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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Sie ist klug, und sie ist stark. Und witzig. Und ein h ü bscher Anblick.«
    » Stimmt alles «, sagte Miranda. » Sie w ü rde Sie sicher auf Trab bringen. Wird Zeit, dass Sie jemanden finden, der Sie ein bisschen auf Trab bringt.«
    Das war mir auch klar. Meine Frau Kathleen, mit der ich fast drei ß ig Jahre verheiratet gewesen war, war vor mehr als zwei Jahren an Krebs gestorben, und ich erholte mich erst jetzt allm ä hlich von dem Schlag. Im vergangenen Herbst hatten sich zum ersten Mal zaghaft wieder Interesse und Verlangen ger ü hrt. Entfacht worden, wie ich mir peinlicherweise in Erinnerung rufen musste, dadurch, dass eine Studentin mich spontan gek ü sst hatte. Ebenso gl ü cklicher- wie besch ä menderweise war der Kuss von Miranda unterbrochen worden, die in der T ü r zu meinem B ü ro aufgetaucht war. Kurz nach diesem ungeh ö rigen, aber denkw ü rdigen Kuss hatte ich eine Frau, die eher in meinem Alter war – n ä mlich keine Geringere als die bereits erw ä hnte Dr. Jess Carter – zum Abendessen eingeladen. Jess hatte die Einladung angenommen, hatte sie jedoch im letzten Augenblick absagen m ü ssen, weil sie in Chattanooga an einen Mordschauplatz gerufen wurde. Ich hatte nicht den Mut gefunden, sie noch einmal zu bitten, mit mir auszugehen, obwohl mir der Gedanke jedes Mal kam, wenn sich unsere Wege wegen unserer Arbeit – ihrer frischen Toten und meiner nicht mehr ganz so frischen – kreuzten.
    Mirandas Frage erinnerte mich wieder an die Aufgabe, die vor mir lag. » Spielt es eine Rolle, an was f ü r einen Baum wir den Kerl fesseln? «
    » Wahrscheinlich nicht, aber das Opfer war an eine Kiefer gefesselt, und davon haben wir mehrere, also k ö nnen wir es auch so wirklichkeitsgetreu machen wie m ö glich. Kostet nichts extra.« Ich zeigte auf den Baum, auf dem die Eichh ö rnchen herumgetollt waren. » Wie w ä r’s mit dem? «
    Miranda sch ü ttelte den Kopf. » Nein, den nicht.« Sie runzelte die Stirn. » Der steht zu … exponiert. K ö nnte f ü r die Campuspolizei oder Gastwissenschaftler hart sein, wenn sie durchs Tor kommen und als Erstes auf dieses Tableau sto ß en.« Da hatte sie nicht unrecht. » Abgesehen davon, haben Sie nicht gesagt, das Opfer wurde tief im Wald gefunden? « Auch da hatte sie nicht unrecht.
    » So habe ich es verstanden. Im Prentice Cooper State Forest. Der State Forest erstreckt sich stromabw ä rts von Chattanooga ü ber ziemlich zerkl ü ftetes Gel ä nde entlang der Tennessee River Gorge.« Ich zeigte weiter den H ü gel hinauf auf eine andere Kiefer in der N ä he der oberen Grundst ü cksgrenze. » Bitte sch ö n. Ist die abgeschieden genug? «
    Miranda nickte. » Ja, viel besser. Ein bisschen Schlepperei, ihn da raufzukriegen. Aber wahrscheinlich ein gutes Training.«
    » Was uns nicht umbringt, macht uns stark? «
    » Richtig «, meinte sie und streckte mir die Zunge heraus.
    Einm ü tig beugten wir uns in den hinteren Teil des Wagens und packten die Schlaufen, die seitlich an den schwarzen Leichensack gen ä ht waren. Wir schoben ihn ü ber die Heckt ü r, bis er rund drei ß ig Zentimeter hinten ü ber die Ladefl ä che ragte. » Bereit? «, fragte ich.
    » Bereit «, antwortete sie, und damit schnappten wir uns jeweils eine zweite Schlaufe im unteren Drittel des Leichensacks. Wir lie ß en ihn vollends ü ber die Heckt ü r gleiten und ü bernahmen nach und nach immer mehr das Gewicht der Leiche. Sie war schwer – neunzig Kilo, was in etwa dem Gewicht des Opfers entsprach, dessen Leichenfundort wir rekonstruieren w ü rden. Je getreuer die Nachstellung das Verbrechen spiegelte – nicht nur, was das Gewicht des Opfers anging, sondern auch seine Verletzungen, seine Kleidung und seine K ö rperhaltung –, desto exakter w ü rde am Ende unsere Sch ä tzung der Leichenliegezeit sein, was der Polizei erlaubte, ihre Ermittlungen zeitlich genauer einzugrenzen.
    Wir hatten ihn kaum f ü nfzehn Meter den H ü gel hinaufgeschleppt, da brach ich in der k ü hlen Morgenluft auch schon in Schwei ß aus. Ich sah Miranda an, dass sie ebenfalls zu k ä mpfen hatte, doch ich wusste, dass sie eher zusammenbrechen w ü rde, als sich zu beklagen. Das war f ü r mich vollkommen in Ordnung, ich war bereit, f ü r uns beide zu jammern. » Wollen Sie sich das mit dem ersten Baum nicht noch mal ü berlegen? Der stand doch gar nicht so schlecht.«
    » Hmpf «, st ö hnte sie mit zusammengebissenen Z ä hnen und sch ü ttelte zur Bekr ä ftigung den Kopf.
    » Okay «,

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