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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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und es stand wörtlich darin, dass er wirklich geschieden war. Mit dieser frohen Botschaft rasten wir in glühender Hitze durch die Stadt zum Standesamt und legten zum x-ten Male das Dokument vor. Die Beamtin guckte uns wieder schief an und bemerkte:
    „Ja, wo ist denn die Rechtskraft??“
    „Es gibt in Indien auf Scheidungsurteilen keine Rechtskraft“, sagte ich mit letzter Kraft, um nicht zu Boden zu sinken.
    „Ja, dann können Sie eben nicht heiraten!“
    Wir hatten seinen Bruder schon hundertmal in Indien angerufen und ihn gebeten, er solle einen Rechtsanwalt nehmen, der sich um die Komplettierung des Scheidungsurteils bemühen sollte. Am Telefon musste Sharma sich ständig anhören, ob er vielleicht verrückt sei, in Indien gäbe es so etwas wie eine Rechtskraft eben nicht.
    Unsere Liebe wurd e auf eine harte Probe gestellt. Bei den kleinsten Problemen kamen wir uns in die Haare. Ich erkannte meinen indischen Traumprinzen fast nicht mehr. Die berühmte Rose, die er mir fast jedes Mal am Bahnhof überreichte, bekam ich erst eine Woche später. Wenn wir draußen spazieren gingen, streckte er mir immer liebevoll seine Hand entgegen, um meine zu bekommen, jetzt aber lief er wie ein geistesabwesender Trottel neben mir her und hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben. Seinen Ring vergaß er, an seinen Finger zu stecken und nachts im Bett wurde er nach zweimaligem Streicheln plötzlich hundemüde und schlief ein. Wo war unsere Liebe hingegangen? Mit aller Kraft wollte ich sie wieder zurückholen, aber sie ließ sich nicht zwingen. Sie musste von selbst wieder zurückkommen! Ich heulte fast jeden Tag, Sharma wollte meine Tränen nicht sehen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Bei jeder Kleinigkeit weinte ich, meine Tränen kullerten einfach von selbst heraus.
    „Bitte, lache wieder, ich will nicht mit einer traurigen Jasmin spazieren gehen!“, jammerte Sharma.
    Wenn ich nicht weinte, dann war ich böse. Ich fluchte  über die indischen Bürotrottel und konnte es nicht fassen, dass wir die Papiere nicht zusammenkriegen konnten. Alle drei Monate ein halbrichtiges Papier. Haha.
    Eines Nachmittags, als ich wieder schrecklich enttäuscht war, weil gar nichts vorwärtsging, obwohl wir uns zu Tode abstrampelten, und zu allem Übel Sharma wieder nicht daran dachte, meine Hand zu nehmen, wie früher, dachte ich, dass er mich nun endgültig nicht mehr liebte. Ich war so wütend, dass ich meine Sachen packte und ihn verlassen wollte. Richtig verlassen wollte i ch ihn nicht, nur ein bisschen.
    „Jasmin, bitte höre mir eine Sekunde zu, ich möchte dir etwas sagen! Wenn du heute aus dieser Tür rausgehst, dann gehst du für immer aus meinem Leben, aus meinem Herzen. Und ich gehe so weit weg, du wirst mich in deinem ganzen Leben nie, nie mehr wiederfinden. Wenn du einmal aus meinem Herzen gegangen bist, wirst du nie mehr in mein Herz zurückkommen. Mache bitte nicht diesen Fehler!“, sagte Sharma mit den traurigsten Augen der Welt.
    Ich überlegte es mir und blieb, packte brav mein Hab und Gut wieder aus und pulte die zerbrochene Rose aus dem Mülleimer raus.
    „Bitte mach das nie wieder, Jasmin, das war nicht gut! Hast du nicht gesagt, wir würden ein Leben lang zusammenbleiben? Und dann willst du wegen einer Kleinigkeit unsere Liebe hinschmeißen?“
    Mein Got t, was war mit uns nur passiert? Konnte dieser elende Papierstress wirklich unsere Liebe kaputtmachen? Wir klammerten uns beide an einen Strohhalm im Ozean. Meine Kraft schien zu Ende, mein Lebens-Akku war leer. Wo sollte ich mich wieder aufladen? Ich verlangte von Sharma zu viel. Er sollte vor meinen Augen im Handumdrehen die Papiere herbeizaubern und mich grenzenlos lieben. Jede Sekunde! Wehe, er vergaß nur einmal, beim Verlassen des Hauses, meine Hand zu nehmen, dann war ich furchtbar traurig, weil ich glaubte, er würde mich nicht mehr lieben. Ich lauerte richtig darauf, nach wie vielen Metern würde er mir endlich seine Hand geben? Warum nahm ICH nicht einfach seine Hand? Ich wollte aber nicht! Ich wollte, dass ER mir zuerst seine Hand gab, als Liebesbeweis quasi. Er aber hatte seinen Kopf voller Sorgen. Wann würde er endlich aus diesem verhexten Salzburg weg sein?
    Kraftlos lagen wir uns nachts in den Armen und schworen uns mit letzter Energie ewige Liebe.
     
     
    Ein strahlender, sonniger Tag am 30. April 2005.
    Ein besonderes Datum, denn genau vor einem Jahr hatten wir uns kennengelernt. Ich wollte ein bisschen mit ihm feiern, aber leider hatte

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