Bis aufs Messer
Anstrengung los, »können unter Ihrem Schutz sicher
schlafen!« Er hob flüchtig die Augen zum Himmel. »Möge mich der Blitz hier auf
Ihrer Schwelle erschlagen, wenn ich nicht unschuldig bin!« Seine
Schulterblätter zuckten unwillkürlich, aber der Himmel über ihm blieb wolkenlos
und blau. »Wie mein guter Freund, der Dichter, sagt: Unter Ihrem Schutz sind
die Unschuldigen sicher!«
Ich
applaudierte schnell, für den Fall, daß er dies für den Beginn des ersten Aktes
halten sollte, anstatt für das Ende des dritten. Seine dicken Brauen hoben sich
ein wenig, und dann verbeugte er sich höflich.
»Sie
lassen die Leute gern mit dem Wunsch nach mehr zurück, Mr. Holman ,
was?« Er grinste breit. »Na, lassen wir’s dabei. Dürfen wir hineinkommen?«
»Es
besteht für mich wohl keine Hoffnung, Sie davon abzuhalten«, sagte ich düster,
während sich die beiden an mir vorbei in die Eingangsdiele drängten.
Als
ich die Tür geschlossen hatte, befanden sich die beiden bereits im Wohnzimmer
und als ich es geschafft hatte, ebenfalls dorthin zu gelangen, saßen sie auf
Hockern vor der Bar und sahen erwartungsvoll drein. Ach, zum Teufel, dachte
ich, es war bereits elf Uhr, und meine Wunden bedurften dringend eines Balsams.
Also ging ich hinter die Bar, und die beiden bedurften nur eines fragenden
Blicks.
»Wodka
auf Eis«, sagte Ashberry . »Nicht zuviel Eis.«
»Martini.«
Talbot lächelte beglückt. »Den Vermouth können Sie
weglassen.«
Ich
goß ein paar übergroße Gläser für die beiden ein und genehmigte mir selber
einen normalen Bourbon auf Eis. Talbot und Ashberry hoben feierlich ihre Gläser.
»Salute!« krächzte Talbot.
»Prosit!«
donnerte Ashberry .
Die
beiden Drinks verschwanden, während ich noch die gleichmäßig steigenden und
fallenden Adamsäpfel an ihren Hälsen beobachtete. Zwei leere Gläser klirrten
auf die Bar, und zwei erwartungsvoll lächelnde Gesichter wandten sich dem
meinen zu. Ich wußte, wenn ich geschlagen war, schob dem Poeten die Gin- und
dem Schauspieler die Wodkaflasche zu. »Bedienen Sie sich selber«, sagte ich,
aber das hatten sie bereits getan.
»Wir
sind gekommen, Sir«, sagte Bruce Talbot und keuchte dann, während er sich sein
drittes Glas einschenkte, »um unseren Fall klarzulegen.«
»Sie,
Sir, sind der Experte«, dröhnte Ashberry . »Deshalb
sind wir zu Ihnen gekommen!« Dem plötzlichen Ausdruck von Bescheidenheit in
seinen Augen nach, erwartete er noch etwas weiteren Applaus.
»Gentlemen«,
sagte ich vorsichtig, »könnten Sie mir vielleicht mitteilen, was das alles
bedeuten soll?«
»Unser
Charakter ist bösartig entstellt — «, begann Talbot.
»Nein
— meuchlings ermordet worden!« schnaubte Ashberry .
»-durch
einen unwissenden Ignoranten von Dummkopf, der den unglaublichen Mut hat, sich
als Manager zu bezeichnen!« Talbot lachte schrill. »Wenn nicht die unheilbare
Gutmütigkeit unseres Freundes Rafe Kendall...«
»Unser
Freund und Mäzen Rafe Kendall«, korrigierte ihn Ashberry .
»Stimmt!«
Talbot nickte. »Dann würde dieses Riesenrindvieh wieder in die Gosse
geschwemmt, wohin es gehört.«
»Sie
reden von Miles Hillan ?« fragte ich scharfsinnig.
»Allein
bei der Nennung seines Namens sträuben sich mir sämtliche Haare!« Der Dichter
war bei dem Gedanken so mitgenommen, daß er mit zwei Schlucken sein drittes
Glas leerte und sich daranmachte, das vierte einzugießen. »Er ist heute früh zu
einem rasenden Irren geworden und hat uns sowohl einzeln als auch gemeinsam
beschuldigt, irgendein übles Verbrechen gegen unseren Mäzen begangen zu haben.
In Kürze, er hat uns beschuldigt, eine Kopie von Rafes letztem großartigem Werk gestohlen zu haben und es zu Erpressungszwecken zu
benutzen.«
»In
meinem gerechten Zorn hätte ich ihn am liebsten niedergeschlagen, so wie er
dastand«, vertraute mir Ashberry mit donnernder
Stimme an. »Aber ich verabscheue Gewalt, vor allem, wenn sie zu nichts führt.«
»Deshalb
sind wir zu Ihnen gekommen, Sir«, sagte Talbot mit großer Würde, »in unserem
blinden Glauben an Ihre Erfahrung und Ihren Sinn für Gerechtigkeit — um unsere
Unschuld zu beweisen.«
»Also
beweisen Sie sie«, sagte ich.
»Ist
es wahrscheinlich, Sir — nein, es ist unfaßbar — ,
daß wir uns gegen unseren Freund wenden sollten, der an unsere Kunst glaubt?«
brüllte Ashberry entrüstet. »Kann jemand so gemein
und niedrig sein, in die Hand zu beißen, die ihn füttert?«
»Für
eine knappe Million würden die meisten ihre eigene
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