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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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über meinen Unsinn. Er schimpfte mich nie, weil er wusste, dass es nur Spaß war.
    Wir unternahmen viele schöne Dinge miteinander. Wir gingen stundenlang Arm in Arm und eng umschlungen spa zieren. Wir genossen wirklich jede Minute miteinander und wir zeigten uns offen unsere Liebe. Auch wenn es manchmal Meinungsverschiedenheiten gab, so siegte immer unser gutes Gefühl füreinander, denn unsere außergewöhnliche Liebe überschattete jeden noch so kleinsten Anflug von Streit. Überschatten? Nein, unsere Liebe überstrahlte jeden Streit. Das war ein Zeichen für mich, dass ich Sharma wirklich von ganzem Herzen liebte. Ich wusste, so eine Liebe gab es im Leben nur einmal.
    Weil ich nicht mehr zu Sharma fahren konnte, wurde ich richtig böse. Unsere einzige Ver bindung bestand in stumpfsinnigem Schreiben von SMS und in kurzen Telefonanrufen, in denen ich ihn beschimpfte und ihm unterstellte, dass er mich deswegen nicht einlädt, weil er dort eine Frau hatte. Ein lächerlicher Einfall von mir, aber in meiner grenzenlosen Liebe zu ihm war ich anscheinend verrückt geworden. Ich wusste genau, dass ich ihm damit sehr wehtat, aber ich konnte nicht anders. Es kam selbst aus mir heraus, als ob ich ferngesteuert wäre. Ich setzte unsere Liebe aufs Spiel - nur ein Zentimeter kleiner Schupps und sie würde in den Abgrund stürzen. Dieses Risiko nahm ich irrsinnigerweise in Kauf.
    Stundenlang, tagelang weinte ich und wusste keine Lösung. Ich wollte zu ihm, aber ich konnte nicht. Wo sollte ich schlafen? Es war kein Platz in dem speckigen Inderhaufen-Zimmer und wenn Platz gewesen wäre, dann hätte ich mir eine Augenbinde verpassen müssen, so sehr widerte mich die Umgebung an. Sharma war über mein Verhalten so sprachlos, dass er keine Worte mehr hatte und legte - das erste Mal, seit ich ihn kannte - einfach auf. Ich war ein Häufchen Elend und weinte mir die Augen rot. Dabei war ich selbst schuld. Warum konnte ich nicht warten, bis sich eine Lösung anbot? Sharma hatte mir doch erzählt, dass er vielleicht bald eine eigene Wohnung haben würde, aber ich wusste nicht, was ihm dann wieder einfallen würde. Ich hatte ständig Angst, dass ich ihn verlieren könnte. Die Angst erdrückte mich. Ich bildete mir ein, dass er mich loswerden wollte, aber ich hatte keinen Grund dafür. Vielleicht wollte ICH ihn loswerden? Mir schauderte vor diesem Gedanken. Ich liebte ihn, warum also sollte ich ihn loswerden wollen?
    In der Nacht konnte ich nicht schlafen und dachte un unterbrochen nach, ob seine Liebe echt war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mit mir leben wollte, wo ich ihm so wehtat. Ich testete ununterbrochen seine Liebe zu mir. Ich fragte ihn, ob er mich vielleicht nur wegen einer Aufenthaltsgenehmigung heiraten wollte und forderte von ihm, dass er mir beweisen müsse, dass seine Liebe nicht von der Aufenthaltserlaubnis abhängig ist. Aber ich wusste, es würde ihm nicht gelingen, das zu beweisen. Ich tat ihm absichtlich weh, das wusste ich, ich konnte es spüren und an seiner Reaktion ablesen. Er bemühte sich, so schnell wie möglich eine Wohnung zu finden und es gelang ihm tatsächlich. Nach einigen Tagen hatte er im gleichen Haus eine gefunden, in dem auch Jagir lebte. Es war eine richtige Wohnung mit zwei Zimmern, Küche und Bad. Sie kostete zweihundert Euro und war sofort zu mieten. Vielleicht besorgte er die Wohnung nur, damit ich bei ihm sein und er mich so zufriedenstellen konnte. Umso schneller würde er seine Papiere bekommen. Oder war ich falsch gewickelt? Erkannte ich seine Liebe nicht? Warum wollte ich sie nicht erkennen? Weil ich Angst hatte? Wovor? Ich spielte mit dem Feuer der Liebe, sie war dem Abgrund nahe.
    Es tat mir im Herzen weh, wenn er anrief und ich nahm den Telefonhörer nicht ab, weil ich ihm vorher per SMS geschrieben hatte, dass ich nun ein bisschen Pause bräuchte, da ich es nicht ertragen könne, dass ich ihn immer am Telefon verletzte. Ich wollte mich erst beruhigen und danach mit ihm sprechen. Ich wollte auf keinen Fall unser e einzigartige Liebe zerstören. Aber ich wusste nicht, ob ich sie erst recht zerstörte, wenn ich seinen Anruf nicht entgegennahm. Ich machte ein gefährliches Experiment, ich spielte mit dem lodernden Feuer unserer Liebe. Ich wusste nicht, wie das Experiment ausgehen würde. Ich hoffte sehr, dass Sharmas Liebe zu mir siegen würde. Aber ich war mir nicht sicher.
    Doch er ließ ununterbrochen das Telefon klingeln, ich nahm es nicht ab. Als es aufhörte zu klingeln,

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