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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ihre
Wohnung lag im dreizehnten Stock, und ein automatischer Aufzug fegte mich
hinauf, fast ehe ich auf den Knopf gedrückt hatte. Meine Füße versanken in den
dicken Noppen des mit Teppich belegten Korridors, als ich vom Aufzug zu der Tür
ihres Appartements ging. Ich drückte auf den Klingelknopf, und von irgendwo
drinnen hörte ich eine männliche Stimme singen: »Als Geliebter, Süße, bin ich
Gelegenheitsarbeiter...« Die Stimme brach plötzlich ab. Ich starrte mit leerem
Blick eine Weile auf den Klingelknopf, dachte dann, das Ganze sei Zufall
gewesen, drückte erneut darauf und dann im Bruchteil einer Sekunde nochmals.
Die Männerstimme reagierte auf dieselbe Weise. Vielleicht hatte sie die
Klingeldrähte an irgendeinen gefangengehaltenen Sänger angeschlossen, den sie
in einer dunklen Kammer eingeschlossen hielt, ein armer Bursche, der wußte, daß
er, wenn er nicht sang, sobald der elektrische Strom seine Stimmbänder zucken
ließ, nichts zu essen bekam.
    Die
Tür öffnete sich, und ein träges dunkelhaariges weibliches Wesen stand da und
gähnte mich zart an. Ihr schwarzes Haar ringelte sich um ihre Schultern, und
eine tief herabhängende Franse flirtete mit ihren Augenbrauen. Ihr Gesicht war
von anmutiger Katzenhaftigkeit; und ich fand, es sei ein wirklicher Jammer, daß
ihre Augen verrieten, wie wenig ihr im Augenblick nach einer Schüssel Rahm
zumute sei — nein, danke!
    Ihre
wirklich kesse Freizeitkombination war weiß und mit riesigen Sonnenblumen
bedruckt, die an den verrücktesten Stellen wuchsen. Sie hatte ein Oberteil, das
sich recht eng um ihre runden Brüste schmiegte, ebenso wie das Unterteil um
ihre Hüften, die gegen die kalten Winternächte gut gepolstert waren. Sobald sie
ihren nackten rechten Arm bewegte, klingelte melodisch ein Armband mit winzigen
Kupferglocken. In mir erweckte sie eine eindeutig menschliche Reaktion,
vielleicht hatte sie in einem Dramatiker eindeutig
Schicksalsgestaltungsreaktionen hervorgerufen, aber ich bezweifelte es.
    »Sie
sehen reizend aus«, sagte sie und gähnte erneut. »Sagen Sie was Reizendes.«
    »Okay.«
Ich grinste. »Haben Sie kürzlich irgendwelche guten Theaterstücke gestohlen?«
    Sie
blinzelte und sagte: »Wie bitte?«
    »Jemand
hat Rafe Kendalls letztes Stück gestohlen, als er
gerade nicht hinschaute«, erklärte ich. »Zufällig passierte es, als Sie in
seinem Haus wohnten.«
    »Haben
Sie einen Namen?«
    »Rick Holman .«
    »Vielleicht
kommen Sie am besten herein, Rick Holman .«
    Sie
drehte sich um und ging voraus in die Wohnung, wobei ich sah, daß die
Freizeitkombination rückenfrei war; und ihr nackter Rücken war bis ganz
hinunter, wo die Sonnenblumen gerade noch rechtzeitig eine hintere Einbuchtung
verdeckten, hübsch gebräunt. Wir traten in ein Wohnzimmer, das an eine
Miniatur-Hollywood-Bowl erinnerte, in der Möbel dänischer Herkunft verstreut
herumstanden. Der sternenübersäte Himmel außerhalb der Spiegelglasfenster war
ein Knüller, der ein da capo wert war; und ich hoffte, daß die mit einer
Marmorplatte belegte Bar in der einen Ecke geöffnet war.
    »Ich
sehe die Kammer nicht«, sagte ich.
    »Kammer?«
Auf ihrem Gesicht erschien ein leicht nervöser Ausdruck. »Was für eine Kammer,
verdammt noch mal?«
    »Die,
in der Sie den Sänger eingeschlossen haben müssen«, erklärte ich ihr, »den
Burschen, der die Drähte der Türklingel in seinen Stimmbändern stecken hat.«
    »Ach,
das meinen Sie?« Sie kicherte plötzlich. »Das ist irgendwie ganz raffiniert,
nicht? Ich habe es gleich einrichten lassen, nachdem mir dieser Tropf, Toni Altino , weggelaufen ist, ohne auch nur noch ein
improvisiertes Auf-Wiedersehen zu singen. Es handelt sich um ein paar Takte
eines Liedes aus seinem Repertoire, und der Text trifft weiß der Himmel zu;
wenn es je einen Gelegenheitsliebhaber gegeben hat, dann diesen Knilch. Ich
habe aus unbezähmbarer Leidenschaft >Sag, daß du mich liebst< gefleht.
Und wissen Sie was? Die meiste Zeit über hat mir der Bastard überhaupt nicht geantwortet,
weil er für eine Plattenaufnahme am nächsten Tag seine Stimme schonen wollte.«
    »Sind
Sie Sängerin, Dramatikerin, oder was sind Sie?« fragte ich. »Oder vielleicht
eine Sammlerin von Zelebritäten ?«
    »Ich
bin Schauspielerin«, antwortete sie kalt. »Niemand hat je etwas von mir gehört,
aber mein Gesicht ist jedem vertraut, der vor dem Fernsehapparat sitzt. Ich bin
die liebende Gattin eines Polizeibeamten mit einem Problem — das tränenreiche
Mädchen eines

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