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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hillan gesagt hat, muß derjenige, der Rafes Stück gestohlen
hat, es vor etwa einem Jahr getan haben, gleich nachdem es fertig geworden
war.«
    »So
ungefähr«, pflichtete ich bei.
    »Zu
dieser Zeit wohnte Rafes Geliebte im Haus, eine
sogenannte Schauspielerin, die fürs Fernsehen arbeitete.« Er schauderte
eindrucksvoll bei dem Gedanken daran. »Die äußerste Degradierung für jeden
talentierten Künstler! Sie hieß Jackie Lorraine — «
    »
— und Kendall warf sie aus dem Haus, als er sie zusammen mit einem von Antonias
Spielgenossen, einem Burschen namens Pete, im Bett vorfand«, beendete ich den
Satz. »Sie behauptet, man habe sie hereingelegt.«
    »Oh!«
Er schürzte die Lippen. »Das wissen Sie?«
    »Wollen
Sie mir nicht vielleicht was Neues erzählen?« flehte ich. »Zum Beispiel den
Grund, weshalb seine Tochter sich mit ihm in der Wolle hat?«
    »Die
frigide Jungfrau?« Talbot kicherte plötzlich. »Das ist mein eigener privater
Scherz — ich habe sie anders gesehen!«
    »Wann
denn?« bohrte ich nach.
    »Oh,
hier und da«, sagte er vage. »Aber sie ist gewiß nicht frigide und auch keine
Jungfrau.«
    »Sie
scheint mit ihrem Vater nicht allzugut auszukommen?«
    »Ein
seltsames Mädchen«, dröhnte Ashberry . »Sie ist sehr
herrschsüchtig, was ihren Vater anbetrifft. Ich glaube, das ist auch der Grund,
weshalb sie Bruce und mich haßt. Wir nehmen im Herzen ihres Vaters einen
bescheidenen Platz ein, und sie betrachtet uns als eine Art Konkurrenz, die
ausgemerzt werden muß.«
    »Warum?«
erkundigte ich mich beharrlich.
    »Sie
wird eines Tages ein kleines Vermögen beim Psychiater ausgeben müssen, um das
herauszufinden«, sagte er nüchtern. »Vielleicht hängt es damit zusammen, daß
ihre Mutter starb, als sie noch sehr jung war.«
    »Kannten
Sie ihre Mutter?« fragte ich.
    »Das
war lange vor meiner Zeit mit Rafe .« Er zuckte die
Schultern. »Er spricht nie von seiner Frau; ich habe also keine Ahnung, wie sie
war.« Er stieß den Poeten mit dem Ellbogen an. »Bruce?«
    Talbot
glitt elegant vom Barhocker auf den Boden und blieb dort mit einem leeren
Grinsen liegen.
    » Tschuldigung !« Er stieß leicht auf. »Das Gesetz der
Schwerkraft. Verstehen Sie? Ich komme nicht dagegen an — hoffnungslos.« Er
schloß die Augen und gähnte lauthals. »Gute Nacht.«
    Der
Schauspieler zuckte erneut die massiven Schultern, nahm die Ginflasche und goß die letzten verbliebenen Tropfen in sein Glas. »Er verträgt einfach
nichts«, sagte er beiläufig. »Ich weiß gar nicht, warum er überhaupt trinkt.
Wenn ich es mir recht überlege, weiß ich auch nicht, warum er dichtet.«
    »Wissen
Sie etwas über Pete — Antonias Freund? Über den, den Rafe zusammen mit Jackie Lorraine in deren Bett entdeckt hat?« fragte ich energisch.
    »Nicht
das geringste«, antwortete er vergnügt. »Sind Sie sicher, daß Sie hier im Haus
nicht noch irgendwo eine überflüssige Flasche mit irgendwelchem Alkohol herumstehen
haben?«
    »Ganz
sicher«, knurrte ich. »Und für einen Burschen, der hierherkam, um reinen Tisch
zu machen, sind Sie ein lausiger Versager.«
    » Hillan !« Er legte seinen Zeigefinger auf die eine
Nasenseite und blinzelte heftig. »Ich vermute, daß er Rafe seit Jahren hübsch ausnimmt. Rafe ist Künstler — genau
wie ich — und befaßt sich nicht mit dem Unrat des
Daseins, als da sind Geld, Konten, Rechnungsprüfungen und solche trüben
Einzelheiten. Werfen Sie einen Blick auf Hillans Methoden, mit Rafes Geld umzugehen — das ist mein
Rat!«
    »Als
Kendalls Geschäftsmanager wird er doch auf der Basis einer Beteiligung an
Kendalls Gesamteinkommen arbeiten«, wandte ich ein. »Selbst bei vorsichtiger
Schätzung muß es sich auf mindestens hunderttausend Dollar pro Jahr belaufen.
Wozu sollte er noch mehr Geld brauchen?«
    »Das
ist Ihre — des Spürhunds — Aufgabe, es herauszufinden«, sagte er einfach. »Aber
denken Sie an mich; Hillan ist die Schlange im Auge.«
    »Die
Schlange im...?« Ich starrte ihn an.
    Seine
Augen rollten ein paar Sekunden lang wild, und dann schaffte er es mit
ungeheuren Anstrengungen, sie wieder geradeaus blicken zu lassen.
»Entschuldigung«, murmelte er. »Ich bin da offenbar für einen Augenblick
geistig entgleist. Dorn im Auge? Nein! Schlange im Gras. Jedenfalls ist es Hillan .«
    Es
konnte nur noch Sekunden dauern, bis er dem Poeten auf dem Boden Gesellschaft
leisten würde, dachte ich. »Zu dem Zeitpunkt, als das Stück fertiggeschrieben
war«, sagte ich, wobei ich jedes Wort

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