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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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brannte. Dicht neben ihm saß Rafe Kendall auf der Kante seines Stuhls, eine unangezündete Pfeife im Mund, die Augen ziellos ins Leere starrend. Die eine Hälfte der
Zweisitzer-Couch im hinteren Teil des Zimmers war von dem mit ausgestreckten
Beinen dasitzenden Pete Reiner ausgefüllt. Sein engsitzendes Trikot und die
Blue jeans bauschten sich vor lauter Muskulatur, und
in seinen braunen Augen lag ein erwartungsvoller Ausdruck.
    »Ah!«
John Ashberrys dröhnende Stimme erschütterte die
Stille mit der Heftigkeit eines mittäglichen Kanonenschusses. »Hier also kommt
der tapfere Ritter, der besiegte Detektiv, zum letzten Spiel!« Er schüttelte
gewichtig den Kopf. »Ein trauriger Tag, Sir. Ja, wirklich ein trauriger Tag für
uns alle.«
    »Ich
würde mir nicht allzuviel Sorgen machen«, sagte
Antonia scharf. »Ich bin sicher, Rafe kann es sich
nach wie vor leisten, euch beide Blutsauger weiterhin zu unterstützen, selbst
nachdem er den Erpresser ausbezahlt hat.«
    »Mein
liebes Mädchen!« Ashberry lächelte sie freundlich an.
»Sie sind seelisch verwirrt, das ist nicht gut. Sie müssen«, die fleischigen
Lippen zuckten plötzlich, »um Ihres Vaters willen versuchen, tapfer zu sein!«
    Antonia
zuckte zusammen. Ihr Mund preßte sich zu einer harten Linie zusammen, und sie
ging schnell an ihm vorbei zu Pete Reiner in den hinteren Teil des Zimmers.
    »Sie
hat einfach keine Achtung vor künstlerischer Begabung«, sagte Bruce Talbot mit
seiner dünnen, schrillen Stimme. »Zum Glück ist ihr Vater aufgeschlossener.« Er
warf über seine Schulter hinweg einen flüchtigen Blick auf die kleine Couch und
lächelte dann selbstzufrieden. »Alles eine Frage der Gene, glaube ich. Ihr
Vater ist ein großer Dramatiker, aber Antonia ist mehr an physischen — äh — Künsten
interessiert.«
    »Gut
ausgedrückt, Bruce!« brüllte Ashberry anerkennend.
»Sehr gut ausgedrückt, wirklich! Daraus könntest du etwas machen, vielleicht so
etwas wie eine Ode an das Fleisch — Wie
wär’s damit?«
    » Wieviel Uhr ist es?« fragte Kendall plötzlich.
    »Fünf
Minuten vor fünf«, sagte Hillan . Seine verschleierten
Augen starrten mich für eine Sekunde mit unverhülltem Haß an, dann wandte er
den Blick ab.
    Kendall
stand von seiner Stuhlkante auf und kam zu mir herüber. » Boler müßte eigentlich jeden Augenblick kommen«, sagte er schnell mit leiser Stimme.
»Was soll ich tun, wenn er eintrifft?«
    »Ihm
die Tür öffnen und ihn hierher bringen«, sagte ich.
    »Aber
— wenn er ein Zimmer voller Leute sieht — und auch noch Sie?« Für einen
Augenblick zuckte ein kleiner Muskel an seiner Wange nervös. »Verdammt! Wenn es
darauf ankommt, kann ich mir gut leisten, das Geld zu zahlen. Aber meinen Ruf
aufs Spiel zu setzen...«
    »Sie
haben Helen Christies Leben aufs Spiel gesetzt und verloren«, brummte ich.
»Finden Sie Ihren Ruf wichtiger für Sie als es ihr eigenes Leben für sie selber
war?«
    Er
sah mich einen Augenblick lang benommen an, während ihm die Farbe in die Wangen
schoß. Dann klingelte es an der Haustür. Kendall verließ mit hängenden
Schultern das Zimmer; und es sah ganz so aus, als koste es ihn wirklich Mühe,
einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich zündete mir eine Zigarette an, um die
plötzliche Stille zu beleben; und gleich darauf kehrte Kendall zurück, Boler unmittelbar hinter sich im Gefolge.
    Boler blieb plötzlich stehen. Sein Körper füllte
die Türöffnung fast völlig aus, während seine graubraunen Augen auf die bereits
im Zimmer anwesenden Leute blickten.
    »Was,
zum Teufel, soll das?« fragte er mit scharf akzentuierter Stimme. »Ist das hier
eine Versammlung von Stückeschreibern?«
    » Rafe ist ein familiär eingestellter Mann«, sagte ich. »Wenn
irgendwelche schwerwiegenden Entscheidungen getroffen werden sollen, hat er
gern die Familie bei sich; und diesmal handelt es sich doch um einen wirklich
schwerwiegenden Entschluß. Nicht wahr?«
    »Ich
weiß nicht, worauf, zum Kuckuck, Sie hinauswollen, Holman «,
knurrte er. »Aber ich habe mit Kendall zu verhandeln — ausschließlich mit
Kendall — und mit niemandem sonst.«
    »Hier
haben alle gewisse Investitionen, die auf dem Spiel stehen, Max«, protestierte
ich. »Ich finde, es ist nur recht und billig, daß sie wissen, was passiert. Es
war nicht ihre Schuld, daß sie in die Sache verwickelt wurden — wenn Rafe nicht auf den Gedanken gekommen wäre, sich selber zu
erpressen, damit er ihnen als Verdächtigen das Leben vergällen konnte. —

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