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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nippte an ihrem Scotch und lächelte mich auf dieselbe
klägliche Weise wie vorher an. »Fast immer suche ich mir dazu die falschen
Burschen aus — Strolche wie Toni Altino und so was. Rafe Kendall war der Richtige für mich, und wenn ich nur
die geringste Chance gehabt hätte, so hätte ich ihn für alle Zeiten geliebt.
Aber ich hatte eben nie eine Chance, weil seine liebevolle Tochter mich hübsch
hereingelegt hat.«
    »Wie
denn?«
    »Eines
Abends, nachdem er sein Stück eben fertiggeschrieben hatte, kam sein Produzent aus
New York geflogen, und Rafe nahm ihn und Miles Hillan zum Abendessen mit nach Chasens .
Die beiden gezähmten Schnorrer waren ebenfalls die Nacht über weg, und so
blieben Antonia und ich allein im Haus. Sie hatte für den Abend einen Freund
eingeladen, und wir drei befreundeten uns während des Essens recht gut
miteinander. Ich war naiv genug, zu glauben, daß sie vielleicht ihr Verhalten
mir gegenüber ändern würde, und dachte, möglicherweise hätte das Auftauchen
ihres Freundes damit zu tun. Er schien irgendwie nicht recht zu ihr zu passen —
ein ziemlich abgebrüht wirkender Bursche, der Mühe hatte, herauszufinden,
welche Gabel er benutzen sollte; aber er versuchte während des ganzen
Abendessens, nett zu sein. Ich dachte, alles sei in bester Ordnung.«
    Sie
zog eine bittere Grimasse bei der Erinnerung. »Wir konsumierten eine ganze
Menge Alkohol während des Essens und auch hinterher. Ich glaube, einer der
beiden hat mir ein paar Schlaftabletten oder noch etwas Schlimmeres in meine
Drinks geschüttet, denn ich kippte im Wohnzimmer einfach um. Das nächste, was
ich wußte, war, daß ich in meinem eigenen Zimmer aufwachte, im Bett zusammen
mit Antonias Freund und alle beide nackt. Rafe stand
auf der Schwelle und starrte uns an; ein Blick auf sein Gesicht genügte; und
ich wußte genau, daß ich niemals eine Chance haben würde, ihm zu erklären, was
geschehen war. Er gab uns beiden zehn Minuten Zeit, aus dem Haus zu
verschwinden. Antonias Freund haute ab, bevor ich noch Gelegenheit hatte, ihm
peinliche Fragen zu stellen; und mir blieb keine andere Wahl, als ihm in die
kalte, kalte Nacht hinaus zu folgen.«
    »Dieser
Freund — wissen Sie wie er hieß?«
    »Pete
Irgendwas.« Ihr Mund zuckte. »Irgendwie habe ich den Rest nie mitgekriegt.«
    »Sie
wollen mir von Rafe Kendall erzählen«, erinnerte ich.
    »Stimmt!
Wie ein netter Bursche wie Rafe je zu einem solchen
Luder von Tochter kommen konnte, wie Antonia eins ist, werde ich nie begreifen.
Was gibt es schon über Rafe zu erzählen? Er ist der
netteste Mann, den ich je in meinem Leben kennengelernt habe. Er ist ein
brillanter Dramatiker und von seiner Arbeit besessen. Ich glaube, sein
finanzieller Erfolg macht ihn nach wie vor ein bißchen unsicher. Vielleicht
läßt er sich deshalb von diesen beiden Schnorrern die Zeit stehlen?«
    »Der
angebliche Dichter und der Schauspieler, der nicht schauspielert?« fragte ich.
»Talbot und Ashberry ?«
    Sie
nickte. » Rafe glaubt, ihnen das auf eine seltsame
Weise schuldig zu sein. Als ob er das Schicksal nicht herausfordern wollte — so
ähnlich, wie wenn man auf Holz klopft. Wissen Sie? Er weiß, daß keiner von
beiden wirklich Talent hat, aber er gibt konsequent vor, das zu glauben,
während sie in seinem Haus wohnen und sein Geld ausgeben.«
    »Welcher
Art, glauben Sie, sind ihre Gefühle gegenüber Rafe ?«
    »Wie
die ausgehaltener Frauen, die sich wegen des Lebensunterhaltes keine Sorgen
mehr zu machen brauchen. Sie sind beide kindisch und eigensinnig und benehmen
sich gegenüber Rafe wie zwei verzogene Kinder oder
noch schlimmer.«
    »Könnte
einer von ihnen fähig sein, eine Kopie seines Stückes zu stehlen und dazu
beitragen, dieses Erpressungsmanöver in die Wege zu leiten?«
    »Aber
sicher«, antwortete sie prompt. »Ich glaube nicht, daß einer von ihnen
ausreichend Grips hätte, um sich das Ganze auszudenken, aber Diebstahl gehört
bei diesen beiden Strolchen inzwischen zur zweiten Natur. Zeitweise war ich der
Überzeugung, daß sie nachts aufgeblieben sein mußten, um sich einleuchtende
Ausreden einfallen zu lassen, wie sie Rafe am
nächsten Tag um weitere fünfzig Dollar beschwindeln konnten. Die beiden wirken
irgendwie schleimig« es ist so schlimm, daß ich ein Gefühl körperlichen
Widerwillens hatte, wenn einer von ihnen ins Zimmer trat.«
    Sie
trank ihr Glas leer und starrte eine Sekunde lang darauf. »Es ist merkwürdig,
auf diese Weise über Rafe zu sprechen. Ich habe

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