sie schaute wieder auf, und ich sah Schmerz in ihren Augen.
    » Ich habe nur Spa ß gemacht «, sagte ich. » Wer hat das gesagt und es nicht als Witz gemeint? Und warum siehst du pl ö tzlich so traurig aus? «
    » Mein Exmann. Mein letzter Exmann, um ganz genau zu sein.«
    » Vor zwei Jahren hast du mir einen Anwalt als deinen Mann vorgestellt, war es der? « Sie nickte. » Wie viele Exm ä nner laufen denn noch durch die Gegend? «
    » Nur noch einer. Wenn du nur die Ehem ä nner z ä hlst.«
    » Und wenn ich die anderen wichtigen auch z ä hle? «
    Sie verdrehte die Augen. » Da m ü sste ich erst nachdenken und rechnen. Vier oder f ü nf halbernste und eine experimentelle Frau.«
    Ich musste feststellen, dass die Welt sich ver ä ndert hatte in den Jahrzehnten, seit ich mich das letzte Mal mit einer Frau verabredet hatte. » Vor ein paar Monaten hast du mir erz ä hlt, du w ä rst gl ü cklich lesbisch. War das das Experiment? «
    Sie lachte. » Nein, das habe ich nur gesagt, um dich auf Abstand zu halten, f ü r den Fall, dass du irgendwelche Absichten hegtest. Du schienst mir damals noch zu sehr in der Trauer um Kathleen gefangen

Weitere Kostenlose Bücher