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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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den anderen. Jedes Mal wenn er mich ansah und küsste, hatte er einen Schimmer von winzigen Tränen in seinen traurigen, schwarzen Augen. Auf dem Tisch lag ein Liebesbrief von ihm:
    Mein Gott, Jasmin, ich liebe dich, du kannst nicht wissen, wie sehr! Du bist meine große Liebe - ohne dich sterbe ich wie ein Fisch ohne Wasser. Du bist mein Atem - bei jedem Atemzug denke ich an dich. Du bist das Licht meiner Liebe, du durchtränkst mich mit deiner Wärme. Du bist mein leuchtender Himmelsstern, der mir den Weg des Glücks zeigt. Du bist der Mond und die Sonne zugleich - ohne dich lebe ich auf der Schattenseite des Lebens, ohne deine Liebe bin ich ein Nichts. Sharma
     
    Wir spazierten wie früher im Blumenmeer des Mirabellgartens, schlenderten durch den Künstlermarkt am Giselakai und sahen den Schachspielern auf dem riesigen Schachbrett zu, das beim Residenzplatz direkt auf die Straße gemalt worden war. Es war Frühling und herrlich warm, obwohl auf den Bergspitzen noch Schnee lag. Wir schleckten Bananen- und Nusseis und alberten wie Kinder herum. Traumverloren hörten wir dem Klavierspieler zu, wie er Beethovens „Elise“ spielte. Fasziniert blieben wir bei den Didgeridoo-Spielern stehen und lauschten den seltsamen Klängen. Sharma hatte noch nie so ein Instrument gesehen und er war hingerissen von diesem Sound.
    Die Sonne brannte vom Himmel und erhitzte unsere Köpfe und wir suchten ein schattiges Plätzchen im Labyrinth des Mirabellgartens und fütterten uns gegenseitig mit Äpfeln und blauen Weintrauben. Wir waren so glücklich zusammen. Wir wollten uns einfach nicht mehr voneinander trennen und mir graute vor der Heimfahrt ohne ihn. Ich betete darum, dass das letzte fehlende Dokument nächste Woche kommen würde, aber große Hoffnung hatte ich nicht. Jede Minute, jeder Tag und jede Woche, die vergingen, waren für immer verloren. Diese Zeit kam nie mehr zurück. Ich wollte mit meinem Traumprinzen ein richtiges Leben führen und nicht so ein provisorisches wie jetzt. Diese Abschiede brachen uns das Rückgrat und ließen in unseren Herzen Traurigkeit zurück. Wir trösteten uns gegenseitig - nein, wir konnten es nicht fassen, dass schon ein Jahr vergangen war, obwohl Sharma doch bloß sechs Wochen wegbleiben wollte, als er mich auf dem Höhepunkt unserer Liebe im Juli letzten Jahres verließ und nach Österreich ging. Wie viele Sommer mussten noch vergehen, bis wir endgültig vereint waren? Und es war immer noch kein Ende abzusehen. Das Aufgebot war immer noch nicht bestellt, weil Sharmas Scheidungsurteil auf sich warten ließ. Und wenn wir alle Papiere in unseren Händen hielten, dann würde es noch weitere vier bis sechs Wochen dauern, bis wir heiraten konnten, denn wir mussten erst alles übersetzen lassen und mit diesen Papieren nach Wien zur indischen Botschaft und zum österreichischen Ministerium, wo sie wiederum aufs Genaueste geprüft werden mussten. Dann erst konnte ich das Ehefähigkeitszeugnis beantragen, das wiederum nach Deutschland geschickt werden musste, weil ich ja selbst Ausländerin in Österreich war.
    Wir beteten jeden Abend gemeinsam - wenn es einen gnädigen Gott geben würde, müsste er uns doch erhören. Aber Gott hörte uns anscheinend nicht oder hatte er uns nicht füreinander bestimmt, wo er uns doch auf so wunderbare Weise zusammengeführt hatte? Ich zweifelte an der Gerechtigkeit Gottes und haderte mit ihm. Warum durften wir nicht zusammenkommen? Was wollte er uns damit sagen? Warum mussten wir so lange warten?
    Zuhause lag ich am See unter meinem Lieblingsbaum und fragte ihn, ob er mir helfen könnte, aber er ließ nur seine Blätter rauschen und schwieg. Ich legte mich nahe an seinen Stamm, vergrub mein Gesicht im hohen Gras und weinte. Danach ging es mir besser und ich konnte wieder klare Gedanken fassen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Mein Piari - Mein Liebling
     
     
    Ich wollte meinen Liebling, überraschen und schrieb ihm einen Liebesbrief, den ich nach Salzburg schickte. Sharma hatte noch nie einen richtigen Liebesbrief von mir bekommen. Ich hoffte, ich würde damit seine triste Zeit mildern und ein wenig Licht und Wärme in sein Herz senden. Ich schrieb ihm:
     
    Mein Liebling, mein Piari, meine große Liebe, mein goldiger Mann, ich kann es nicht mehr lange ohne dich aushalten, mein Herz ist schon so schwer ohne dich, deshalb schreibe ich dir diesen Brief.
    Zuerst das Wichtigste:
     
    ICH LIEBE DICH !
     
    Sharma, ich habe

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