Bis aufs Messer
Gangsters mit einem Problem — die stolze Freundin eines netten
jungen Doktors mit einem Problem — das unglückliche Barmädchen, das einen
Sheriff mit einem Problem liebt. Nennen Sie die Sendereihen, und ich nenne
Ihnen die Episoden, in denen ich die Partnerin eines Helden mit einem Problem
gespielt habe.« Sie sah den verdutzten Ausdruck auf meinem Gesicht und zuckte
gereizt die Schultern. »Setzen Sie sich, Rick Holman ,
Sie machen mich nervös, wenn ich Sie da so mit geöffnetem Mund stehen sehe. Im
Augenblick wittere ich förmlich, daß Sie ein Bursche mit einem Problem sind.«
Ich
ließ mich vorsichtig auf einer modernistischen Couch nieder, die nicht aussah,
als ob sie für Liebesspiele gebaut worden sei. Wonach sie in Wirklichkeit
aussah, fand ich, war eine Couch mit einem Problem. Jackie Lorraine setzte sich
neben mich, und ihre haselnußbraunen Hexenaugen
betrachteten intensiv mein Gesicht.
»Wenn
jemand Rafes Stück gestohlen hat, dann muß er es
jedenfalls rechtzeitig für die Premiere am Broadway zurückbekommen haben.«
»Jemand
hat es gestohlen, so daß ein anderer es kopieren und ein hübsches kleines
Erpressungsmanöver starten konnte«, sagte ich. »Jetzt überläßt man Kendall die Entscheidung, ob er entweder zahlen oder vor Gericht als
Plagiator gebrandmarkt werden will.«
»Das
klingt ja völlig irrsinnig!« Sie begann zu kichern und hielt dann plötzlich
inne. »Nein — ich glaube, es ist Ihr Ernst. Was?«
»Und
ob es mein Ernst ist!« knurrte ich, »Warum würde ich sonst hier sein?«
Sie
holte tief Luft, was in Null Komma nichts eine
Sonnenblume plattdrückte. »Ich weiß es nicht.« In ihren Augen lag ein
spöttischer Schimmer. »Vielleicht könnte ich mir ein paar gute Gründe
ausdenken?«
Ich
enthielt mich der offensichtlich vulgären Bemerkung, daß meine Augen in dieser
Sekunde auf diesen Gründen ruhten. »Bleiben wir für den Augenblick einmal bei
Kendalls Problemen«, schlug ich vor. »Sie sind doch die Expertin für Männer mit
Problemen.«
»Und
ich stehe unter Verdacht, weil ich zu dem Zeitpunkt, als sich das Ganze
ereignete, dort im Haus gewohnt habe?« Ihr Gesicht wurde nachdenklich. »Und wer
hat Jackie Lorraines Namen erwähnt?« Sie legte ihren Finger auf meine Lippen,
noch bevor ich antworten konnte. »Lassen Sie es mich selbst sagen. Ja? Ich
brauche nur einmal zu raten: Die süße kleine Antonia, nicht wahr?«
»Stimmt!«
»Das
war ganz leicht.« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem mürrischen Grinsen.
»Antonia konnte sich mit dem Gedanken, daß eine andere Frau in Daddys Leben
eine Rolle spielen könnte, nie befreunden. Sie fand, er brauchte das nicht.«
»Sie
konnte Sie nicht leiden?«
»Um
Himmels willen!« Ihre Wimpern flatterten ein paarmal eindrucksvoll. »Sie sind
vielleicht ein Schnellmerker , Rich Holman . Klar, sie konnte mich auf den Tod nicht ausstehen,
aber sie war zu klug, um das Daddy merken zu lassen. Wenn wir allein waren, lag
der Fall anders.« Sie dachte eine Weile nach und seufzte dann leicht. »Ich bin
also zur Stückediebin auserwählt worden, ja?«
»Nicht
mehr als jeder andere, der sonst noch um diese Zeit im Haus war«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Kendall hat mich engagiert, damit ich ihm helfe, mit dem
Erpresser fertig zu werden; und die einzige Möglichkeit, das zu schaffen,
besteht darin, daß ich seinen Komplicen innerhalb des Hauses finde, der eine
Kopie des Stückes gestohlen hat. Wer immer es war, er muß es entweder um des
Geldes willen getan haben oder um sich für irgend etwas an Kendall zu rächen oder vielleicht auch aus beiden Gründen. Alles, was ich
über Kendall weiß, ist, daß er einen guten Ruf als Dramatiker hat. Vielleicht
können Sie mir behilflich sein, indem Sie mir mehr von ihm erzählen?«
»Kommen
Sie zurück, wenn Sie mal eine freie Woche haben!« Sie lächelte kläglich. »Ich
kann versuchen, eine komprimierte Schilderung des Mannes zu geben, aber zuerst
brauche ich was zu trinken. Wie steht’s mit Ihnen?«
»Ich
befürchtete, Sie würden überhaupt nicht mehr danach fragen«, sagte ich dankbar.
Sie
goß an der Bar mit der Marmorplatte die Gläser ein, brachte sie zur Couch
zurück und setzte sich wieder. »Ich gehöre zu der Sorte von Mädchen, die
immerzu geliebt werden müssen«, verkündete sie.
Ich
blickte für eine Sekunde auf die über der üppigen Rundung ihrer Brust blühende
Sonnenblume und sagte dann: »Das kann doch wohl für Sie kein Problem sein?«
»Es
ist eine Schwäche.« Sie
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