Bis aufs Messer
und erzählten ihm die traurige Wahrheit — daß seine Beweise
wertlos sein würden, wenn Sie eine Ausfertigung dieses Vertrages vorweisen
würden. Es blieb ihm also die Wahl, Sie entweder in seinen Erpressungsplan mit
einzubeziehen oder leer auszugehen.«
Ashberry schüttelte bedächtig den Kopf. »Mein lieber
Spürhund! Was haben Sie da für ein hauchdünnes Spinnweb von Vermutungen und Phantasie zusammengewoben! Noch nie zuvor habe ich etwas
Derartiges gehört — !«
»Ihr
alter Freund in Santa Monica wird sich vielleicht schließlich daran erinnern,
daß Sie Montag abend bei ihm waren«, sagte ich
düster. »Aber einen Mann gibt es, der Ihnen einen Strich durch die Rechnung
machen wird, und zwar gründlich. Denn wenn er das nicht tut, wird er wegen Beihilfe
nach begangenem Mord angeklagt.« Ich blickte auf Boler .
»Wollen Sie das?«
»Nein!«
Sein Mund verzerrte sich für einen Augenblick. »Nein — zum Teufel damit! Auf
der ganzen verdammten Welt gibt es nicht genügend Geld, daß es eine lange
Zuchthausstrafe in St. Quentin aufwiegt! Sie haben recht, Holman ,
es war Ashberry , der gestern
nachmittag in mein Büro kam und mir Helens Ausfertigung des Vertrages
brachte. >Sie können sie vernichten< sagte er. >Ich habe noch immer
Kendalls Ausfertigung, und entweder beteiligen Sie mich zu fünfzig Prozent an
dem Handel oder ich gebe sie ihm zurück.< Was blieb mir da für eine Wahl?«
»Was
nun, Mime?« sagte ich vergnügt.
Ashberry erhob sich mit massiver Würde und drehte sich
ein wenig um, so daß er alle im Zimmer im Auge hatte. »Ich möchte etwas sagen.«
»Machen
Sie’s kurz«, sagte ich.
»Für
meine Zukunft ist bereits gesorgt.« Er lächelte düster. »Aber ich möchte, daß
Sie alle für ein paar Sekunden Ihre eigene Zukunft bedenken. Wenn die ganze
Geschichte von Rafe Kendall, der sich selber erpreßt
hat, vor Gericht zur Sprache kommt — und ich werde dafür sorgen, das verspreche
ich Ihnen — , wird dies das Ende seiner Karriere bedeuten. Die Leute werden ihn
als Psychopathen betrachten, der eingesperrt gehört, oder als den größten
Schwindler aller Zeiten — als einen Mann, der durch seine Stücke eine tiefe
Kenntnis der menschlichen Natur vermittelt und dabei unfähig ist, im wirklichen
Leben mit irgend jemandem zurechtzukommen. Sie, Sir«,
er nickte höflich zu Hillan hinüber, »sind bereits kleiner
finanzieller Taschenspielertricks überführt worden. Ganz gewiß sind Sie als Rafes Manager erledigt, wahrscheinlich überhaupt als
Manager. Das heißt, wenn Sie wegen Betrugs ins Gefängnis kommen. Und du, Bruce?
Hinaus in die kalte Winternacht, und zwar schnellstens! Zurück in die schäbigen
Wohnungen, zurück zum Pfandleiher, wo du deinen einzigen Anzug versetzen mußt.«
Er
hob leicht den Kopf und blickte in den Hintergrund des Zimmers. »Und Sie, meine
liebe Antonia? Ihr Vater wird ein Objekt des Mitleids oder der Verachtung sein,
und Sie selber bieten sich der Welt als das Produkt einer ehebrecherischen
Verbindung zwischen Ihrer Mutter und ihrem Liebhaber dar, während ihr Ehemann,
der große Dramatiker, als der größte Hahnrei aller Zeiten ahnungslos umherspaziert
ist! Und Sie, mein muskulöser junger Freund? Wären Sie nicht auch gern reich
geworden?«
»Hm?«
Petes Augen wurden schmal. »Was soll das heißen?«
»Der
einzige, für den etwas herausspringt, wenn er mich der Polizei ausliefert, ist Holman «, sagte Ashberry milde.
»Es wird seinen gutbürgerlichen Sinn für Gerechtigkeit befriedigen. Wie, wenn Rafe nun dieses Papier, das Mr. Boler bereits in dem Umschlag hat, unterschriebe? Angenommen, wir bildeten ein
Syndikat? Ich bin sicher, Mr. Boler hätte nichts
dagegen einzuwenden — etwas Geld ist weitaus besser als gar keins. Gleicher
Anteil für jeden, wie? Mr. Boler , ich, Bruce, und
Sie, mein junger Freund Reiner? Jeder Anteil würde sich auf ungefähr
zweihunderttausend Dollar belaufen. Miles würde natürlich weiterhin als Rafes Geschäftsmanager fungieren, und Rafes Ruf würde gesichert sein. Was meinen Sie dazu?«
Ich
ließ die Achtunddreißiger aus der Halfter gleiten und
richtete sie auf ihn. »Wir wollen nicht allzu schlau sein, Mime«, sagte ich.
»Vom Standpunkt eines Polizeibeamten aus ist ein toter Mörder besser als ein
frei herumlaufender Mörder.«
Die
Augen mit den schweren Lidern funkelten vor grimmigem Vergnügen, während er
erst auf die Pistole und dann auf mich blickte. »Ich glaube nicht, daß Sie mich
kaltblütig erschießen werden,
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