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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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überfiel mich eine schreckliche Traurigkeit und ich rief ihn auf seinem Österreich-Handy an und sagte ihm, dass ich mit ihm sprechen wollte. Er war sofort bereit, ließ sein Essen stehen und rannte zur Telefonzelle, um mich anzurufen.
    „Warst du nicht enttäuscht von mir und böse auf mich, dass ich nicht ans Telefon gegangen bin, Sharma?“
    „Nein, Jasmin, ich hab kein kleines Vogelherz, du bist meine Liebe, ich verzeihe dir immer. Ich weiß schon, dass du sehr traurig bist, dass wir so lange getrennt sind, aber das wird nun bald vorbei sein. Denn morgen darfst du zu mir kommen, weil die Wohnung schon fertig ist. Du wirst staunen, wenn du sie siehst. Der Vermieter hat sogar ein neues Doppelbett mit neuen Matratzen und Bettwäsche gekauft. Was sagst du dazu? Bist du jetzt glücklich, was dein Sharma für uns gemacht hat?“
    Ich war sprachlos. So schnell hatte er das geschafft? Es war eine echte Überraschung, davon hatte er mir gar nichts gesagt. Ich sollte also schon am nächsten Tag, einem Sonntag, zu ihm fahren. Das Geld für die Miete hatte mir sein Bruder gegeben. Sharma bat mich noch, einige Dinge mitzubringen, die ihm fehlten, damit er uns etwas Gutes kochen konnte. So packte ich in meine Tasche eine Pfanne für seine geliebten Chapati, einen kleinen Topf für Gemüse und Reis, eine Teekanne, Teller und Besteck. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Kein schmuddeliges Inderzimmer und kein armselige Rattenzimmer mehr, sondern wir hatten nun ein eigenes Zuhause. Bis zu unserer Heirat wollten wir dort  zusammenleben.
    Noch eine halbe Stunde vor seinem Anruf war ich am Boden zerstört gewesen und wusste nicht, wie es weiterging und nach seinem Anruf schwebte ich im siebten Himmel. So schnell konnte sich die Situation ändern.
    Die letzten Wochen und Monate hatten wir beide durch die Trennung sehr gelitten. Ich aß fast nichts mehr, nur noch etwas Obst und Sharma war schon ganz dünn geworden vom vielen Stress. Denn wenn die lebenswichtigsten Grundbedürfnisse wie Wohnung und Essen nicht vorhanden sind und einem auch noch die Liebe fehlt, genügt nur ein kleiner Stupser und man bricht völlig zusammen.
    Jeder Mensch hat nur ein gewisses Maß an Energie. Ich glaube nicht, dass Männer psychisch mehr ver kraften können als Frauen, eher glaube ich, dass es umgekehrt ist. Frauen können viel mehr erdulden, Männer klappen viel eher zusammen. Bei meinem Sharma war es so, dass er versuchte, seinen Kummer über meine Abwesenheit in Arbeitswut zu ertränken. An manchen Tagen gelang es ihm aber nicht so perfekt. Seine Sensibilität war so stark ausgeprägt, dass ihn jedes kleinste, falsch ausgesprochene Wort umwarf. Er hatte eine starke Leidensfähigkeit, er wusste nicht, wie er sich schützen konnte. Er hatte sein Herz für die Liebe geöffnet und es strömte nicht nur Liebe hinein, sondern auch Verletzung und Schmerz. Niemals verschloss er sein Herz vor mir. Es war wie eine Blume, die alles in sich aufnahm. Eine Blume schließt sich nachts, aber sein Herz war immer offen, immer bereit, Liebe zu geben.
     
    Es war Winter geworden, die Straßen schmutzig von Schnee und Regen, und an einem Sonntag im Dezember fuhr ich wieder zu Sharma.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Licht und Schatten
     
    Sharma hatte es tatsächlich geschafft, diese Parterrewohnung in der Pelikanstraße zu bekommen. Ich machte große Augen, als ich diese Wohnung betrat. Sie bestand aus zwei Zimmern, einer kleinen Küche mit einer Dusche und lag im Souterrain des Hauses neben der Waschküche. Vorher hatte ein Pakistani darin gewohnt und die Wohnung strotzte vor Dreck und modrigem Geruch, aber Sharma und einige andere Leute hatten die Wohnung auf Hochglanz poliert. Trotzdem konnte ich, als ich eintrat, einen starken modrigen Geruch wahrnehmen. Aber das war mir egal. Mit Duftöl und Parfümkerzen würde ich schon eine Atmosphäre schaffen, in der wir uns wohlfühlen konnten. Vom Eingang aus ging man in die Küche, die ein bisschen klein ausgefallen war. Sie war rechteckig und schmal geschnitten. An der einen Seite stand eine Spüle, darüber ein großer Boiler und rechts neben der Spüle befand sich die Duschkabine. Rechts neben dem Eingang war die Küchenzeile angebracht. Sie bestand aus einem Küchenschrank, einem Herd, der zwei Platten hatte und einem ziemlich neuen Kühlschrank. Über dem Herd war eine große Dunstabzughaube montiert, an der man sich den Kopf stieß, und

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