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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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kann ihn nicht vertragen, ich sterbe fast davon. Aber ich wollte mit dir vor Glück trinken, weil ich nun endlich eine eigene Wohnung für uns gefunden habe“, sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. Den ganzen Tag verließ er sein Bett nicht und ich umsorgte ihn. Ich machte ihm Tee, legte ihm eine Wärmflasche auf seinen Bauch, rieb ihn mit Tigerbalsam ein und massierte seinen Rücken mit Öl. Ich fütterte ihn mit Obst und streichelte ihn.
    Ich saß an seinem Bett und redete mit ihm, ich erzählte ihm Geschichten, ja ich tat alles, damit es ihm wieder gut ging. Den Rest des Tages verbrachten wir kuschelnd und streichelnd im Bett.
    Am nächsten Tag ärgerte ich mich ein bisschen über Sharma, weil ich das Gefühl hatte, dass ich alles zahlte, was wir so an Essen und Trinken brauchten. Als wir dann bei der Tankstelle Heizöl für den Ofen kauften und ich auch noch das Öl bezahlen musste, weil er kein Geld hatte, war ich wirklich enttäuscht. Zuhause fragte ich ihn, was er denn so verdiene mit seinem Zeitungaustragen.
    „Mein Gott, Jasmin, ich verdiene drei bis fünf Euro pro Tag und ich habe nicht mehr Geld, ich muss auch sparen. Wenn ich hier krank werde und Medikamente brauche oder wenn ich einen Unfall habe, wer hilft mir hier? Ich habe niemanden hier, ich stehe ganz alleine da.“
    Beim Frühstück hatte ich plötzlich den Einfall, einen un widerstehlichen Drang, in seinen Geldbeutel zu schauen, wie viel Geld er denn tatsächlich hatte. Vor seinen Augen nahm ich seinen Geldbeutel und mit seiner Genehmigung suchte ich die Fächer durch. Und - ich fiel fast in Ohnmacht - hinter meinen Fotos versteckt, kamen zwei Fünfhundert-Euro-Scheine zum Vorschein und hinter dem anderen Foto noch einmal zwei Fünfhundert-Euro-Scheine. Ich war blass vor Schreck und meine Knie zitterten. Zweitausend Euro! Woher hatte er so viel Geld? Ich sah, dass es ihm peinlich war, dass ich das viele Geld entdeckt hatte. Ich dachte sofort an Drogenverkauf bei der österreichischen Grenze und war zutiefst enttäuscht von Sharma.
    „Woher hast du das viele Geld, Sharma?“, fragte ich ihn mit zitternder Stimme und betete innerlich, dass er es auf legale Weise erworben hatte.
    „Ich hab doch zu dir gesagt, dass ich in Indien ein reicher Mann bin, meine Familie hat viel Geld und dieses Geld hat mir meine Mutter mit der Westunion-Bank geschickt. Als du letzte Woche am Telefon geweint hast und mir sagtest, dass du kein Geld mitbringen könntest für Miete und Kaution, da habe ich sofort meine Mutter angerufen und in einer Stunde hatte ich das Geld. Bitte glaube mir, Jasmin, ich habe keine Drogen verkauft, es ist das Geld meiner Mutter, das sie von meinem Vater hat, als er gestorben ist“, verteidigte er sich mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen.
    Ich schrie auf Sharma ein vor Enttäuschung - das konnte ich nicht glauben! Das konnte nicht die Wahrheit sein! Warum hatte er dann das Geld vor mir versteckt? Warum hatte er mir keinen Ton davon gesagt, dass er keine Geldsorgen mehr hat te? Ich brach heulend zusammen. Woher sollte ich wissen, dass das die Wahrheit war?
    „Ich glaube dir kein Wort! Wieso sollte ich dir glauben? Warum hast du mir eine ganze Woche nichts davon gesagt, dass du Geld hast? Meinst du, ich will es dir wegnehmen? Ich hab selbst genug Geld, ich brauche dein Geld nicht, Sharma. Aber ich will, dass du mir die Wahrheit sagst, ja? Das ist unglaublich, dass du mich in aller Ruhe Heizöl und Essen bezahlen lässt und du deine fetten Scheine nicht anrührst!“, schrie ich ihm ins Gesicht.
    Vollkommen traurig und geknickt saß Sharma zusammen gesunken am Küchentisch und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Er war zutiefst enttäuscht, dass ich ihm nicht glaubte. Das war eine unglaubliche Geschichte - wie konnte ich sie nur glauben. Ich war nahe daran, alles hinzuschmeißen und ihn zu verlassen - da klingelte Sharmas Handy. Es war der 9. Dezember. Sein Bruder verkündete uns die frohe Botschaft:
     
    Die Papiere waren angekommen!
     
    Ich freute mich überhaupt nicht und sagte zu ihm, das wäre, als wenn ein Löffel zu Boden fallen würde, und warf einen Teelöffel verächtlich in die Ecke. Ich flehte ihn an, mir die Bank zu zeigen, von der er das Geld erhalten hätte, aber er winkte nur mit der Hand ab und sagte:
    „Wenn du mir nicht vertraust, dann will ich dir auch nichts beweisen. Entweder du glaubst mir oder du kannst alles vergessen. Wenn du mir nicht glaubst, dann bist du nicht die richtige Frau für mich. Ich liebe dich,

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