Bis bald, Sharma!
zu schlau und berechnend waren. Sie wollten Liebe nicht zulassen: Das ist gefährlich - niemand weiß, wohin das führt. Sie waren zu „klug“ und aus Berechnung verlor Indien jede Möglichkeit zur Liebe.“
Ich habe über diese Zeilen viel nachgedacht und in meinem Inneren weiß ich, dass dieser Guru Recht hat. Ich wollte die Liebe kontrollieren, um sie niemals zu verlieren. Aber erst dadurch lief ich Gefahr, sie zu verlieren. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, wenn ich bemerkte, dass Sharma andere Frauen ansah. Es waren keine lüsternen Blicke, aber er schaute - und nicht nur kurz, sondern länger. Das machte mich eifersüchtig. Ich sagte ihm, dass es mich stören würde, wenn er Frauen anschaue, und weil er mich nicht verletzen wollte, musste er die Unwahrheit sagen.
„Ja, ich sehe nicht nur Frauen, ich sehe jeden Menschen an. Ich will einfach sehen, wie sie sich kleiden, wie sie sich geben, ihre Gesten und Gewohnheiten. Ich denke niemals an Sex, wenn ich Frauen ansehe, Jasmin“.
„Weißt du nicht, dass dein direktes Hinsehen eine Aufforderung ist, sie kennen zu lernen? Du zeigst mit deinen langen Blicken, dass du an ihnen interessiert bist. Umso schlimmer, wenn ich neben dir gehe. Wenn du es allein tust und deine Blicke sind lang genug, wird die Frau vielleicht auch reagieren und dich sogar ansprechen - wenn du ihr Typ bist, sogar mit dir nach Hause gehen wollen. War es nicht bei uns zu Beginn genauso? Unsere Blicke streiften sich und wir fingen Feuer.“
Genau das war es! Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass er Feuer fangen würde, weil ich mir meiner Sache mit ihm nicht sicher war. Hätte ich ihm ganz vertraut, wäre ich sicher gewesen, dass er die Frauen nur anschaute und seine Liebe zu mir die Garantie dafür sein würde, dass er bei mir bliebe. Auch wenn die Frauen wegen seines Hinschauens rea gieren würden, er würde, da er genau wusste, dass er nur mich liebte, eine Einladung dankend ablehnen und mit stolzem Blick sagen: „Ich habe schon meine große Liebe.“
Frauen anzuschauen, durfte ich ihm niemals verbieten. Ich könnte es auch nicht, weil er es sowieso tut, weil er - Gott sei Dank - noch kein toter oder geisteskranker Mann ist.
Weil ich es trotzdem tat, zwang ich ihn, die Unwahrheit zu sagen, weil er, da er mich liebte, mich nicht verletzen wollte. Die Unwahrheiten hätten aber eine Entfremdung zwischen uns bewirkt und das wollte ich auf keinen Fall - also musste ich mein eifersüchtiges Verhalten schleunigst in den Griff bekommen.
Ich erinnere mich noch ganz genau. Als er mich einmal vom Bahnhof abholte, gingen wir eine steile Treppe hin unter. Eine Frau kam uns entgegen. Sie hatte ein ausladendes Gesäß und war in meinen Augen hässlich. Aber Sharma drehte sich extrem auffällig um und schaute ihr direkt auf den Arsch. Ich bemerkte es sofort und sagte ihm später, dass es mich sehr gestört habe, dass er der Frau auf den Hintern geglotzt hatte. Seine unheimliche Ausrede lautete: „Mein Gott, Jasmin, ich habe nur nach hinten geschaut, weil ich kontrollieren wollte, ob meine Reisetasche noch gut über meiner Schulter hängt.“
Wieder hatte ich ihn gezwungen, zu lügen, weil er mich nicht verletzen wollte. Hätte ich zu ihm gesagt: „Guck mal, die Frau hat aber einen tollen, großen Po“, dann hätte er vielleicht gar kein Interesse gezeigt oder er hätte hinge schaut, weil ich es ihm indirekt erlaubt hatte, und er hätte nur abgewinkt und gesagt: „Ach ne, der ist zu fett, deiner ist schöner.“
Liebe ist also Vertrauen.
Und Liebe ist Freiheit geben.
Solange ich diese wichtigen Dinge respektierte, konnte ich sicher sein, dass unsere Liebe weiterblühen konnte wie eine wunderschöne Rose. Liebe ist wie ein Fluss, der immer weiter fließt.
Ein Mensch, der liebt und frei ist, ist das Schönste, was es auf der Welt gibt. Und wenn sich zwei Menschen in solcher Schönheit treffen, ist ihre Beziehung überhaupt keine Beziehung mehr; es ist ein Sich-beziehen. Es ist ein ständiges flussgleiches Strömen, ein Wachstum den größten Höhen entgegen. Der höchste Gipfel von Liebe und Freiheit ist die Erfahrung des Göttlichen. Dort findest du beides: totale Liebe und totale Freiheit. Osho
Ich wollte mit meiner Liebe Gott finden, wie ein Vogel der Sonne entgegenfliegen, alle Laster abwerfen und durch die Liebe frei werden. Sharma ist zu mir in mein Leben gekommen, um mit mir diesen Traum zu verwirklichen. Und ich bin in sein Leben gekommen, um ihn die wahre
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