Bis bald, Sharma!
warte ich vor dem großen Tor zum Paradies, um dich willkommen zu heißen. Wenn du zuerst stirbst, dann warte bitte auf mich!“, sagte Sharma einmal in melancholischer Stimmung.
„Ich möchte mit DIR zusammen sterben, nicht ganz allein, Sharma. Was soll ich allein auf dieser Welt, wo du meine Sonne bist?“
Ach ja, die Liebe und der Tod. Wie viel wurde schon darüber geschrieben und immer wieder zieht einen dieses Thema magisch an. Wenn man liebt, möchte man nie von seiner Liebe getrennt sein, auch nicht durch den Tod. Aber es ist unmöglich, genau in demselben Moment, in derselben Sekunde zusammen zu sterben. Einer müsste immer vorher gehen. Wer zurückblieb, war der Leidende. Er musste allein weiterleben und auf den Tod warten, um mit seiner Liebe verbunden zu sein. Wird man sich überhaupt nach dem Tod wiederfinden? Wo sollte man sich finden? Wo war das Paradies? Im Weltall? Und wenn ich gar nicht ins Paradies kam, sondern nur mein Geliebter? Wie viele Millionen Jahre müsste ich warten, um ihm wieder zu begegnen? Und wenn er mich nicht mehr erkannte? In welcher Form würden wir uns wiedersehen? Würde Liebe ewig dauern?
An solchen tristen Novemberabenden zerbrach ich mir meinen Kopf darüber.
Um uns richtig kennen zu lernen, dafür war die Zeit bis wir uns trennen mussten, zu kurz gewesen. Wir hatten uns Ende April kennen gelernt, aber unsere Liebe hatte keine Zeit, sich zu festigen. Drei Monate - nur drei Monate liebten wir uns und als unsere Liebe intensiv zu werden begann, riss uns das Schicksal auseinander. Konnten wir an diesem Punkt unserer Trennung heute wieder anknüpfen, oder hatte sich in der Zwischenzeit etwas zwi schen uns verändert? Eine Liebe darf keine Trennung erfahren, es ist wie ein großer Stolperstein. Die Liebe muss immer fließen wie ein Fluss, sonst kann sie sich nicht entfalten.
In unserer ersten gemeinsamen Zeit war Sharma ein wunderbarer Mann gewesen. Jeden Abend kam er aus dem Restaurant, in dem er indisch kochte und brachte mir leckeres Essen mit. Jeden Abend wartete ich in der Dunkelheit mit einer Kerze auf der Treppe meines Hauses, bis er angeradelt kam. Von weitem sah ich ihn schon, wie er an der Ampel wartete. Er hielt immer eine kleine rosa Heckenrose in der Hand, die er mir an der Treppe überreichte. Eng umschlungen liefen wir heim. Jeder Abend mit ihm schien mir wie eine ungewöhnliche Traumreise. Wir machten immer etwas Besonderes daraus. Manchmal spielten wir Schach, manchmal las ich ihm aus einem Buch vor. Oft massierte ich ihn oder er mich und unsere Liebes- und Sexspiele dehnten wir auf halbe Tage und Nächte aus. Wenn mein Kopf auf seiner behaarten Brust lag, flog ich davon. Ich verschmolz mit ihm zu einem Körper. Stundenlang sagten wir gar nichts. Wir fühlten, wie unsere Liebe wuchs, wie sich ein göttlicher Liebesschleier über uns legte. Wir wussten, dass wir zusammengehörten. Niemand konnte uns trennen, auch das Schicksal nicht - dachten wir damals.
Oft sah ich ihm beim Zubereiten des Essens zu. Ich genoss es, wie er mit seinen langen Händen Knoblauch und Ingwer liebevoll winzig klein schnitt und auf ein Häufchen legte. Das Gemüse schnitt er auch in kleine Stückchen und machte überall Häufchen, dass ich schon fast lachen musste. Wenn ich mir einmal erlaubte, ihm auch beim Schneiden zu helfen, dann verscheuchte er mich, weil ich ihm die Zwiebeln zu grob schnitt oder die Kartoffeln nicht in der richtigen Form kleinschnitt.
„Das macht doch nichts“, sagte ich, „später wird doch sowieso alles gegessen.“
„Nein, Jasmin, das Gemüse kann man besser mit Chapati essen, wenn es kleiner ist. Das wird kein deutscher Eintopf, das wird indisches Sharma-Gemüse-Curry.“
Beim Kochen hatten wir immer einen Riesenspaß. Ich ließ ihn nie in Ruhe, küsste seinen Rücken - seine Angewohnheit war, meist halbnackt zu kochen - und machte allen mög lichen Unsinn. Während er sich so schön auf den Kochtopf konzentrierte, steckte ich ihm alle möglichen Leckereien in den Mund. Er bemerkte gar nicht, was ich ihm da alles reinsteckte, weil er sich so sehr auf das Kochen konzentrierte. Er machte nicht einmal den Mund richtig auf, wenn ich ihm eine Weintraube reinstecken wollte und sie fiel dabei in den Kochtopf. Meistens zog ich auch noch gemeinerweise seine noch am Körper verbliebene schlabberige Unterhose runter, sodass er komplett nackt vorm Herd stand. Er sagte nur: „Mein Gott, du bist wie ein kleines Mädchen, Jasmin.“ Ich lachte mich halbtot
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