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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Die Tür schlug hinter
ihnen zu.
    »Was
kann ich tun?« fragte Kendall.
    »Sie
haben drei Tage Zeit«, sagte ich. »Danach ist es zu spät. Wenn Sie diese
Verabredung mit Boler und seinem Klienten im Büro des
Bankdirektors einhalten, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als auf ihre
Bedingungen einzugehen. Wenn Sie die Verabredung nicht einhalten, werden die
beiden Sie als Plagiator hinstellen und dann klagen. Ihre einzige Chance
besteht darin, daß Sie herausfinden, wer hier im Haus mit ihnen unter einer
Decke steckt, und es beweisen.«
    »In
drei Tagen?« Er schüttelte zweifelnd den Kopf. »Wie stehen da meine Chancen,
Mr. Holman ?«
    »Lausig«,
sagte ich. »Aber Chancen gibt es schließlich immer.«
    »Wollen
Sie es versuchen?«
    »Klar!«
Ich nickte. »Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß das für keinen, der hier im Haus wohnt, gerade ein Vergnügen sein
wird — auch für Sie nicht.«
    »Das
wird von nun an in jedem Fall so sein«, sagte er düster. »Tun Sie, was Sie tun
müssen, Mr. Holman .«
    »Es
bedeutet, daß ich im Privatleben anderer Leute herumstochern und Dinge
ausgraben muß, die sie geheimhalten wollen, daß ich
Empfindungen enthüllen muß, die sie vielleicht jahrelang sorgfältig für sich
behalten haben«, warnte ich ihn. »Und die Leute, die unschuldig sind, werden
Sie schließlich ebenso hassen, wie sie mich hassen werden.«
    »Es
muß sein«, sagte er in scharfem Ton. »Schonen Sie niemanden — einschließlich
mir.«
    »Okay.«
Ich warf ihm einen langen Blick zu. »Wo finde ich Jackie?«
    Sein
Gesicht erstarrte für ein paar Sekunden und entspannte sich dann ein wenig. »Eins
zu Null für Sie, Mr. Holman !
Jackie Lorraine — ich habe hier irgendwo ihre Adresse niedergeschrieben. Ich
werde sie für Sie heraussuchen.«
    »Wie
steht es mit dem Schauspieler, der hier wohnt? John Ashberry ?
Vielleicht kann ich mich gleich einmal mit ihm unterhalten?«
    »Leider
nicht. Er besucht jeden Montag einen alten Freund in Santa Monica und kommt nie
vor Mitternacht zurück.«
    »Also
muß er bis morgen warten«, sagte ich. »Könnte ich Jackie Lorraines Adresse
haben?«
    »Ich
werde sie holen.«
    Er
verließ das Zimmer, und ich zündete mir eine Zigarette an, während ich wartete.
Der Raum war so still, daß ich das schwache Summen der Klimaanlage irgendwo
unter meinen Füßen hören konnte; und wenn ich kräftig schnupperte, drang eine
Spur von Antonias noch in der Luft hängendem Parfüm in meine Nase. Dann kehrte
Kendall zurück und gab mir ein Stück Papier.
    »Ich
habe die Adresse für Sie aufgeschrieben«, sagte er brüsk. »Ich weiß nicht mit
Sicherheit, ob sie noch dort wohnt.«
    »Ich
werde es herausfinden«, sagte ich. »Noch eine Frage, bevor ich gehe: Ist
Antonia Ihre Tochter?«
    Er
hob plötzlich den Kopf. »Was, zum Teufel, soll das heißen? Natürlich ist sie
meine Tochter!«
    »Sie
hat keine Ihrer physischen Merkmale«, sagte ich. »Ich habe mich gefragt, ob sie
vielleicht adoptiert wurde?«
    »Nein«,
brummte er. »Sie schlägt nach ihrer Mutter. Ihre Mutter starb, als Antonia noch
ein Baby war.«
    »Ich
war nur neugierig.« Ich zuckte die Schultern.
    »Es
gehört zu Ihrem Job, neugierig zu sein. Mr. Holman «,
sagte er und lächelte bitter. »Zu meinem gehört es auch, und bis vor ein paar
Minuten hielt ich mich darin für einen Experten!« Er entblößte die Lippen, was
als Lächeln gedacht war. »Das ist vermutlich in gewisser Beziehung komisch? Der
große dramatische Schicksalsgestalter! Der große Experte auf dem Gebiet
menschlicher Schwächen! Und jemand in diesem Haus — unmittelbar unter meiner
scharfen Nase — , jemand, der mir nahesteht, entwirft einen sorgfältigen Plan,
gleichzeitig meinen Ruf und meine Zukunft zu gefährden. Und ich habe nicht
einmal etwas bemerkt!«
    »Wenn
Sie ein Stück schreiben, haben Sie alle handelnden Personen in der Hand«, sagte
ich. »Sie wählen ihr Milieu, ihre Motive, und Sie schreiben sogar ihre Dialoge. Wieviel Menschen können im wirklichen Leben der
Versuchung, sich nahezu eine Million unter den Nagel zu reißen, widerstehen?«
    »Ich
weiß es nicht, Mr. Conférencier«, knurrte er. » Wieviel ,
schätzen Sie?«
    »Keiner«,
knurrte ich zurück. »Vielleicht sollten Sie das im Gedächtnis behalten, bevor
Sie den Rest der Nacht damit zubringen, in Ihre Pfeife zu weinen?«
     
     
     

DRITTES KAPITEL
     
    J ackie Lorraine wohnte nach wie vor in dem
hohen Gebäude in der Nähe des Strip, entdeckte ich, als ich dorthin kam.

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