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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Angelegenheit nicht mehr interessiert sind.«
    »Haben
Sie Tage, an denen Sie das Gefühl haben, verfolgt zu werden, Miss Kendall?«
fragte ich streitsüchtig.
    »Eine
halbe Stunde«, wiederholte sie. »Wenn Sie es innerhalb dieser Zeit nicht getan
haben, dann wird das, was gestern abend geschehen
ist, ein Vergnügen gegen das sein, was Ihnen irgendwann heute noch zustoßen
wird!«
    »Was
ist mit Ihnen los?« fragte ich. »Sind Sie eine geborene Sadistin? Vielleicht
ist das der Konflikt zwischen den Erbfaktoren, die bei einer Herkunft von
verschiedenen Rassen eine Rolle spielen?«
    »Wovon
sprechen Sie eigentlich?« fragte sie mit gepreßter Stimme.
    »Skandinaviern von seiten Ihres Vaters und Ägypterin von seiten Ihrer Mutter?« sagte ich.
    Am
anderen Ende der Leitung trat ein langes Schweigen ein. Dann flüsterte sie:
»Eine halbe Stunde, Holman !« und hängte ein.
    Ich
verließ das Haus und wunderte mich, daß ich — wenn es überhaupt nette Leute auf
der Welt gab — sie nie kennenlernte.
     
    Das
Haus in den Palisades war bescheiden und lag weit von
der Straße zurück, so als ob das auf zwei Ebenen gebaute Gebäude auf der einen
und die Ranchimitation auf der anderen ihm einen
Minderwertigkeitskomplex verursacht hätten. Ich parkte auf der Straße und ging
dann die abwärtsführende Zufahrt zum Portikus hinab. Alle Rouleaus waren hinter
den Fenstern herabgelassen, aber unter dem Autoschutzdach stand eine kleine
ausländische Wanze. Vielleicht pflegte Helen Christie bis spät in den Morgen
hinein zu schlafen. Ich klingelte viermal, ohne daß sich etwas rührte, und
stellte dann fest, daß die Haustür nicht ganz geschlossen war. Ein Stoß mit der
flachen Hand, uns sie sprang weit auf. Ich rief ein
paarmal höflich: »Miss Christie?« und bekam keine Antwort.
    Mit
ein paar Schritten war ich im Eingangsflur, und dann rief ich erneut ihren
Namen. Die Stille schien schwerer zu werden, als ich feststellte, daß die
Lichter noch brannten. Ich begann das bewußte nervöse Gefühl in der Magengrube
zu bekommen, als ich, ihren Namen rufend, Zimmer für Zimmer das Haus
durchsuchte, bis ich sie schließlich fand. Sie war eine Frau um die Fünfzig
herum, eine ergrauende dunkelhaarige Frau, die rücklings auf dem Teppich neben
dem mit einem Satinüberzug bedeckten Bett lag. Ihre weit offenen Augen starrten
zur Decke, als enthielte die irgendwelche kosmischen Geheimnisse, und das Einschußloch unmittelbar oberhalb ihres linken Auges war
ringsum mit verkrustetem Blut verschmiert.
    Ich
kniete neben der Toten nieder und berührte mit einem Finger ihren Unterarm. Die
Haut fühlte sich eiskalt an, und da die Rouleaus heruntergelassen waren und die
Lichter noch brannten, nahm ich an, daß sie irgendwann während der Nacht
ermordet worden war. Sie trug einen türkisfarbenen Seidenpyjama und darüber
einen dazu passenden Morgenrock. Der fast gelassene Ausdruck auf ihrem Gesicht
verriet, daß sie wahrscheinlich keine Ahnung gehabt hatte, was ihr zustieß, als
die Kugel in ihren Kopf fuhr. Ich stand wieder auf und sah mich schnell, Zimmer
für Zimmer, im Haus um. Nichts schien in Unordnung zu sein, nicht eine
Schranktür oder Schublade stand offen. Wenn sie wegen etwas, das sich in ihrem
Besitz befunden hatte, ermordet worden war, so mußte der Mörder genau gewußt
haben, wo er es finden konnte. Als ich wegging, sorgte ich dafür, daß die
Haustür weit offenblieb.
    Etwa
eine Viertelstunde später hielt ich vor einem Drugstore auf dem Wilshire Boulevard und rief die Polizei an. Ich gab ihnen
die Adresse in den Palisades , erklärte ihnen, wo sie
dort die Leiche einer Frau finden könnten, und hängte auf.
     
     
     

FÜNFTES KAPITEL
     
    K endall öffnete persönlich die Tür des
imitierten englischen Landhauses und nickte bedächtig, als er mich unter dem
Portikus stehen sah. »Ich habe Sie erwartet«, sagte er. »Kommen Sie herein.«
    Ich
folgte ihm ins Wohnzimmer und sah zu, wie er seine Pfeife nahm, sie methochsch füllte, während sein spatelförmiger Finger mit gleichmäßigen Bewegungen, die etwas von einem Ritual hatten, den
Tabak festdrückte. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?« fragte er plötzlich.
    »Ich
habe mich zu gründlich rasiert«, sagte ich.
    »Ja?«
Er steckte die Pfeife in den Mundwinkel und hielt sie dort ein paar Sekunden
lang zwischen zusammengebissenen Zähnen fest. »Haben Sie gestern
abend Jackie Lorraine gesprochen?«
    »Klar!«
    »Wie
geht es ihr?« Er stellte die Frage mit offensichtlichem

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